Beratung bei Fit2Work
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Wirtschaft

Arbeitsfit in schwierigen Zeiten

Die Angst um den Arbeitsplatz begleitet in diesem Jahr der Coronapandemie besonders viele Menschen in Tirol. Wenn dann noch eine schwere Krankheit oder ein Unfall dazukommt, scheint die Situation zunächst oft ausweglos. Hilfe bietet die Beratungsstelle Fit2Work.

Das Angebot von Fit2Work ist bewusst besonders breit aufgestellt. In einer schwierigen Lebensphase, etwa bei einem längeren Krankenstand, wird Schritt für Schritt abgeklärt, ob und wie der Einstieg in den bisherigen Beruf wieder möglich sein kann. Auch eine Umschulung wird begleitet.

Leitfaden durch unsichere Lebenssituationen

Als Sabine Egger Anfang des Jahres die Diagnose Brustkrebs bekam, war der Schock zunächst groß. Bis dahin arbeitete die 48-jährige gelernte Einzelhandelskauffrau in der Kosmetikproduktion einer Tiroler Firma. Ein längerer Krankenstand folgte. Dann kam die Corona-Pandemie, die ihre Situation weiter erschwerte. „Ich bin sehr dankbar, dass Operation und Bestrahlungen trotz der Pandemie ohne Verzögerungen in der Innsbrucker Klinik stattfinden konnten,“ erzählte Sabine Egger im Gespräch mit dem ORF Tirol.

Die Unsicherheit, wie es mit ihrer Arbeitsstelle weitergehen könnte, war aber groß. „Ich hatte die Zusage des Unternehmens, dass ich nach dem Krankenstand wieder dort arbeiten könne und das wollte ich auch unbedingt,“ sagte Egger. Wie der Start ins Berufsleben nach der Krankheit gelingen sollte, war ihr aber noch nicht klar. So fit wie vor ihrer Krebserkrankung fühlte sie sich vorerst noch nicht. Sie suchte Hilfe und fand sie bei der Beratungsstelle Fit2Work. Den Tipp erhielt sie noch in der Klinik.

Zwei Frauen im Beratungsgespräch bei Fit2Work
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Sabine Egger (li.) im Beratungsgespräch mit Susanne Wicke von Fit2Work. Sabine Egger arbeitet derzeit in der Wiedereingliederungsteilzeit wieder in ihrem Beruf

Alle Möglichkeiten abwägen

Sabine Egger nahm das gesamte Beratungsangebot in Anspruch. Zusammen mit ihrem Arbeitgeber wurde eine Wiedereingliederungs-Teilzeit mit vorerst 14 Wochenstunden vereinbart. Inzwischen arbeitet sie bereits wieder 20 Stunden. Künftig will die Mutter einer 15-jährigen Tochter dann ganz in ihre Teilzeitstelle in der Kosmetikproduktion zurückkehren. „Es wurde auch darauf Rücksicht genommen, dass ich zum Beispiel noch nicht so schwer tragen kann, ich konnte in eine andere Abteilung wechseln,“ ist die Innsbruckerin ihrer Firma für die Unterstützung sehr dankbar.

Zum Angebot der Beratungsstelle Fit2Work gehörten eine arbeitsmedizinische und arbeitspsychologische Abklärung, die Hilfe beim Kontakt mit den zuständigen Stellen und bei Anträgen, ein Überblick über Förderungen, Projekte und vieles mehr, erklärte Susanne Wicke von Fit2Work. Auch Veränderungen eines Arbeitsprofils oder wenn notwendig eine Umschulung in einen anderen Beruf werden ermöglicht.

Umschulung nach Berufsunfähigkeit

Nicht in allen Fällen sei es die beste Lösung, wenn der Arbeitnehmer oder die Arbeitnehmerin in ihren alten Beruf zurückkehre, sagte Susanne Wicke. "Wir hatten zum Beispiel einen Zimmermann in Beratung, der zweimal vom Dach gestürzt ist. Er bekam Höhenangst und konnte nicht mehr in seinem Beruf arbeiten. Er wurde bei seiner Umschulung unterstützt und begleitet.

Manchmal sei es auch besser, den Beruf oder die Arbeitsstelle zu wechseln, bevor jemand zum Beispiel in ein Burnout schlittere. Auch hier werden Kundinnen und Kunden entsprechend psychologisch unterstützt und alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Viel erreicht werden könne aber auch durch eine Veränderung von Arbeitsabläufen oder von Arbeitszeiten, berichtete Susanne Wicke.

Beratungen sind kostenlos

Bei Fit2Work sind alle Hilfsangebote für die Betroffenen kostenlos und vertraulich. Die Beratungsstelle wird u.a. von den Sozialversicherungen, vom Sozialministeriumservice und vom Arbeitsmarktservice finanziert. Die Teilnahme ist freiwillig und für alle Personen und auch für Unternehmen offen. Die Beratungen werden derzeit auf Wunsch auch telefonisch oder online durchgeführt.

In diesem Jahr gab es bisher 861 Erstberatungen für Betroffene, auch 50 Betriebe wurden unterstützt.

Hilfe auch für Unternehmen

Begleitet werden nicht nur Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, sondern auch Firmen. Auch für sie stellen längere Krankenstände meist eine große Herausforderung dar. Vor allem, wenn es sich um Klein- und Mittelbetriebe handelt. Gemeinsam mit Fit2Work werden zum Beispiel Förderungsangebote geprüft, aber auch Möglichkeiten, wie jemand vielleicht durch Veränderungen am Arbeitsplatz oder bei den Arbeitszeiten wieder in den Beruf zurückkehren könnte. Schließlich verlieren Unternehmen geschätzte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oft nur ungern. Sie nehmen gerne Angebote an, die dazu führen, dass zum Vorteil von allen, der Wiedereinstieg in den Beruf gelingt.