Schneemassen in Matrei in Osttirol
Martin Berger
Martin Berger
Chronik

Osttirol: Situation zum Teil noch angespannt

Auch nach dem Ende der jüngsten Schneefälle herrscht in Osttirol teilweise noch eine angespannte Situation. Die Schneemassen lasten schwer auf den Dächern und haben am Wochenende zwei Gebäude einstürzen lassen. Auch die Lawinengefahr ist teilweise noch „groß“.

Obertilliach im Lesachtal ist durch die Südstaulage schwer von den großen Schneemengen betroffen. Obertilliachs Feuerwehrkommandant Johann Obererlacher sagt, am besten wäre, wenn gar kein Schnee mehr kommen würde, „weil wir einfach genug haben“.

Schneemassen in Obertilliach
Thomas Klammer
In Obertilliach lasten riesige Schneemengen auf den Dächern

Über eine halbe Tonne Schnee pro Quadratmeter am Dach

Bis zu drei Meter hoch türmt sich in Obertilliach der Schnee auf den Dächern. Obererlacher sagt, die Dächer würden das generell aushalten. Man habe eine Schneelast von 530 Kilogramm pro Quadratmeter gemessen, die Dächer seien auf über 600 bis 800 Kilogramm berechnet. Ein paar Gebäude seien etwas schwächer gebaut, „die haben wir natürlich im Auge“, so Obererlacher. Ansonsten müsse abgeschöpft werden. Das Problem sei aber, dass es unten kaum mehr Platz für Schnee gebe, obwohl man schon welchen per Lkw aus dem Dorf hinaustransportiert habe.

In den Tallagen sind die Gebäude nicht auf derart hohe Schneelasten ausgelegt. Derzeit kann man aufgrund der Temperaturen um die Null Grad aber auch im Talboden entspannter sein, sagt Bezirksfeuerwehrkommandant Herbert Oberhauser. Vor allem flache Dächer wie etwa an Tankstellen würden derzeit abgeschöpft, er sei aber der Meinung, dass sich die Lage von Stunde zu Stunde entspanne.

Windverfrachtungen führen zu kritischer Lawinensituation

Angespannt ist nach wie vor die Lawinensituation. Im Süden Osttirols gilt die zweithöchste Lawinenwarnstufe 4, „große Gefahr“, ansonsten die Stufe drei, also „erhebliche Gefahr“. Der Obmann der Bergrettung Osttirol, Peter Ladstätter, rät zu defensivem Verhalten beim Wintersport. Aufgrund der extremen Schneeverfrachtungen durch den Wind sei die Lage in allen Expositionen wie eine Mausefalle gespannt. Auch Tinetz-Mitarbeiter sind im Einsatz. Mit Hubschraubern werden Stromtrassen vom Schnee befreit. Stromausfälle gab es nach diesen erneuten Schneemengen aber nicht.

1,5 Millionen vom Land für Schneeräumung

Vom Land Tirol hieß es am Montag, man werde die Mehrkosten für die Schneeräumung in Osttirol mit 1,5 Millionen Euro unterstützen. Die Mittel würden noch im ersten Quartal 2021 nach einem entsprechenden Verteilungsschlüssel hinsichtlich der Finanzkraft der jeweiligen Gemeinden ausbezahlt. Laut Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) werde dadurch der Gemeindeausgleichsfonds nicht zusätzlich belastet, „wir unterstützen aus dem Landeshaushalt mit frischem Geld“.