Zelte in Flüchtlingslager auf Lesbos
Glettler
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Religion

Lesbos: Glettler will nicht Wegschauen

Innsbrucks Bischof Herrmann Glettler hat nach einem Besuch auf der griechischen Insel Lesbos von der Bundesregierung erneut die Aufnahme von Flüchtlingen mit einem positiven Asylbescheid gefordert. Er wolle „beim Wegschauen und Verdrängen“ nicht mehr dabei sein, sagte er am Donnerstag zur katholischen Presseagentur kathpress.

Österreich sollte zusätzlich zur ohnehin wahrgenommenen Asylverpflichtung im konkreten Krisenfall Lesbos ein deutliches Zeichen setzen, forderte Bischof Hermann Glettler: „Wir sollten uns rasch an der Aufnahme von Menschen beteiligen, die bereits einen positiven Asylbescheid haben.“ Die Länder an den EU-Außengrenzen bräuchten eindeutig mehr Solidarität von den anderen Mitgliedsländern. Und selbst nur eine Hundertschaft von Leuten aufzunehmen, wäre schon eine Hilfe und Erleichterung vor Ort. „Weihnachten hätte dafür auch die nötige Symbolkraft“, sagte Glettler im Interview.

Bischof Glettler und Frau mit Maske und blauen Säcken
H. Primas
Bischof Glettler hilft beim Verpacken von Essensrationen im Lager

Für gemeinsame Position europäischer Bischöfe

Zudem appellierte er an seine Bischofskollegen, in Europa eine gemeinsame Position zu finden. „Es kann nicht sein, dass sich Bischöfe gewisser Länder in die Geiselhaft einer nationalistischen Haltung ihrer Regierungen nehmen lassen“, kritisierte Glettler.

Er schlug vor, dass die Zivilgesellschaft und auch die Pfarrgemeinden mit Hilfsorganisationen in Lesbos kooperieren. Der Bischof dachte dabei einen Bau von Schulcontainern in den Lagern an, immerhin seien rund ein Drittel aller Flüchtlinge Kinder. Weiters sprach er sich dafür aus, dass „Investitionen in entwicklungspolitische Agenden in den Herkunftsländern der Flüchtenden zudem zu einer Priorität europäischer Politik“ werden sollten. Denn niemand verlasse aus „Jux und Tollerei“ seine Heimat und nehme „größte Gefahren“ in Kauf.