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Wirtschaft

Skitourismus als Zankapfel

Die Coronavirus-Pandemie hat das Skifahren auf den Pisten zum Politikum werden lassen. Während in Tirol die Schneekanonen laufen und die Pisten vorsorglich beschneit werden, warnen maßgebliche Herkunftsländer der Gäste vor der Infektionsgefahr im Winterurlaub.

In Deutschland, woher die meisten Skitouristen nach Tirol kommen, tobt die Debatte um eine Schließung der Skigebiete in Europa bis Januar. Touristiker in Österreich und der Schweiz wollen den Wintertourismus ermöglichen. In beiden Alpenländern stehen die Signale auf „Skifahren!“

Skivergnügen oder nicht?

Der Aufruf aus Deutschland, Italien oder Belgien, die Skigebiete über Weihnachten und Neujahr geschlossen zu halten, empört viele Touristiker in Österreich und der Schweiz. Sie wollen sich das Weihnachtsgeschäft mit den Wintertouristen nicht vermasseln lassen – auch wenn die Infektionszahlen in beiden Ländern zurzeit deutlich höher sind als etwa in Deutschland. Auch andere Länder wie Italien und Frankreich, in denen es ebenfalls Skigebiete gibt, sind für eine Öffnung der Pisten erst im Januar.

Schneeflecken auf einer Piste, die beschneit wird
Zeitungsfoto.at
Ob die Skigebiete aufsperren werden, steht noch nicht fest. In Tirol werden die Pisten aber schon beschneit

Schweiz und Österreich wollen aufsperren

„Die Schweiz fährt Ski. Aber sicher!“, heißt es in einer Werbekampagne, die sich auch an Gäste aus dem Ausland richtet. Hoch gelegene Skigebiete sind teils schon offen, etwa in St. Moritz, Davos und Zermatt. Auch in Österreich laufen mancherorts die Skikanonen schon auf Hochtouren. In den Skigebieten im Zillertal, St. Johann in Tirol und St. Anton am Arlberg soll die Saison nach derzeitigen Plänen in den nächsten zwei Wochen starten.

Skitouristen eher vorsichtig

Die Menschen in Deutschland sind allerdings mehrheitlich für die Schließung der Skigebiete zur Eindämmung der Pandemie. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der „Augsburger Allgemeinen“ vom Samstag sagten 73,8 Prozent, eine Schließung es sei „eindeutig“ oder „eher richtig“. 19,5 Prozent der Befragten hielten dies für „eher“ oder „eindeutig falsch“.

Immer wieder Ischgl als Warnung

Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte sich in der vergangenen Woche mit Blick auf Winterurlaube für eine Schließung aller Skigebiete in Europa ausgesprochen. Gegner eines weihnachtlichen Skivergnügens sprechen warnend von Ischgl, dem österreichische Skiort, der im Frühjahr maßgeblich zur Virusverbreitung in Europa beigetragen haben soll.

„Ein zweites Ischgl können wir uns in diesem Winter nicht erlauben, sonst besteht die Gefahr, dass wir europaweit in einer Lockdown-Situation landen, aus der wir nicht mehr hochkommen“, sagte der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Samstag). Hans begrüßte zudem die bayerische Regelung, wonach auch Tagestouristen, die zum Skifahren nach Österreich reisen, anschließend zehn Tage in Quarantäne müssen.

Ischgl selbst will öffnen: Der erste Skitag soll in der Silvretta Arena der 17. Dezember 2020 sein.