Mutter telefoniert, Kind krank im Bett
Photographee.eu – stock.adobe.com
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Coronavirus

Alleinerziehend und erkrankt an Covid

Die Pandemie stellt besonders Alleinerziehende vor Probleme. „Wer kümmert sich um mein Kind, wenn ich ausfalle“, fragen sich die Eltern. Flächendeckende Lösungen fehlen. Das Innsbrucker Stadtmagistrat bemüht sich, individuell zu helfen.

Als sie Anfang November die ersten Symptome spürte, begann für eine betroffene Mutter aus Innsbruck ein Telefonmarathon: „Ich habe mir große Sorgen gemacht, was mit meiner Tochter passiert, falls ich ins Krankenhaus muss.“ Sie habe bei „so ziemlich allen“ Nummern angerufen, sei anfangs aber nur abgewiesen worden. Hilfe erhielt sie schließlich beim Krisenstab des Landes Tirol und beim Innsbrucker Stadtmagistrat.

Das geschilderte Szenario erschrak sie aber: „Im wirklich schlimmsten Fall, wenn die Alleinerziehende ins Spital muss, würde das Kind vom Jugendamt in Schutzanzügen geholt werden und kurzfristig einen freien Notplatz in einer Kindereinrichtung bekommen. Solange es ansteckend oder in Quarantäne ist, kommt es in ein Isolierzimmer“, schilderte die Betroffene. Diese Vorstellung sei natürlich ein „absoluter Alptraum“ für Kind und Eltern.

CoV-positive Kinder „bleiben übrig“

Die Büroleiterin der Magistratsdirektion, Andrea Schwaighofer, kennt das Problem: „Wir haben Situationen, wo Eltern schwerst symptomatisch sind und in die Klinik müssen – und ein kleines Kind bleibt übrig und ist vielleicht sogar selbst positiv“, schildert sie. „Sie können sich vorstellen, dass dafür nicht die Hände gehoben werden, wer sich dieses Covid-positive Kind zur Betreuung heim nimmt.“

Die Kriseneinrichtungen des Landes für Kinder in Notsituationen seien zudem nicht auf die Covid-Situation ausgerichtet: „Nicht nur personell, sondern auch räumlich stellt uns das vor eine Herausforderung, da wir ja immer die gesetzlich vorgeschriebene Absonderung mitbedenken müssen“, erklärte Schwaighofer.

Spielendes Kind im Kindergarten
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Eine Betreuung für Kinder zu finden, die selbst in Quarantäne sind, ist eine Herausforderung

Jedes Schicksal ist anders

Mit Blaulicht- und anderen Organisationen sucht das Innsbrucker Stadtmagistrat in so einem Fall individuelle Lösungen, um jedem Einzelschicksal gerecht zu werden, wie es heißt. Idealerweise finde man Verwandte, damit die Kinder daheim bleiben können und nicht aus dem vertrauten Umfeld gerissen werden: „Wir achten natürlich, wo es geht, darauf, dass der Eingriff für das Kind so wenig schwer wie möglich ist und sehen natürlich die menschlichen Schicksale hinter solchen Fällen“, so die Büroleiterin der Magistratsdirektion.

Die betroffene Mutter fand auf der ÖH-Jobbörse Menschen mit Antikörpern, die bei der Betreuung zu Hause helfen wollten. Das Magistrat erteilte dafür eine Ausnahmegenehmigung. Obwohl sie mit einer schweren Lungenentzündung in die Klinik musste, kam es dann nicht so weit. Die selbst auch erkrankte Großmutter konnte sich noch um das Kind kümmern und es mit dem Nötigsten versorgen.

Das Innsbrucker Stadtmagistrat bemüht sich, individuelle Lösungen für betroffene Familien zu finden
ORF
Das Innsbrucker Stadtmagistrat bemüht sich, individuelle Lösungen für betroffene Familien zu finden

Landesweite Lösung fehlt

Die betroffene Mutter gründete gemeinsam mit einer Bekannten die Facebook-Gruppe „Corona Kinder-Elternhilfe“, um Eltern und hilfsbereite Menschen, idealerweise mit Antikörpern, zu vernetzen und so zumindest kurzfristig Betreuungsmöglichkeiten zu schaffen: „Die Idee ist, dass man zuhause bleiben kann und zwar im Bett liegt, aber jemand kommt vorbei und spielt mit dem Kind, kocht für das Kind oder hilft bei den Hausaufgaben“, so die Mutter.

Dennoch fordert sie von der Politik eine flächendeckende Lösung: „Das Land Tirol muss helfen. Vielleicht gibt es eine Pflegefamilie, die Covid-19 bereits überstanden hat, wo die Pflegeeltern Antikörper haben und immun sind. Die könnte dann für solche Fälle freigehalten werden und aktiv sein und Kinder im Notfall bei sich aufnehmen“, so die Idee. Man sei bereits im intensiven Austausch mit dem Land, um Lösungen zu finden, bestätigte das Innsbrucker Stadtmagistrat. Bis dahin vernetzen sich die Menschen online untereinander – in der Hoffnung, dass das Netzwerk nie zum Einsatz kommen muss.