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Wissenschaft

Millionenpreise für Innsbrucker Forscher

Zwei Wissenschafter der Universität Innsbruck sind mit Preisen in Millionenhöhe ausgezeichnet worden. Ivana Stiperski erhielt die Auszeichnung für ihre Forschungen an Turbulenzen, Thomas Magauer beschäftigt sich mit der Konstruktion unzugänglicher Naturstoffe.

Ivana Stipersiki arbeitet am Institut für Atmosphären- und Kryosphärenwissenschaften. Sie beschäftigt sich unter dem Projekttitel UNICORN mit Turbulenzen. Dieses Phänomen gibt der Physik und Mathematik immer noch viele Rätsel auf, hieß es in einer Aussendung der Universität. Im Mittelpunkt stehen für die Meteorologin dabei vor allem Wetterentwicklungen im Gebirge. Genaue Wettervorhersagen und Klimaprognosen erfordern eine genaue Beschreibung von Turbulenz. Über dem komplexen Gelände von Bergregionen ist das aber besonders schwierig.

"In der Atmosphäre ist Turbulenz immer in der untersten Schicht, der sogenannten Grenzschicht, vorhanden. Dort ist sie für verschiedene Austauschprozesse verantwortlich und wirkt sich daher auf so unterschiedliche Phänomene wie Klima, Sturmsysteme, Luftverschmutzung und Gletscherschmelze aus“, erklärt Stiperski.

Ivana Stiperski
Jordan Mertes
Ivana Stiperski wurde 1980 in Zagreb geboren. Sie erhielt bereits zahlreiche internationale Auszeichnungen und Stipendien, darunter ein Hertha-Firnberg-Stipendium des FWF.

Theorie bezog sich bisher auf flaches Gelände

Bislang beruht das Verständnis der atmosphärischen Turbulenz und der Art und Weise, wie sie in Wetter- und Klimamodellen berücksichtigt wird, auf der so genannten Ähnlichkeitstheorie. Diese bezieht sich allerdings auf flaches Gelände: „Dieses Fehlen einer Theorie, die Turbulenzcharakteristika über komplexem Gelände angemessen beschreibt, führt zu Unsicherheiten bei der Wettervorhersage und bei Klimaprojektionen über Berggebieten“, sagt Ivana Stiperski, die seit 2011 an der Universität Innsbruck tätig ist.

"Das im Rahmen des ERC-Consolidator-Programms geförderte Projekt UNICORN ermöglicht es nun, diese Wissenslücke zu schließen, indem ich eine verallgemeinerte, für alle Geländetypen gültige Ähnlichkeitstheorie entwickle und dabei eine Synergie aus großen Messdatensätzen, maschinellem Lernen, numerischer Modellierung und theoretischen Konzepten nutze.“

Molekularer Architekt Thomas Magauer

Thomas Magauer ist Professor am Institut für Organische Chemie. Er gilt als „molekularer Architekt“ mit einer Leidenschaft und Begeisterung für hoch-funktionalisierte, bioaktive Moleküle. Er beschäftigt sich seit seiner Doktorarbeit mit der Komplexität und Vielfältigkeit molekularer Architekturen, Moleküle, und ihrer Rolle als wertvolle Leitstrukturen für die Entwicklung neuartiger Medikamente.

Für die systematische Untersuchung dieser molekularen Architekturen müssen erhebliche Substanzmengen verfügbar sein. „Viele der Architekturen sind jedoch derzeit nicht aus natürlichen Quellen zugänglich oder erfordern langwierige und teure Synthesestrategien. Das Projekt CRAFTMOL wurde entwickelt, um eine Lösung für dieses Problem bereitzustellen“, so Magauer. Dabei werden neuartige Polyencyclisierungen untersucht, um derzeit unzugängliche Naturstoffe mit beispielsweise krebs-, antiviraler oder entzündungshemmender Wirkung zu konstruieren.

Thomas Magauer
Universität Innsbruck
Thomas Magauer wurde 1983 in Linz geboren. Für seine Arbeiten erhielt er den ORCHEM- und ADUC-Preis der Gesellschaft Deutscher Chemiker (2016), den Arnold Sommerfeld Preis der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (2016), den Preis für Naturstoff-Forschung der DECHEMA (2017) und den Preis der Landeshauptstadt Innsbruck (2019)

Vereinfachte Synthese biologisch aktiver Moleküle

Chemikerinnen und Chemiker erkannten das Potenzial dieser Cyclisierung für die organische Synthese früh und unternahmen große Anstrengungen, um sie im chemischen Labor nachzuahmen, hieß es in der Aussendung der Universität. Für das Projekt CRAFTMOL wurden neuartige Modi für Polyencyclisierungen und neuartige Terminierungsschritte entwickelt. Basierend auf den beiden komplementären, synergistischen Arbeitspaketen werden die Einschränkungen früherer Systeme umgangen und die Synthese biologisch aktiver Moleküle vereinfacht.

Heuer bereits 20 ERC-Grants für Innsbrucker Forscher

Die beiden Wissenschafter erhalten den ERC-Consolidator-Grant und damit einen der am höchsten dotierten Wissenschaftspreise. Der Europäische Forschungsrat (ERC) unterstützt Pionierforschung von herausragenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern mit jeweils bis zu zwei Millionen Euro auf fünf Jahre.

Mit dem ERC-Consolidator-Grant werden nach einem strengen Auswahlverfahren exzellente Wissenschafter gefördert, die in Europa bahnbrechende Forschung betreiben und eine eigene, unabhängige Forschungsgruppe aufbauen. Insgesamt gingen bereits 20 ERC-Grants an Forscher der Universität Innsbruck.