Neue Talent 1 Nahverkehrsgarnitur
VVT/Oss
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Verkehr

Verzögerung bei Talent3-Zügen

Im kommenden Jahr 2021 hätte die neue Generation der Talent-Nahverkehrszüge auf den Tiroler Schienen rollen sollen. Daraus wird nichts, beim Hersteller Bombardier fehlen noch die Zulassungen. Die ÖBB als Auftraggeber setzen jetzt auf Plan B.

Für Tirol sollten noch heuer 19 Talent3-Züge geliefert werden. Im Jahr 2021 hätten sie die bestehende Talent1-Flotte verstärken und langfristig ersetzen sollen. Doch das könnte deutlich länger dauern als geplant. Derzeit fahren nur einzelne Exemplare im Probebetrieb.

Zulassungen fehlen noch

Der kanadisch-deutsche Hersteller Bombardier hat für den Einsatz der auch grenzüberschreitend fahrenden Züge noch keine Zulassung von der zuständigen Europäischen Eisenbahnagentur (ERA) erhalten. Der ÖBB-Sprecher für Tirol und Vorarlberg, Christoph Gasser-Mair, sagte auf Nachfrage des ORF Tirol: „Es gibt noch einen Strauß an technischen Hürden, die vom Hersteller genommen werden müssen. Derzeit geht es um die Höchstgeschwindigkeit und auch um die Frage, für welche Länder die Zulassung erreicht werden kann.“

Eine Gruppe von Menschen steht um den neuen ÖBB-Zug.
Marko Mestrovic

ÖBB fahren mehrgleisig

Mitte Dezember haben die ÖBB wegen der Verzögerungen bei der Auslieferung nun ein neues Bieterverfahren eröffnet. Es läuft parallel zum Zulassungsverfahren bei Bombardier. „Wir setzen jetzt auf die alternative Bietersuche, die wir inzwischen gestartet haben. Wenn die Züge in einem vertretbaren Zeitraum geliefert werden können, wird es der Talent3. Wenn nicht, kommt es eben zu dieser Alternativbeschaffung eines anderen Anbieters,“ erklärte Gasser-Mair.

Das klingt einfacher als es werden könnte, denn die ÖBB haben mit Bombardier entsprechende Verträge abgeschlossen. Trotzdem hofft man bei den ÖBB, mit einem anderen Anbieter unter Umständen schneller an neue Züge zu kommen. Gasser-Mair sagt: „Wir setzen darauf, dass wir Züge bekommen, die bereits entwickelt sind. Sie müssten dann nur noch produziert werden und dadurch könnten wir einen Zeitgewinn lukrieren.“

Was der Talent3 alles könnte

Die modernen Talent3-Züge sollen ihr Vorgängermodell, den Talent1 zunächst verstärken und langfristig ersetzen. Statt der bisher 199 hätte der Talent3 316 Sitzplätze. Er verfügt pro Waggon über zwei WCs, von dem eines behindertengerecht ausgestattet ist. Auch die Einstiege mit Spaltüberbrückung sind barrierefrei. Zudem gibt es zwei Hebelifte für Rollstühle. Die Talent3-Züge sind nach Angaben der ÖBB außerdem mit einer Videoüberwachungsanlage ausgestattet. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt bei den neuen Zügen 160km/h statt bisher 140km/h.

Landesgeld ist noch nicht geflossen

Bezahlt werden die Züge von den ÖBB. Der Kaufpreis wird nicht genannt. Erst wenn die Talent3-Züge tatsächlich auf Schiene sind, fließt Geld vom Land Tirol im Rahmen des Verkehrsdienstvertrages zwischen ÖBB und Land. Bisher wurde also für die Talent3-Züge kein öffentliches Geld ausgegeben, bestätigt das Büro von Verkehrslandesrätin Ingrid Felipe (Grüne).

Bis neue Züge kommen und die bestehenden Talent1-Züge verstärkt werden können, wollen die ÖBB mit bestehenden Reserven und Umschichtungen im österreichischen Zugverkehr Engpässe verhindern. Wann und ob die Talent3-Züge in Tirol rollen werden, ist derzeit also ungewiss. Länger als Tirol wartet bereits Vorarlberg auf die Züge. Im Ländle sollten sie schon seit dem vergangenen Jahr auf Schiene sein.