Produktionsstätte Erl
KS Kneissl & Senn Technologie GmbH
KS Kneissl & Senn Technologie GmbH
Wirtschaft

Schutzanzüge und -masken made in Erl

Das Tiroler Familienunternehmen KS Kneissl&Senn Technologie aus Erl hat seine Produktion um Schutzmasken und- anzüge erweitert. Seit Sommer werden bis zu 3.000 Atemschutzmasken (CPA) täglich produziert, vorwiegend mit Rohstoffen aus Tirol.

Die CoV-Pandemie produziert nicht nur Verlierer am wirtschaftlichen Markt. Meist sind es neben dem Lebensmittelhandel Online-Riesen, die derzeit gutes Geschäft machen – oder jene, die das produzieren können, was derzeit dringend gebraucht wird, wie etwa Schutzausrüstüstung.

Produktion der Masken
KS Kneissl & Senn Technologie GmbH
Hier werden die Gewebelagen der Masken und Bänder verschweißt.

KS Kneissl&Senn Technologie in Erl produziert an sich Isolationsmaterialien für die Industrie, etwa für Heizkessel. Da in diesem Bereich auch genäht werden muss und zu Beginn der Pandemie eine Anfrage des Textilkonzerns Lenzing aus Oberösterreich kam, entschloss sich Kneissl-Geschäftsführer Franz Senn seine Produktion zu erweitern.

20 neue Mitarbeiter statt Mitarbeiterabbau

Man investierte mehrere hundertausend Euro für passende Nähmaschinen, um den fragileren Stoff für Masken und Schutzmäntel bearbeiten zu können, schildert Senn. Zwei neue Maschinen wurden gemeinsam mit einem Wörgler Maschinenbauer entwickelt. Mitten in der Krise wurden 20 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt. „Wir hatten das große Glück Top-Fachpersonal, also professionelle Näherinnen und Näher zu finden. Zuerst wollten diese Leute nur kurz als Überbrückung bleiben, etwa weil sie in Kurzarbeit waren. Mittlerweile haben sie sich aber entschlossen, überhaupt bei uns zu bleiben, weil die Produktion ja nach der Pandemie weitergehen wird“, so der Firmeninhaber.

Produktion der Masken
KS Kneissl & Senn Technologie GmbH
Die professionellen Näherinnen und Näher arbeiten durchwegs mit Maske, können aber jede Stunde eine Pause einlegen.

Materialien stammen oft aus Österreich

Die Rohstoffe kommen primär aus Österreich. Die Nasenbügel stammen beispielsweise aus dem Tiroler Oberland, die latexfreien Maskenbänder aus Vorarlberg, Teile des Verpackungsmaterials liefert eine Zillertaler Druckerei. Das Schutzmaterial ist für den Eigen- und Fremdschutz konzipiert und eignet sich laut dem Unterländer Unternehmen für den Gebrauch im Gesundheitsbereich. Größere Abnehmer sind derzeit beispielsweise die tirol kliniken, das Rote Kreuz oder die Bergrettung Tirol. Auch Organisationen aus anderen österreichischen Bundesländern haben bereits ihr Interesse bekundet und Tiroler Schutzmaterial bestellt. Mit der Auftragslage sei man sehr zufrieden, so Geschäftsführer Franz Senn. Falls gewünscht, sei man imstande, auch mehr zu produzieren.

Wirtschaftslandesrätin lobt Betrieb

Eine Lehre aus der Coronavirus-Krise sei, dass die Auslagerung von Produktionen aus Europa auf andere Kontinente falsch war, insbesondere im Pharma- und Gesundheitsbereich, so Wirtschaftslandesrätin Patricia Zoller-Frischauf (ÖVP), die zu Besuch in Erl war: "Kneissl&Senn hat eine gute Idee umgesetzt, die Krise als Ansporn für eine Innovation gesehen und flexibel reagiert. Das Unternehmen achtet bewusst darauf, mit heimischen Zulieferern zusammenzuarbeiten und zeigt vorbildlich, wie krisensicheres Wirtschaften regional und nachhaltig funktionieren kann.“

Produktion der Masken
KS Kneissl & Senn Technologie GmbH
Das Schutzmaterial wird in Kartons verpackt und vorwiegend an öffentliche Institutionen geschickt, wie etwa Krankenhäuser.

Neue Produktionsstätte 2021

Neben dem medizinischen Bereich wolle man künftig auch im Bereich der persönlichen Schutzausrüstung (PSA) im gewerblichen und privaten Gebrauch mitmischen. Das sichere eine langfristig ausgerichtete Produktion und Arbeitsplätze, meint Firmenchef Senn. Nächstes Jahr will die Firma eine weitere Produktionsstätte für Schutzausrüstung auf rund 1.000 Quadratmetern bauen. Und neben der bestehenden Photovoltaikanlage soll noch mehr in die Energiegewinnung investiert werden, um den eigenen Standort so autark wie möglich zu gestalten. Denn Autarkie, die wirtschaftliche Unabhängigkeit, ist für den Firmenchef Franz Senn ein wichtiges Gebot der Stunde, wie er sagt.

Das Tiroler Familienunternehmen KS Kneissl & Senn Technologie wurde im Jahr 2001 als klassisches Handelsunternehmen gegründet. Mittlerweile produziert es spezialisierte Produkte in den verschiedensten Bereichen, von Förderketten, Dichtungen und feuerfesten Isolationslösungen bis hin zum Gießereibedarf. Die Produktion von Schutzbedarf soll schon nächstes Jahr weiter ausgebaut werden. KS hat aktuell rund 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Brita Bauer; tirol.ORF.at