Frau füllt einen Antrag auf Arbeitslosengeld aus
APA/BARBARA GINDL
APA/BARBARA GINDL
Wirtschaft

Zahl der Arbeitslosen mehr als verdoppelt

Im Dezember ist die Zahl der Arbeitslosen in Tirol auf 38.727 Personen gestiegen. Damit waren zum Jahresende mehr als doppelt so viele Tirolerinnen und Tiroler ohne Beschäftigung als ein Jahr zuvor. Der Tiroler AMS-Chef sprach von einem noch nie dagewesenen Szenario.

Der Abschluss des Krisenjahres 2020 zeige in aller Deutlichkeit, dass Tirol speziell vom dritten Lockdown und dem verschobenen Start der Wintersaison betroffen sei, erklärte Alfred Lercher, der Landesgeschäftsführer des AMS in Tirol: „Im Dezember 2020 traf somit die saisonale Winterarbeitslosigkeit im Bau auf das nach wie vor großteils arbeitslos gemeldete Personal in Gastgewerbe und der Hotellerie; ein noch nie dagewesenes Szenario in Tirol.“ Auch die nächsten Wochen werden schwierig, so Lercher.

Im Dezember 2020 meldeten sich in Tirol 22.944 Personen als arbeitslos. Damit stieg dieser Wert um 145,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Österreichweit stieg die Arbeitslosigkeit um 109.887 Personen oder 31,4 Prozent auf insgesamt 459.682. Zusätzlich befanden sich 61.237 Personen derzeit in Schulung – mehr dazu in Knapp 521.000 ohne Arbeit (oesterreich.ORF.at).

Arbeitslose finden nach Pandemie rasch wieder Arbeit

Der Ausblick für das laufende Jahr fällt aus AMS-Sicht aufgrund der positiven Entwicklungen bei der Impfstoffentwicklung und ausgehend von einer historisch hohen Arbeitslosigkeit insbesondere für die zweite Jahreshälfte vorsichtig positiv aus. "Wir wissen zwar, dass ein großer Teil der heute arbeitslos gemeldeten Menschen nach Abschwächen der Pandemie im Laufe von 2021 schnell wieder in den Arbeitsmarkt integriert sein wird“, so Lercher.

Eine Erholung am Arbeitsmarkt hänge eng mit der weiteren Entwicklung der Wirtschaftsdaten im Zuge der Pandemie zusammen. Allerdings reagiere der Arbeitsmarkt dann zeitverzögert, und es werde in Tirol doch noch einige Zeit brauchen, bis das Niveau der Vorjahre wieder erreicht werde, erläuterte der AMS-Chef.

Erholung am Arbeitsmarkt dauert fünf bis sechs Jahre

Das AMS rechnet damit, dass das Vorkrisenniveau der Arbeitslosigkeit aus dem Jahr 2019 voraussichtlich erst in fünf bis sechs Jahren wieder erreicht werden kann. Die derzeitigen Unsicherheiten in punkto Wintersaison, drohende Insolvenzen und Kündigungen sowie mögliche Kettenreaktionen aufgrund internationaler Handelsbeziehungen oder eines durch die Coronavirus-Pandemie beschleunigten Strukturwandels könnten die wirtschaftliche Erholung zusätzlich verlangsamen.

Die Zahl der Arbeitslosen in Tirol stieg in allen Altersgruppen und in allen Bezirken. Im Bezirk Landeck stieg die Zahl der arbeitslos vorgemerkten Personen um 502,5 Prozent oder 3.452 Personen. Es folgen Reutte (+500,0 Prozent oder 1.525), Kitzbühel (+272,5 Prozent oder +2.842), Schwaz (+233,0 Prozent oder +3.432), Imst (+175,8 Prozent oder +2.532), Lienz (+95,2 Prozent oder +1.249), Kufstein (+88,4 Prozent oder +2.291) und Innsbruck (+81,1 Prozent oder +5.621). Den größten Anstieg der Arbeitslosen gab es in der Hotellerie und Gastronomie.

ÖGB: Hohe Arbeitslosigkeit lässt Alarmglocken schrillen

Der Tiroler ÖGB-Vorsitzende Philip Wohlgemuth bezeichnete es als für ihn schleierhaft, wie bei konstant steigenden Arbeitslosenzahlen und sinkenden offenen Stellen 38.727 Arbeitslose in Tirol rasch wieder einen Job finden sollen. „Um dem rasch entgegenzuwirken, braucht es dringend die Stärkung der Kaufkraft und weitere Konjunkturpakete, damit Arbeitsplätze gehalten und neue geschaffen werden können“, so der Tiroler ÖGB-Chef.