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Alpinunfälle im Coronavirus-Jahr 2020

Auch was die alpine Unfall-Statistik betrifft, war das Jahr 2020 außergewöhnlich. Nach einem normalen Jahresbeginn kam in Tirol die Quarantäne. Skigebiete sperrten zu, Wintersport war de facto verboten. Das Kuratorium für alpine Sicherheit zog am Mittwoch Bilanz.

In Österreichs Bergen gab es im vergangenen Jahr 261 Todesopfer. In Tirol verunglückten 88 Menschen tödlich. Das ist österreichweit ein deutlicher Rückgang im Vergleich zum Jahr 2019, in dem 304 Personen bei Alpinunfällen starben. Trotz Ausgangsbeschränkungen in der Coronakrise gab es 2020 insgesamt aber um rund 500 Verletzte mehr als noch im Jahr 2019. In Tirol waren es 3.304 Personen.

Die meisten Toten gab es im Sommer

Die Anzahl der Alpintoten ist meist im Juli, August und September am höchsten, so auch 2020. Der unfallträchtige Jahresstart habe sich, mit Unterbrechung durch den ersten Lockdown, bis in die Sommermonate fortgesetzt. Hauptursachen seien Anfang des Jahres mangelnder Schnee an den Pistenrändern, überfüllte Pisten sowie im Sommer der durch die Coronapandemie verstärkte Bergsport-Hype gewesen, fasste das Kuratorium für alpine Sicherheit zusammen.

Inländer verunglückten am häufigsten

Fast alle Todesopfer kamen aus dem europäischen Raum. Der Großteil der tödlich Verunglückten stammte, wie auch in den Jahren zuvor, aus Österreich (65 Prozent), gefolgt von Deutschland mit 48 Toten (18 Prozent). Die Bergsportdisziplin mit den meisten Unfalltoten im Jahr 2020 war laut Kuratorium einmal mehr Wandern bzw. Bergsteigen mit 98 Toten, gefolgt von Unfällen auf der Piste mit 30 Toten und auf Skitouren mit 21 Toten.

Etwa 27 Prozent der tödlich verunglückten Personen sterben im langjährigen Mittel nicht beim Bergsport, sondern bei der Jagd, bei Forstarbeiten und Ähnlichem.

Drei Tote in Tirol bei Lawinenunfällen

Von 1. Jänner bis 31. Dezember 2020 registrierte die Alpinpolizei 58 Lawinenunfälle, bei denen elf Personen (acht Männer und drei Frauen) starben. Fünf Tote (Schneeschuhwanderer) gab es in Oberösterreich, drei Tote in Tirol und je einen Lawinentoten in Kärnten, Niederösterreich und Vorarlberg (alle Skitour).

Die Bergung aus Lawinen und der Umgang mit der persönlichen Ausrüstung sollte jedes Jahr trainiert und aufgefrischt werden, erinnerte das Kuratorium für alpine Sicherheit. Einzelgänger sollten vor einer Skitour zumindest eine Person darüber informieren, wo sie unterwegs sind, dann auch ohne Lawine könne es zu einer lebensbedrohlichen Situation kommen, etwa ein Sturz kopfüber in den Schnee.

Notlagen durch Selbstüberschätzung

Der Anteil der Unverletzten lag in den vergangenen Jahren und auch im Jahr 2020 bei rund 32 Prozent aller registrierten Notrufe. Dazu gehörten Personen, die mit den Begebenheiten einer Tour und den Verhältnissen überfordert waren oder sich selbst überschätzt haben und deshalb in eine alpine Notlage gerieten. Eine solide Tourenplanung durchzuführen und Eigenverantwortung zu übernehmen spiele mehr denn je eine bedeutende Rolle, betonte das Kuratorium für alpine Sicherheit am Mittwoch.