Die Renaturierung am Schlitterer Gießen erweitert den Lebensraum der Inn-Äsche
Clemens Ratschan
Clemens Ratschan
Umwelt

Äsche soll wieder laichen können

Den Äschen im Inn mangelt es an nötigen Rückzugsbereichen und Laichplätzen. Baumaßnahmen sollen die Mündung des Schlitterer Gießen, eines Zubringers des Ziller, wieder passierbar machen. Die Fische sollen im ruhigen Seitengewässer dann wieder Schutz und Ruhe finden.

Während früher mehr als 30 verschiedene Fischarten im Tiroler Inn nachgewiesen wurden, kommen heute nur noch wenige heimische Arten in größeren selbsterhaltenden Beständen vor, darunter die Bachforelle und die Äsche. Auch diese Arten hängen vom aussetzen von Eiern oder Jungfischen ab. Die Hauptflüsse sind durch stark wechselnde Wasserstände belastet.

„Viele im Inn vorkommende Fischarten suchen die oftmals klaren und schützenden Seitengewässer auf, die den Jungfischen als Kinderstuben dienen und Ausweichlebensräume für größere Fische darstellen. Deshalb ist es wichtig, die Anzahl zugänglicher und passierbarer Seitengewässer durch einen naturnahen Rückbau wieder zu erhöhen“, so Zacharias Schähle vom Tiroler Fischereiverband.

Zwei Äschen haben sich für die Paarung gefunden bzw. sind beim Laichen
Clemens Ratschan
Äschen laichen auf seichten Kiesbänken

Barrierefreie, geschützte Plätze

Die Einengung des Bachbetts, Uferverbauungen und Wasserkraftwerke führten im letzten Jahrhundert dazu, dass es vielen Fischarten an Rückzugsbereichen und Laichplätzen mangelt. Seit mehr als zehn Jahren werden daher Initiativen gesetzt, um diese ökologischen Defizite zu verbessern, so auch am Schlitterer Gießen, einem kleinen Zubringer des Ziller. Baumaßnahmen für eine Renaturierung sollen seine Mündung wieder ganzjährig für Fische zugänglich machen.

Die Bauarbeiten zur Renaturierung starteten Mitte Jänner im Rahmen des EU-Interreg-Projektes INNsieme und sollen noch im Frühling 2021 abgeschlossen werden. WWF, Land Tirol, der Tiroler Fischereiverband und die Gemeinde Schlitters wollen damit den Artenschutz an Inn und Ziller stärken: „Dadurch finden seltene Arten am Inn wieder neue Lebensräume und Schutz. Das ist gerade dort wichtig, wo die Verbauung besonders stark fortgeschritten ist“, erklärte INNsieme-Projektleiterin Elisabeth Sötz vom WWF.

EU-Projekt Innsieme

Im grenzüberschreitenden Artenschutzprojekt INNsieme haben sich verschiedene Projektpartner aus Bayern, Österreich und der Schweiz zusammengeschlossen, um gemeinsame Lösungen für einen effektiven Schutz des Inn und seiner beheimateten Arten zu erarbeiten.

Artenschutz für ein funktionsfähiges Ökosystem

Ein flacher Damm oberhalb der Mündung des Schlitterer Gießen in den Ziller sowie eine dahinterliegenden Vertiefung sollen das Wasser zukünftig tief genug für ein Passieren der Fische machen. Auch Wurzelstöcke und Kieselsteine werden eingebaut. Die Wiederherstellung ehemaliger Laichplätze soll vor allem der Äschenpopulation des Ziller und des Inn helfen. Die Inn-Äsche besitzt eine einzigartige Genetik und ist daher von besonderer Bedeutung für die Umwelt. Ihr Erhaltungszustand ist durch die Gewässer-Defizite derzeit aber unbefriedigend.