Über 7.000 Menschen sind nach dem Brand im Flüchtlingslager Moria seit gut drei Monaten im immer noch provisorischen Lager Kara Tepe untergebracht – auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz, mit Stacheldraht umzäunt. Seit zwei Wochen ist Christine Widmann dort für das Rote Kreuz im Einsatz. Das Ganze könne nur eine zeitlich befristete Notunterkunft sein, so Widmann, man könne sich die Situation dort kaum vorstellen, wenn man es nicht selber sieht.
Viele Kinder sind krank
Winterfeste Zelte sollten die Menschen in Kara Tepe vor Regen, Sturm und Kälte schützen. Doch die 7.000 Menschen dort schlafen oft in nassen Zelten, pro 20 Quadratmetern leben zehn Menschen. Diese mangelnden hygienischen Bedingungen bringen auch viele Krankheiten mit sich, berichtet die Rot-Kreuz-Helferin. Viele Kinder leiden an Krätze. „Es gibt aber auch Durchfallerkrankungen, andere wiederum leiden an Verstopfung“, berichtet Widmann.
Situation für alle im Lager sehr belastend
Die Arbeit in dem Camp sei belastend. Vieles müsste gemacht werden, die Absprache mit den griechischen Behörden sei aber langwierig und mühsam, berichtet Widmann. Für die 7.000 Flüchtlinge hingegen ist jeder Tag gleich. Zu tun gibt es nichts, keine Schule, keine Arbeit, keine Ablenkung. „Es ist ein Warten auf eine Zukunft, von der keiner hier weiß, wie sie ausschauen wird.“
Für Christine Widmann ist es schwer zu verstehen, dass Europa nicht mehr unternimmt. „Wenn man die Kinder hier sieht, dann geht das sehr stark ans Herz. Es erschüttert, dass wir Europäer nicht in der Lage sind, hier deutlich rascher zu reagieren und menschliche Lösungen herbeizuführen.“ Es sei alles sehr ernüchternd, so Widmann. Sie will noch bis 6. Jänner in dem Flüchtlingslager bleiben. Denn auch wenn die Hilfe vor Ort nur kleine Fortschritte bringe – alles sei besser als nur zuzuschauen, ist sich Widmann sicher.