Die 26-jährige Andrea Götsch ist mit ihrem Instrument bereits ganz oben auf der Karriereleiter angekommen. Sie ist nun Mitglied des Orchesters der Wiener Staatsoper. Dadurch darf sie bereits bei den Wiener Philharmoniker mitspielen, welche sich aus 148 Mitgliedern des Staatsopernorchesters zusammengesetzen.
Als erste Frau im Klarinettenregister erhöht sie damit die Frauenquote des Orchesters auf zwölf Berufsmusikerinnen. Nach drei Jahren im Staatsopernorchester hat sie die Möglichkeit in den Verein der Wiener Philharmoniker aufgenommen zu werden.
Traum erfüllt
Das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker 2021 fand aufgrund der Covid-19-Pandemie ohne Saalpublikum im Wiener Musikverein statt. Doch durch die Übertragung mit 17 Kameras konnten viele Millionen Menschen aus 92 Ländern dabei sein. Für Andrea Götsch war es das erste Neujahrskonzert auf der Bühne des Musikvereins.
Seit November 2020 ist die Südtirolerin festes Mitglied des Wiener Staatsopernorchester. Im vorigen Jahr konnte die Klarinettistin bei einem Probespiel überzeugen: „Als ich gewonnen habe, konnte ich es nicht glauben, dass ich nun mit den weltbesten Musikern spielen darf“, freut sich Andrea Götsch.
Obwohl die Konzertsäle derzeit leer bleiben müssen, wird hart geprobt. „Im Normalfall hätten wir jeden Abend eine Vorstellung in der Staatsoper, dazu kommen noch die Philharmonischen Konzerte. Wir wären auch viel auf Tournee, etwa in Asien, doch leider ist das derzeit nicht möglich. Nun nutzen wir die Zeit intensiv zum Proben“, beschreibt die Klarinettistin ihren neuen Arbeitsalltag.
Junges Talent mit steiler Karriere
Damit die Südtirolerin heute ihren Traum leben kann, waren viel Fleiß und Disziplin nötig, Talent und auch ein Quäntchen Glück. Mit acht Jahren hatte sie das Instrument das erste Mal in der Hand. Daraus wurde eine innige Liebe, wie sie ihre Beziehung zum Instrument beschreibt. „Die Klarinette hat mir von Anfang an großen Spaß gemacht. Als Jugendliche hatte ich bereits das Ziel am Konservatorium in Bozen zu studieren“, erzählt die Meranerin. Es folgten viele Konzerte, etwa in Südtirols größtem Konzerthaus, dem Meraner Kursaal.
Zwölf Jahre lang hat sie mit der Algunder Bürgerkapelle musiziert. „Wenn es die Zeit erlaubt und ich nach Hause kommen kann, besuche ich die Kapelle. Es ist dann ein großes Vergnügen wieder mit ihnen zu musizieren“, freut sich die Südtirolerin.
Nach den Proben folgt Fußball
Als Mitglied des Wiener Staatsopernorchester verfolgt Andrea Götsch ein sportliches Hobby als Ausgleich. Denn nicht nur die Klarinette lässt ihr Herz höher schlagen, sondern auch Fußball.
Im Wiener Sportclub ist die Musikerin auch als Defensivkünstlerin bekannt. Fußball und Klarinette ergänzen sich, wie sie erzählt: „Ich habe das Gefühl, dass ich vom Fußball profitiere. Der Sport hält mich fit, er stärkt mein Lungenvolumen und trainiert meine Reaktion“.
In Wien hat Andrea Götsch eine neue Heimat gefunden, die es ihr ermögliche ihren Traum zu leben, auch wenn sie manchmal die Berge, das mediterrane Klima und den guten Kaffee vermisse, wie sie erzählt.