Virologin Dorothee von Laer am Mikroskop im Labor
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Zwischen Viren, Familie und Pferden

Die 62-jährige Virologin Dorothee von Laer ist ohne Zweifel eine vielseitige Frau. Als Direktorin der Virologie an der Medizinischen Universität Innsbruck begleitete sie die Coronaviruspandemie auch wissenschaftlich. Daneben ist sie Firmengründerin, Familienmensch und Pferdefreundin.

Egal ob bei der Forschung über Viren, als Universitätsprofessorin, als dreifache Mutter und Oma oder bei den Pferden – wenn Dorothee von Laer etwas anfängt, ist sie Hals über Kopf und mit voller Leidenschaft dabei.

Pandemie statt Altersteilzeit

Im vergangenen Herbst ist sie in Altersteilzeit gegangen. Dann kam die Coronaviruspandemie und die brachte ihr erneut 60 bis 80 Wochenstunden am Institut für Virologie der Medizinischen Universität Innsbruck ein. Unter anderem leitete sie die Antikörperstudie in Ischgl.

Ihre wichtigste Erkenntnis aus dieser fordernden Zeit in den vergangenen Monaten: „Es hat zum Glück sehr lange keine Pandemie mehr gegeben. Wenn ein Virus derart ernst ist, haben wir aber gesehen, dass wir nicht ausreichend darauf vorbereitet waren. Alle dachten, das kriegen wir schon irgendwie hin. Aber jetzt wissen wir, dass wir da ganz andere Geschütze auffahren müssen.“

Virologin Dorothee von Laer in ihrem Büro
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Als Direktorin der Virologie an der Medizinischen Universität Innsbruck leitete Dorothee von Laer auch die Antikörperstudie in Ischgl, die weltweite Beachtung fand

Virologen plötzlich im Mittelpunkt

Während die Virologinnen und Virologen innerhalb der Medizin bisher eher wenig im Rampenlicht standen, hat sich das in Zeiten der Coronaviruspandemie geändert. Das freut sie für ihren ganzen Berufsstand. „Bis vor einem Jahr wurde ich immer wieder gefragt, was bist Du, was machst Du nochmal? Jetzt weiß auf einmal jeder, was Virologen machen. Das freut mich, dass dieser Beruf jetzt auch einmal gewürdigt wird“, sagte die Universitätsprofessorin beim ORF Tirol Besuch im Labor der Virologie an der Medizinischen Universität Innsbruck.

Erfolgreiche Firmengründerin

Seit elf Jahren lebt und arbeitet die Deutsche Dorothee von Laer in Tirol, als sie die Leitung der Virologie an der Medizinischen Universität Innsbruck übernahm. Davor hatte sie bereits zwei Start-up-Unternehmen gegründet. Eines wurde sehr erfolgreich. „Wir haben an Viren geforscht, die Krebszellen zerstören, ohne gesunde Zellen anzugreifen. Wir haben das weiter entwickelt und dann die Firma gegründet.“ Inzwischen wurde das Unternehmen an einen großen Konzern verkauft.

Virologin Dorothee von Laer im ORF Interview
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Im ORF Tirol Interview erzählte Dorothee von Laer über ihr vielseitiges Leben zwischen Virologie, der Großfamilie und ihrer Pferdeliebe

Zwischen Karriere und Familie

Die Herausforderungen einer berufstätigen Mutter von drei inzwischen erwachsenen Kindern kennt sie nur allzu gut. „Das war vor allem am Anfang nicht leicht,“ sagte sie. "Ich hatte aber auch einen Mann, der sich ein Jahr lang eine Auszeit nahm, obwohl er selbst Arzt mit einer großen Praxis war. Sonst wäre das alles gar nicht gegangen. Die Familie war auch der Grund, warum sie sich innerhalb der Medizin der Virologie zuwandte. Dort konnte sie unabhängiger arbeiten, erklärte sie.

Die eigenen Kräfte stark gefordert

Manchmal komme sie selbst an die Grenzen der Belastbarkeit, gab sie im Gespräch offen zu. Weil irgendwie immer neue Ideen aufkommen, die sie verwirklichen möchte. „Meine Kinder sagen oft: Mama, Du willst immer mehr, als es die vorhandenen Ressourcen zulassen. Da waren meine eigenen Kräfte gemeint. Und ich merkte immer wieder, das war jetzt knapp. Aber irgendwie habe ich es immer geschafft.“

Virologin Dorothee von Laer mit Pferd und Hund
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Pferde und Hunde sind neben der Familie wichtige Wegbegleiter in Dorothee von Laers Leben

Auszeit bei den Pferden

Eines ihrer großen Herzensprojekte hatte dann mit Viren gar nichts zu tun. 2019 hat sie im Burgenland einen großen Reitstall gekauft und als begeisterte Reiterin das Institut für Reitkunst „Equiliber“ gegründet. Dort hat sie ihre zehn eigenen und einige Einsteller-Pferde untergebracht. „Wir verfolgen eine sanfte und gewaltfreie klassische Reitweise. Es soll ein Paradies für die Tiere und die Menschen sein.“ Pferde haben sie auch während ihres fordernden Arbeits- und Familienlebens immer begleitet. „Pferde sind ein wunderbarer Ausgleich zu einem so kopflastigen Beruf wie meinem. Sie kommunizieren auf einer ganz anderen Ebene, das ist pure Erholung,“ schwärmte Dorothee von Laer.

Noch verbringt sie großteils nur die Wochenenden in ihrer Reitanlage. „Wenn ich nicht dort bin, kümmert sich mein Lebensgefährte um alles. Das macht er wunderbar. Während der Coronazeit hatte ich natürlich wenig Gelegenheit zu den Pferden zu kommen. Aber jetzt wird es langsam wieder mehr.“ Während der 5-stündigen Bahnfahrt von Tirol ins Burgenland arbeitet sie – wie könnte es auch anders sein – im Zug auf ihrem Laptop.

Will zu ihren Pferden ins Burgenland ziehen

In drei Jahren, mit 65, geht Dorothee von Laer in Pension. Dann wird sie zu ihren Pferden ins Burgenland ziehen. Ob sie der Virologie ganz den Rücken kehrt, weiß sie noch nicht genau. Das ein oder andere Projekt schwirrt ihr schon im Kopf herum.