Impfung in Arm
APA/Georg Hochmuth
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Coronavirus

Expertin: Schnell und viel impfen wichtig

In Alten- und Pflegeheimen ist mit den Impfungen begonnen worden. Auch Personal im Gesundheits- und Pflegebereich wird derzeit geimpft. Laut Virologin Dorothee von Laer müssen deutlich über 90 Prozent der Menschen geimpft werden, um der neuen Virusvariante Einhalt zu gebieten.

Wie der Impfplan für Tirol in den nächsten Wochen und Monaten ausschauen soll, wird derzeit bei der schwarz-grünen Regierungsklausur diskutiert. Unterdessen erfolgte am Dienstag der Impfstart in größerem Rahmen in Tirols Pflegeheimen. Die Impfbereitschaft der Bewohnerinnen und Bewohner ist mit über 90 Prozent etwa im S‘Zenzi in Zirl groß, beim Pflegepersonal haben allerdings erst 40 Prozent Bereitschaft für eine Covid-19-Impfung bekundet, sagt Heimleiter Robert Kaufmann.

Impfexperte für mehr Aufklärung und gegen Fake News

Das Personal im Pflege- und Gesundheitsbereich ist nach Ansicht des Impfexperten Peter Kreidl von der MedUni Innsbruck jene Gruppe, bei der nach den bekannten Risikogruppen ein Impfschutz jetzt besonders wichtig wäre. Deshalb wünscht sich der Impfexperte noch mehr Aufklärung und noch viel mehr Transparenz zur Wirksamkeit und den Risiken der Impfung: „Die Vorbildwirkung des Gesundheitspersonals ist sehr wichtig, damit die Leute überzeugt sind. Es kursieren sehr viele Fake News mit komischen Inhalten. Es ist wichtig, dass man diese Missinformation klar und deutlich identifiziert und sagt, dass das nicht wahr ist.“

Virologin Dorothee von Laer im ORF Interview
ORF
Virologin Dorothee von Laer betont, dass nun möglichst schnell und möglichst viele Menschen geimpft werden müssten, um dem Virus Einhalt zu gebieten

Von Laer: „Hier hilft wirklich nur die Impfung“

Dass die britische Virusmutation eineinhalb Mal ansteckender ist als die bisherige Virusvariante, bedeutet für Virologin Dorothee von Laer, „dass wir uns noch besser schützen müssen, um die Verbreitung des Virus zu unterdrücken“. Man habe aber jetzt schon Schwierigkeiten, die Zahlen nach unten zu drücken. "Hier hilft wirklich nur die Impfung.“ Es sei wichtig, schnell und viele zu impfen, damit genügend Menschen geschützt sind, bevor die neue Virusvariante auch bei uns die Oberhand gewinnt, so von Laer.

Bislang keine unerwarteten Nebenwirkungen

Die bisher bekannten Nebenwirkungen der Coronavirus-Impfung seien vergleichbar mit jenen der Grippeimpfung. Allerdings sind erst die Nebenwirkungen in den ersten Tagen und Monaten bekannt, da der Impfstoff neu ist. In sehr seltenen Fällen gebe es bei Impfungen nach ein paar Monaten Nebenwirkungen. So gebe es etwa auch bei der Grippeimpfung als sehr seltene Nebenwirkung eine Autoimmunerkrankung insbesondere des Nervensystems. Ob so etwas auch nach dieser Impfung auftreten kann, werde sich in den nächsten Monaten zeigen, so von Laer. Bislang sei bei den Covid-19-Impfungen aber nichts Dramatisches oder Unerwartetes aufgetreten.

Fünf Prozent Impfversager

Dass man auch nach einer Impfung noch andere anstecken kann, hält von Laer für unwahrscheinlich, da man dann ja Antikörper habe. Aber tatsächlich sei es noch nicht abschließend geklärt, ob man das Virus noch weitergeben kann. Impfversager hingegen – das seien etwa fünf Prozent der Geimpften – können sich weiterhin infizieren und das Virus auch weitergeben.

Herdenimmunität nur bei deutlich über 90 Prozent

Um die sogenannte Herdenimmunität zu erreichen, brauche es nach Ansicht von Laers deutlich mehr als die im Frühjahr propagierten 60 bis 70 Prozent. Bei allen bekannten Infektionskrankheiten liege der Wert bei über 80 bzw. meist 90 Prozent, die für eine Herdeimmunität nötig seien. Der Prozentsatz sei noch höher, wenn die neue Virusvariante die Oberhand gewinnt.