Blick auf den Gossenköllesee im Kühtai
Christopher Bellas
Christopher Bellas
Wissenschaft

Forscher entdecken neue Gruppe von Viren

Forscher der Universität Innsbruck haben in einem Tiroler Bergsee eine neue Gruppe von Viren entdeckt. Vertreter dieser Gruppe kommen in Seen und Flüssen auf der ganzen Welt vor und könnten in ihrer Umwelt möglicherweise eine große Rolle spielen.

Christopher Bellas und Ruben Sommaruga vom Institut für Ökologie haben im Gossenköllesee unterhalb des Pirchkogels im Kühtai die Viren entdeckt. Sie werden von den Forschern derzeit noch als „Polinton-ähnliche Viren“ bezeichnet. Alleine im Gossenköllesee konnten sie 80 neue Viren dieser Gruppe entdecken. In weiterer Folge konnten sie zeigen, dass es sich um eine wichtige neue Virengruppe handelt, die weltweit vorkommt. Die beiden Forscher konnten mit ihrem Team 500 weitere Viren dieser Gruppe identifizieren.

Blick auf den Gossenköllesee im Kühtai
Klemens Weisleitner
Forscher auf einem Floss am 2.417 Meter hoch gelegenen See

Haben es vor allem auf Mikroorganismen abgesehen

Noch ist für die Forscher nicht klar, wie sich diese Viren verhalten. Was Infektionen mit diesen Viren betrifft, dürften sie es vor allem auf Mikroorganismen mit Zellkern, sogenannte „Eukaryota“, abgesehen haben. Betroffen könnten etwa verschiedene Algen sein. Wie diese Viren mit ihren Wirten interagieren und warum sie so häufig vorkommen, ist derzeit noch nicht geklärt, die beiden Forscher hoffen da auf weitere Untersuchungen in alpinen und auch anderen Seen.

Die meisten Viren sind für Menschen ungefährlich

Die Forscher halten in ihrer Aussendung fest, dass Viren zwar einen schlechten Ruf haben und häufig als Problem für die Menschen gesehen werden, sie aber andererseits zu den häufigsten biologischen Einheiten zählen. In einem Teelöffel Fluss- oder Seewasser würden sich Millionen Viren befinden, die andere lebende Organismen infizieren. Die meisten davon seien für den Menschen völlig harmlos, betonen die Wissenschafter. Jeden Tag würden Viren eine riesige Anzahl von Mikroorganismen in der Umwelt zerstören, was den Energiefluss in Nahrungsnetzen auf globaler Ebene verändere.

Sequenzen mit internationalen Datenbanken verglichen

Um Viren im hochalpinen Gossenköllesee zu untersuchen, haben die Forscher Technik namens „Metagenomik“ verwendet, mit der sie große Mengen an DNA aus dem Seewasser sequenziert haben, um zu ermitteln, welche Viren vorhanden sind und welche Organismen von ihnen infiziert werden könnten. „Bei der rechnerischen Zusammensetzung der Virusgenome waren wir überrascht, so viele Viren, die sich von den bereits bekannten unterscheiden, zu entdecken. Daher waren sie auch sehr schwer zu identifizieren“, erzählt Christopher Bellas. Mit der neuen Kenntnis ihrer DNA-Sequenz habe man dann globale mikrobielle DNA-Datenbanken durchsuchen und zeigen können, dass Polinton-ähnliche Viren in Flüssen und Seen auf der ganzen Welt vorkommen, und nicht nur in hochalpinen Seen.