Schneekanonen
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Tourismus

Südtirol bangt um Wintersaison

Immer mehr Länder in Europa wollen den Start der Skisaison auf Jänner verlegen. Auch die italienische Regierung will die Skigebiete über Weihnachten geschlossen halten. Für viele Südtiroler Wirtschaftszweige wäre das ein finanzielles Fiasko.

Als diese Woche der italienische Ministerpräsident Giuseppe Conte verkündete, Skigebiete erst nach Weihachten aufsperren zu lassen, löste er bei Liftbetreibern und Touristikern eine Schockwelle aus. Die italienische Regierung hat mit dieser Forderung eine europaweite Diskussion angestoßen.

Bis zu 30 Prozent Verlust befürchtet

Gegen Contes Vorhaben wehrt sich Südtirols Tourismuswirtschaft energisch. Sie will die Skigebiete öffnen und verspricht Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus. Conte fordere zwar eine europäische Regelung, damit Länder wie Österreich, die Schweiz und Frankreich nicht früher als Italien die Wintersaison starten, doch dieses Abkommen stehe derzeit in weiter Ferne, meinen viele.

Viele gehen normalerweise zu Weihnachten skifahren

Südtirols Touristiker befürchten nun, dass die Wintergäste ihren Urlaub in anderen Regionen verbringen könnten. Die Verluste durch den Wegfall des Weihnachtsgeschäfts wären enorm. „Je nach Gebiet würden etwa 20 bis 30 Prozent des Umsatzes fehlen. Dazu kommt, dass die letzte Saison verkürzt war. Dadurch fehlen allein den Liftbetreibern etwa 45 Millionen Euro, Gastronomie, Verleih usw. nicht mitgerechnet“, mahnt Helmut Sartori, Präsident der Seilbahnunternehmer in Südtirol.

Es gehe aber nicht nur um die ausländischen Gäste. Auch den Einheimischen würde mit geschlossenen Anlagen das Skifahren verwehrt bleiben, erklärt Claudio Zorzi, Präsident der Landesberufskammer Skilehrer in Südtirol.

Liftbetreiber
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Südtirols Touristiker hoffen, dass sich die Gondeln bald wieder bewegen dürfen.

Beschneiung hat längst begonnen

Viele Sorgen bereitet der Branche auch die Ungewissheit. Es werde daher ein klares Statement von der Politik gefordert. Spätestens in den nächsten Tagen müsse die Tourismusbranche erfahren, wann sie ihre Betriebe hochfahren können, fordert etwa Christian Maas, Vizepräsident des Skigebiets Schöneben-Haideralm am Reschenpass. Andernfalls sei die Wintersaison nicht planbar. Trotz vieler Fragezeichen will man jederzeit für die Öffnung der Skigebiete bereit sein. Mit der Produktion von Schnee aus den Kanonen haben viele Skigebiete bereits begonnen.

Arbeitsplätze in Gefahr

Sollten die Anlagen nicht im Dezember öffnen, würden nicht nur die Wintergäste ausbleiben, es blieben auch die Arbeitskräfte auf der Strecke. Südtirols Handelskammerpräsident Michl Ebner mahnt in einer Aussendung, dass durch eine Öffnung der Skigebiete erst im Jänner viele tausende Arbeitsplätze in Gefahr seien.

Verleih
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Noch ist unklar, ab wann man die Skiausrüstung braucht

Viele Branchen sind betroffen

Wenn die Lifte still stehen, betreffe das auch die Gastronomie, die Skischulen und den Skiverleih, stellt Südtirols Präsidentin des Skiverleihs, Linda Stricker, klar: „Ich werde zwar alles tun um die Arbeitsplätze zu erhalten. Doch gerade im Skiverleih machen wir über Weihnachten ein Drittel des Umsatzes. Fehlt dieses Geld, wird die Lage prekär“.

Sicherheitskonzept
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Gelbe Punkte sollen den Abstand zwischen den Skifahrern an Talstationen garantieren.

Auch in Südtirol gibt es Sicherheitskonzepte

In den letzten Wochen haben die Südtiroler Skiliftbetreiber Sicherheitskonzepte entwickelt und zahlreiche Maßnahmen zur Vermeidung von Coronavirus-Infektionen durchgeführt. So wird laut Sicherheitsprotokoll in jedem Skigebiet nur eine maximale Anzahl von Gästen erlaubt. Die Förderleistung der Seilbahnen werde reduziert. In den Kabinen gelte Maskenpflicht. In den Restaurants und Skihütten gelten dieselben Vorsichtsmaßnahmen wie in allen anderen Gastbetrieben. Apres Ski werde nicht angeboten.

Hoffen auf baldige Entscheidung

Umso erhitzter sind die Gemüter in der aktuellen Diskussion: „Wir haben uns mit den Kollegen in Nordtirol und dem Trentino ausgetauscht. Zudem haben wir aus dem Sommerbetrieb gelernt. Dementsprechend ist es sehr wohl möglich, eine reibungslose und vor allem sichere Wintersaison garantieren zu können“, sagt Südtirols Präsident der Seilbahnunternehmer.

Südtirols Wintertouristiker hoffen auf eine baldige Lösung. Eine „faire Entscheidung“ fordert der Verband der Südtiroler Seilbahnunternehmer. In den nächsten Tagen soll die Diskussion weitergeführt werden.