Der bisherige Rekord eines Drei-Tages-Niederschlags lag in Lienz bisher bei knapp 260 mm im November 1966, diesmal waren es 300 mm. Die gleiche Menge wurde auch in Sillian gemessen. Die größte Menge aller Wetterstationen verzeichnete die Porzehütte im Lesachtal mit fast 400 mm. Im Gebirge bedeutet das zum Teil über zwei Meter Neuschnee, teilte die ZAMG mit.
So viel Schnee hat noch niemand erlebt
Die am stärksten betroffenen Regionen liegen am Alpenhauptkamm und im Oberland bis fast ins Inntal. Auffallend war hier Umhausen im Ötztal mit 80 cm Neuschnee in 24 Stunden von Samstag auf Sonntag. Der bisherige Rekord lag bisher nur bei 45 cm, zeigt die Wetterstatistik der ZAMG. Die aktuellen Schneemengen haben also auch ältere Generationen noch nicht erlebt.
Schon vor mehreren Tagen sei in den Wettermodellen zu erkennen gewesen, dass es hier einen Niederschlag gibt, wie es die Modelle in den vergangenen Jahrzehnten eigentlich noch nie gezeigt haben, erklärte Manfred Bauer, Leiter der ZAMG für Tirol und Vorarlberg im Gespräch mit dem ORF Tirol: „Das sind herausragende Rekordmengen.“
Klimawandel ist schuld
Diese Rekordmengen an Niederschlag dürften mit dem Klimawandel zusammenhängen, sagte Manfred Bauer von der ZAMG. Es könne potenziell wärmere Luft aus dem Mittelmeer im Dezember bis nach Tirol gelangen. Das bringe mehr Feuchtigkeit und damit mehr Niederschlag als es bei früheren Ereignissen gegeben habe. Auch die hätten beachtliche Schneemengen mit sich gebracht, allerdings nicht diese Rekordmengen an Schnee wie am vergangenen Wochenende.
Wärmere Luft bringt mehr Feuchtigkeit
Die Luftmasse sei für Dezember etwas milder als in den vergangenen Jahrzehnten, erklärte der Experte. Früher habe die kältere Luft weniger Feuchtigkeit mitbringen können als derzeit. Damit könnten in einem wärmeren Klima gerade in der Höhe größere Schneemengen in einem Einzelereignis auftreten als früher. In tieferen Lagen habe es keine Rekordschneemengen gegeben, weil sie teilweise in Regen übergegangen seien.
Schlaflose Nächte bei den Lawinenexperten
Seit Jahrzehnten beobachtet der Leiter des Lawinenwarndienstes in Tirol, Rudi Mair, Schneemengen und die Lawinensituation im Land. Die derzeitige Situation bereite ihm große Sorgen, wie er gegenüber ORF Tirol schilderte: „Ich schlafe schon seit Freitag schlecht und bekomme zwischendurch wirklich Gänsehaut, wenn ich auf unsere Stationen sehe. Wenn die Schneehöhenlinie ansteigt und ansteigt, beunruhigt mich das schon sehr.“ Eine schnelle Entspannung werde es nicht geben. Er rechne aber damit, dass der kritische Tag der Sonntag war. Am Dienstag würde in Osttirol weitestgehend Stufe vier der fünfteiligen Lawinenwarnstufe herrschen, so Mair. Das bedeutet große Lawinengefahr.