Straßensperre in Kals am Großglockner
APA/EXPA/Johann Groder
APA/EXPA/Johann Groder
Chronik

Schulfrei in Osttirol und im hinteren Ötztal

In ganz Osttirol gilt vorerst weiter die höchste Lawinengefahrenstufe fünf. Es können extrem große Lawinen abgehen und exponierte Siedlungen und Verkehrswege gefährdet sein. In Osttirol und im hinteren Ötztal bleiben die Schulen am Montag geschlossen.

Mit Neuschnee und Wind gebe es eine sehr große Lawinengefahr. Exponierte Teile von Verkehrswegen und exponierte Siedlungen könnten gefährdet sein. Mit Neuschnee und Sturm würden Anzahl und Größe der Gefahrenstellen im Tagesverlauf zunehmen. Auch die spontane Lawinenaktivität nehme zu.

Daher wies die Lienzer Bezirkshauptfrau Olga Reisner darauf hin, dass am Montag für alle Schulen – Pflichtschulen wie berufsbildende und höhere Schulen – in Osttirol aufgrund der angespannten Wettersituation kein Unterricht stattfindet. Die entsprechenden Verordnungen wurden von der Bildungsdirektion Tirol am Nachmittag erlassen. Wegen der widrigen Wetterverhältnisse erklärte die Bildungsdirektion Tirol auf Antrag der BH Imst auch für das hintere Ötztal den Montag für schulfrei.

Downwashing mit Black-Hawk-Hubschrauber geplant

Reisner ließ zudem wissen, das am Montag ein Black-Hawk-Hubschrauber des Bundesheeres „Downwash-Arbeiten“ an schneebelasteten Bäumen zur Befreiung der Schneelast sowie Erkundungsflüge vornehmen soll. Auch die Befreiung von Dächern mit großer Schneelast werde zum Thema. Dabei wurde auch auf die Gefahren bei der Befreiung von Hausdächern von Schneelast hingewiesen.

Zwei Einsatzhubschrauber vom Typ Blackhawk im Schnee
Bundesheer/Grebien

„Aus hoch gelegenen Einzugsgebieten sind im Tagesverlauf spontane Lawinen zu erwarten, vereinzelt auch extrem große. Dies an allen Expositionen. An steilen Grashängen sind unterhalb von rund 2.600 m vermehrt große und vereinzelt sehr große Gleitschneelawinen zu erwarten“, so der Lagebericht. Gebietsweise steige auch die Gefahr von Gleitschneelawinen mit dem Regen. Spontane Lawinen bestätigten die gefährliche Lawinensituation. Für Montag wurde für Osttirol eine leichte Entspannung prognostiziert, die Lawinengefahr nehme ab.

Lawinenwarner relativiert Gefahr etwas

Der Chef des Tiroler Lawinenwarndienstes Rudi Mair spricht einerseits von einer „sehr angespannten Lawinensituation“ in Osttirol. Man rechne mit zahlreichen Selbstauslösungen. Durch die gestiegenen Temperaturen hätten andererseits Lawinen nicht die gleichen Auslauflängen wie bei trockenem Schnee. Staublawinen hätten ein noch höheres Zerstörungspotenzial.

Teilweise seien aber dennoch Straßen und exponierte Häuser gefährdet. Am besten sei es in gefährdeten Gebieten, zu Hause zu bleiben und abzuwarten. Nach dem heutigen Tag sei aber das Schlimmste überstanden, die Lawinengefahr werde sich zurückbilden, so Mair.

06.12.2020 – Lawinenabgang – Hopfgarten i. Def.
Brunner Images | Philipp Brunner
Eine Nassschneelawine verursachte Sonntagfrüh in Hopfgarten in Defereggen Sachschäden

Lawinen beschädigten Häuser

Lawinen sorgten schon für beträchtliche Sachschäden. Am Samstagabend beschädigte in Prägraten am Großvenediger eine Lawine vier Häuser und, Sonntafrüh ging bei Hopfgarten in Defereggen eine Lawine ab, die ebenfalls zu Sachschäden führte – mehr dazu in Osttirol: Schäden durch Lawinen und Regen.

Durch den starken Regen löste sich Sonntagfrüh am Heidenberger Feld in Nussdorf-Debant unterhalb der Waldgrenze eine Nassschneelawine. Das Schneebrett erstreckte sich über das Feld und kam direkt hinten den dortigen Häusern zum Stillstand. Durch den Wassereintritt wurden zwei Häuser beschädigt. Verletzt wurde niemand. Die Bewohner der im Gefahrenbereich befindlichen Häuser wurden evakuiert.

Damm soll Überflutung des Talbodens verhindern

Mit einem provisorischen Damm versuchten die Einsatzkräfte am Sonntag eine Überflutung des Lienzer Talbodens zu verhindern.

Fotostrecke mit 6 Bildern

Arbeiten an einem Damm in Nussdorf Debant
ORF
Arbeiten an einem Damm in Nussdorf Debant
ORF
Arbeiten an einem Damm in Nussdorf Debant
ORF
Arbeiten an einem Damm in Nussdorf Debant
ORF
Arbeiten an einem Damm in Nussdorf Debant
ORF
Arbeiten an einem Damm in Nussdorf Debant
ORF

Lawinengefahr auch in Südtirol

Die starken Niederschläge und Unwetter machten auch vor Südtirol nicht halt. Aus der autonomen Provinz wurden Straßensperren, Erdrutsche und sonstige Schäden gemeldet. Die Lawinengefahr wurde in den meisten Regionen mit Stufe vier, also großer Gefahr, angesetzt. In Sexten herrsche jedoch mit Stufe fünf sehr große Lawinengefahr, berichtete das Landeswarnzentrum.

Zu einem Lawinenabgang kam es nahe einem Hof in St. Walburg in Ulten. Die Berufsfeuerwehr war mit Radlader und Schneefräse im Einsatz, verschüttet wurde niemand. 547 Anrufe waren in der Nacht bei der Notrufnummer 112 eingegangen. 1.400 Feuerwehrleute waren seit Samstagfrüh im Einsatz.

Straßensperren und Bahnverkehr unterbrochen

Auch Sperren im Straßen- und Bahnverkehr waren die Folge: Die Nordspur der Brennerautobahn war seit Samstagabend zwischen Sterzing und der Staatsgrenze gesperrt ebenso wie beide Fahrspuren der Staatsstraße ab Gossensass bis zum Brenner. Das hintere Ultental und das hintere Martelltal waren ebenfalls gesperrt. Zudem blieb etwa die Pustertaler Straße nach einem Erdrutsch bei St. Sigmund zu.

Auch das Bahnnetz wurde in ganz Südtirol stark beeinträchtigt. Die Bahnlinie 100 zwischen Bozen und dem Brenner wurde wegen mehrerer Erdrutsche gesperrt. Die Züge der Bahnlinie 200 zwischen Bozen und Meran verkehrten nur zwischen Meran und Sigmundskron. Zudem hatten die Einsatzkräfte südlich des Brenners mit einem „Flickenteppich an Stromausfällen“ zu kämpfen, wie es hieß.