Paketansturm
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Wirtschaft

Paketboom in Coronavirus-Zeiten

Die Paketdienste kämpfen in diesem Jahr mit einem Paketansturm. Schon in den letzten Jahren stiegen die Onlinebestellungen an, die Coronamaßnahmen beschleunigten das einmal mehr. Nach zehn Millionen Paketen im vergangenen Jahr rechnet die Post heuer mit über 14 Millionen Paketen allein in Tirol.

Seit März herrscht im Logistikzentrum in Hall Hochbetrieb, 3.000 Pakete in der Stunde laufen über die Fließbänder. Alle Pakete für Tirol kommen hier zusammen, sie werden sortiert und an die richtigen Zustellautos verteilt. Bereits zu Ostern wurden hier Paketzahlen beobachtet, die es normalerweise erst an Weihnachten gibt.

Dabei kam das Logistikzentrum auch an seine Grenzen: Die Maschinen schaffen etwa 60.000 Pakete jeden Tag. Das reichte 2020 nicht mehr aus, also musste die Post zusätzlich wieder auf händische Sortierung ausweichen. Durch die Unterstützung der Mitarbeiter „menschliche Sortierkraft“ konnten gut 10.000 Pakete zusätzlich jeden Tag abgewickelt werden – das ist aber ein Kraftaufwand, berichtete Steiner. Seit März wird auch am Sonntag sortiert – bisher war er ein Ruhetag. Im nächsten Jahr soll das Logistikzentrum übersiedeln und ausgebaut werden – mehr dazu in Neues Post-Logistikzentrum in Vomp.

Paketentwicklung in Österreich

2010 wurden in Österreich rund 57 Millionen Pakete ausgeliefert. 2020 werden es über 150 Millionen Pakete sein, rechnet die Post. In Tirol werden derzeit 57.000 Pakete pro Tag ausgeliefert, vor einem Jahr waren es noch 43.000 Pakete.

Immer größere Pakete

Dabei haben sich die Pakete seit Beginn der Coronavirus-Pandemie auch verändert: Sie sind größer, sperriger und schwerer geworden, berichtete Steiner. Wegen der zum Teil geschlossenen Geschäfte und mangels anderer Möglichkeiten begannen viele Tirolerinnen und Tiroler Brennholz, Gartenbänke, Rasenmäher oder auch Werkbänke online zu bestellen.

Post Pakete immer größer
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Auch Sofas werden mittlerweile mit der Post verschickt

Auch Bauteile von Spielplätzen oder Spirituosen wurden deutlich häufiger bestellt, berichtete Steiner von den Erfahrungen der letzten Monate. „Zum Teil sah es hier aus wie in einer Weinspedition“, schmunzelte Steiner.

Neue Bestelltrends als Herausforderung

Das stellt auch die Zusteller vor Herausforderungen: Es sei eben schwieriger, einen Rasenmäher in den dritten Stock zu tragen, als ein Buch, berichtet Markus Leitgeb, der Sprecher der Österreichischen Post.

Der Trend, auch sperrige Gegenstände zu bestellen, werde aber anhalten, glaubt die Post. Die Menschen hätten jetzt gelernt, dass es bequem sei, sich auch solche Pakete liefern zu lassen. Die Post stelle das vor die Herausforderung, die Zustellung dahingehend zu verbessern und auch für die Zusteller einfacher zu machen.

Keine Spur von Weihnachtsruhe

Im Logistikzentrum Hall wartet in den nächsten Wochen die stressigste Zeit des Jahres: Die Vorweihnachtszeit trifft heuer mit dem zweiten Lockdown zusammen. Um den Ansturm bewältigen zu können, werde das Verteilerzentrum versuchen, eine Deckelung mit den 30 größten Unternehmen abzuschließen, berichtete der Leiter des Logistikzentrums Christoph Steiner.

Montagvormittag und Freitagvormittag gebe es im Logistikzentrum noch Kapazitäten, weil an den Tagen und Abenden davor normalerweise nicht geliefert werde. Das wolle man in Absprache mit den Firmen ändern, um den Ansturm vor Weihnachten bewältigen zu können. Die Post rechnet damit, dass in den nächsten Tagen 800.000 Pakete täglich in Österreich zugestellt werden – von der ruhigen Zeit vor Weihnachten ist bei der Post also nichts zu spüren.