Autos auf Parkplatz
Pixabay
Pixabay
Wirtschaft

In Tirol vieles „Made in Germany“

Waren im Wert von über 150 Milliarden Euro importiert Österreich im Schnitt pro Jahr. Importe aus asiatischen Ländern machen dabei aber nur einen kleinen Teil aus. Die meisten Waren kommen aus Deutschland und Italien.

Vor allem Maschinen, Fahrzeuge und Elektrogeräte werden aus dem Ausland importiert. Entgegen einer viel verbreiteten Meinung machen Waren aus Asien aber nur einen kleinen Teil der Importe aus. Von den rund 150 Milliarden Euro kommen Waren im Wert von lediglich zehn Milliarden Euro aus China. „Eine sehr überschaubare Menge“, so der Universitätsprofessor für Wirtschaftstheorie an der Uni Innsbruck, Gottfried Tappeiner.

Tatsächlich werde indirekt aber wohl um Einiges mehr aus China importiert. Indirekte Importe würden nämlich in der Außenhandesstatistik nicht aufscheinen. Wird ein Produkt – mit Einzelteilen aus China – aus Frankreich importiert, gilt die Ware als französischer Import, erklärt Tappeiner.

FFP2 Maske
ORF
Wird derzeit millionenfach importiert: Die FFP2-Maske

Warum wird so vieles importiert?

Im „ORF Tirol Redhaus“ in Kooperation mit der Bildungsdirektion Tirol wollte HTL-Schüler Lucas Keller wissen, warum eigentlich so viel aus dem Ausland importiert werden muss. Laut dem Wirtschaftsprofessor Tappeiner gibt es dafür gleich mehrere Gründe: Fehlende Rohstoffe, wie zum Beispiel seltene Erden oder auch ein zu hoher Produktionsaufwand sind zwei der Gründe. „Wenn wir Bananen selber produzieren würden, wäre der Energieverbrauch höher, als jener, der für den Transport benötigt wird“, so Tappeiner.

Bananen
ORF
Wenn die Produktion im Inland zu aufwendig und zu teuer ist, werden bestimmte Waren aus dem Ausland importiert

Außerdem fehle in bestimmten Bereichen das Know-How. Daneben spielen laut dem Universitätsprofessor vor allem die Konsumenten eine entscheidende Rolle. Um eine große Auswahl an Produkten anbieten zu können, wäre ein Import unumgänglich. „Wenn wir Autos nur in Österreich produzieren würden, hätten wir nur ein oder zwei unterschiedliche Modelle.“

Frage des Preises und der Bedürfnisse

In Tirol und Österreich gebe es viele Kompetenzen, jedoch könnten nicht alle Bedürfnisse aus der eigenen Produktion abgedeckt werden, so Martin Wetscher, Vizepräsident der Tiroler Wirtschaftskammer. Als Konsument sei man mittlerweile gewohnt, dass alles zu jeder Zeit und um jeden Preis bestellt werden kann, was sich zuletzt auch in der Coronakrise gezeigt habe.

Martin Wetscher im Gespräch mit Lucas
ORF
Martin Wetscher (WK) im Gespräch mit Lucas Keller

Solange zum Beispiel gewisse Maschinen im Ausland billiger oder besser produziert werden, hätten Tirol und Österreich geringere Chancen, diese Waren im Inland zu produzieren und zu verkaufen. Von der Wertschöpfung würde mehr im Land bleiben, wenn mehr Produkte nachgefragt würden, die in Österreich auch gut hergestellt werden können, ergänzt der Universitätsprofessor.

Tourismus als wichtiges Exportgut in Tirol

„Wir sind weniger ein Industrieland und mehr ein Tourismusland“, erklärt Wetscher einen weiteren Grund, warum manche Waren aus dem Ausland kommen müssen. Tourismus sei in gewisser Weise ein Exportgut. „Wenn sich jemand aus Deutschland eine Skikarte oder ein Schnitzel kauft, dann ist das volkswirtschaftlich ein Export“, so Wetscher. Auf diese Art zu wirtschaften müsse man aber derzeit schmerzlich verzichten.

Für den Ausgleich zwischen Importen und Exporten sei der Tourismus wichtig. „Wenn wir nur einkaufen und nichts exportieren können, würden wir volkswirtschaftlich ausbluten.“ Wegen des Lockdowns und der Reisewarnungen sei der touristische Export in diesem Winter „auf 0 gesetzt“. Das sei „für ganz Österreich von großem Nachteil.“