Snowboarder auf Piste fährt unter Sessellift
Public Domain
Hermann Hammer
Politik

Dicke Luft vor neuer Seilbahn-Verordnung

Der Obmann der Seilbahner in der Wirtschaftskammer Franz Hörl hat wegen der geplanten Verordnung zur Öffnung der Skigebiete von einem weiteren Anschlag auf die Branche gesprochen. Am Mittwoch relativierte er die Kritik an seinen Parteikollegen von der ÖVP. Der grüne Koalitionspartner konterte.

Der ÖVP-Nationalratsabgeordnete und Zillertaler Hotelier Hörl übte Dienstagabend scharfe Kritik an der schwarz-grünen Bundesregierung wegen der beabsichtigten Verordnung zur Öffnung der Skigebiete für Einheimische mit 24. Dezember. „Nach dem Kniefall vor Bayern lässt man die Seilbahnen nun wieder im Stich“. Man wolle nun offenbar weitere Hürden einbauen, die „völlig unverhältnismäßig und praxisfern“ seien.

Am Mittwochvormittag dankte Hörl aber gegenüber der APA Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP). Kurz sei die Bedeutung des Tourismus stets bewusst gewesen, betonte Hörl. Er sprach weiters von vielen schnellen und zielführenden Maßnahmen, die getroffen worden seien. Aufrecht blieb aber seine Kritik gegenüber dem grünen Koalitionspartner.

Geplante Maßnahmen sorgen in Branche für Kopfschütteln

Hörl ärgerte sich zuvor vor allem darüber, dass laut ihm nun völlig überraschend von jedem Unternehmen eine weitere umfangreiche Risikoanalyse vom Bund verlangt werde. „Zweitens soll der Betrieb geschlossener Fahrmittel – jetzt also auch bei Sesselliften mit Schutzhaube – nun auf die halbe Kapazität an Personen eingeschränkt werden“, sagte Hörl. Unter diesen Voraussetzungen könne er den Betrieben „ein Aufsperren nicht mehr grundsätzlich empfehlen“.

Sessellift in Gletscherskigebiet
ORF
Sessellifte mit Schutzhaube sollen laut geplanter Verordnung auf die halbe Kapazität an transportierten Personen eingeschränkt werden

Die Branche habe gemeinsam mit Experten seit dem Frühjahr an umfangreichen Sicherheitskonzepten gearbeitet, die „selbst vom Gesundheitsminister“ für gut befunden worden seien. Aber auch Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) habe ihren Segen gegeben. „Nun wischt man diese intensive Arbeit vom Tisch und setzt eine Woche vor dem Start noch eins drauf. Man redet zuerst nicht mit uns und verlangt dann Maßnahmen, die so in der Praxis und Kürze der Zeit bis Weihnacht einfach nicht mehr umsetzbar sind“, sagte Hörl.

Kritik an Parteikollegen

Hörl ließ seine Parteifreunde in der Debatte rund um die Öffnung der Skigebiete wissen: „Dass man offenbar keinen Einfluss auf die Grünen hat, wundert mich.“ Dem grünen Koalitionspartner richtete er weiters aus: „Die tiefe Abneigung der Grünen gegen den Tourismus und eine spezielle gegenüber den Seilbahnen rechtfertigt nicht, dass man mit jeder Verordnung Stück für Stück neue Hürden aufrichtet.“

Lifte
ORF
Der Vorwurf der Tourismusfeindlichkeit sei „absurd und falsch“, konterten die Grünen

Der Seilbahn-Chef forderte die Bundesregierung zudem zu Klartext auf: „Wenn man uns zusperren will, soll man es einfach sagen. Dafür gäbe es auch gute Gründe. Immerhin haben die Deutschen ein Drittel weniger Infektionen wie wir und ziehen einen harten Lockdown durch.“

Grüne kontern und verteidigen Sicherheitskonzepte

Die Kritik von Hörl wiesen am Mittwoch prompt die Grünen zurück. Die Gesundheit der Menschen habe „höchste Priorität“, dafür brauche es eben Sicherheitskonzepte, meinte Barbara Neßler, Tourismussprecherin der Grünen, am Mittwoch in einer Aussendung. Zugleich wies sie den Vorwurf der Tourismusfeindlichkeit zurück, dies sei „gleichermaßen absurd wie falsch“, hielt sie fest.

Hörl solle nicht auf die Einheimischen vergessen, „nur weil diesmal kein maximaler Profit rauszuholen ist“, so die grüne Nationalratsabgeordnete. Außerdem habe es immer wieder Gespräche mit der Seilbahnbranche gegeben, so Neßler. Hörl hatte sich zuvor über eine „ausbleibende Kommunikation vorab“ beklagt.

FPÖ stellt sich hinter Hörl

„Die vorliegende Verordnung des Gesundheitsministeriums ist eine Farce, und beweist, dass die Bundesregierung in der Bekämpfung der Corona-Pandemie total versagt“, schloss sich FPÖ-Landesparteiobmann Markus Abwerzger der Kritik von Hörl an. Auch Abwerzger betonte, dass vor allem die Skigebiete in Tirol Sicherheitskonzepte entwickelt und massive Vorkehrungen getroffen hätten. Er warf der schwarz-grünen Koalition vor, den Tourismus und die Seilbahnwirtschaft nachhaltig schädigen zu wollen.