Kinder sitzen in Klassenzimmer
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Bildung

Jedes dritte Kind zur Betreuung in Schulen

In zahlreichen Tiroler Volksschulen werden derzeit fast so viele Kinder wie im Regelunterricht betreut. Die Bildungsdirektion appellierte an die Eltern, ihre Kinder wenn möglich zu Hause zu betreuen. Diesen Aufruf kritisierte Neos am Freitag heftig.

In Tirol geht knapp ein Drittel aller Schüler derzeit in die Schulen. In den Klassen findet zwar kein Unterricht statt, doch die Lehrerinnen und Lehrer sind zur Lernbetreuung da. Die Kinder können sie um Hilfe fragen, wenn sie ihre Aufgaben nicht lösen können.

Die Anwesenheit der Lehrer sei vor allem in den Volksschulen wichtig, denn Eltern könnten den Kinder nicht Lesen und Scheiben beibringen, betonte Christiane Götz, Präsidentin des Landeselternverbands. Der Grundstock für die weitere Karriere der Kinder werde in der Volksschule gelegt.

Christiane Götz
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Christiane Götz betont die Wichtigkeit der Lehrer für die Kinder

Bildungsdirektion: Kinder möglichst zu Hause lassen

Die Bildungsdirektion in Tirol sieht die Entwicklung angesichts der Infektionszahlen mit Sorge. Volle Klassenzimmer wolle man nicht haben, auf der anderen Seite werde jedoch die Notwendigkeit eines Betreuungsangebotes durchaus gesehen. Es finde in der Schule jedoch kein Unterricht im klassischen Sinne statt, betonte Bildungsdirektor Paul Gappmaier.

Für viele Eltern ist die Betreuung ihrer Kinder in den Klassen eine deutliche Entlastung. Doch dadurch wird auch den Lehrerinnen und Lehrern viel abverlangt. Einige Schulen schrieben Eltern in dieser Woche an, die Kinder wenn möglich zu Hause zu lassen. In diese Richtung gehen auch die Appelle der Bildungsdirektion.

Paul Gappmaier
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Paul Gappmaier ersucht die Eltern, ihre Kinder möglichst zu Hause zu lassen

Neos: Es ist gut, wenn die Kinder in die Schule gehen

Kritik daran kommt von Nesos-Klubobmann Dominik Oberhofer. Wenn die Bildungslandesrätin und der Bildungsdirektor davon sprechen würden, dass es nicht im Sinne des Erfinders sei, wenn rund 80 Prozent der Volksschüler während der Zeit des Lockdowns die Schule besuchen, so müsse er da widersprechen: „Im Gegenteil, es ist sogar gut so!“ Denn die größten Bildungsverlierer in der Krise würden sich nicht in den Mittel- und Oberstufen befinden, sondern genau dort, wo die Basis für jedes Lernen gelegt wird – in der Grundstufe.

Österreichweit jedes vierte Kind angemeldet

Tirol hat derzeit die höchsten Betreuungszahlen in den Schulen in ganz Österreich. Doch auch in den anderen Bundesländern meldeten viele Eltern ihre Kinder zur Betreuung an. Laut den Zahlen des Bildungsministeriums wurden rund 25 Prozent der Kinder im Pflichtschulalter für mindestens einen Tag zur Betreuung an den Schulen angemeldet. Gegenüber der Vorwoche ist das ein Zuwachs von zehn Prozentpunkten.

An den Volksschulen beträgt die Quote sogar 39 Prozent (Vorwoche: 22 Prozent), an den Mittelschulen sind es 14 Prozent (Vorwoche: acht Prozent) und an den AHS-Unterstufen vier Prozent (Vorwoche: drei).