Blick von oben auf Münzerturm Hall
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Virtuelle Reise in die Haller Vergangenheit

Einen Stadtrundgang, für den man die eigene Wohnung nicht verlassen muss – diese für den Lockdown ideale Kombination bietet nun die Stadt Hall in Tirol. Historiker und Multimediadesigner haben eine virtuelle Tour zu Sehenswürdigkeiten der mittelalterlichen Stadt zusammengestellt.

Ein Klick auf den Virtual Reality Button, und der Tanzsaal im Obergeschoß des gotischen Rathauses wird lebendig. Tänzerinnen und Tänzer in mittelalterlichen Gewändern drehen sich anmutig im Kreis, und der Kaiser lächelt huldvoll dazu. So dürfte es vor rund fünfhundert Jahren ausgesehen haben, als man in diesem Raum ganze Nächte durchgefeiert hat. Heute ist der ehemalige Tanzsaal von den nüchternen Büros der Haller Stadtverwaltung belegt. Hier offenbart sich die Stärke der virtuellen Tour: Sie macht sichtbar, was aus der Gegenwart schon längst verschwunden ist.

Virtuelle mittelalterliche Tanzszene
Stadtarchäologie Hall
Dancing Stars vor 500 Jahren: Der virtuelle Tanzsaal im Haller Rathaus

„Es soll ja Spaß auch Spaß machen“

Stadtarchäologe Alexander Zanesco ist dafür verantwortlich, dass die Bilder aus der Vergangenheit wissenschaftlich korrekt sind. Für die Tanzszene etwa hat er eine Gruppe aus München engagiert, die sich seit Jahren mit historischen Tänzen beschäftigt. Wichtig ist ihm aber auch, die Betrachter zum Mittanzen zu animieren: „Das Leben besteht ja nicht nur aus Wissenschaft, es soll ja auch Spaß machen“, sagt der Archäologe. Um die Menschen für die Vergangenheit zu begeistern, hat er den Haller Fotografen und Multimediadesigner Klaus Karnutsch engagiert, der die Sehenswürdigkeiten dreidimensional erlebbar macht.

Zoomen durch Raum und Zeit

Karnutschs Rundumfotografien erlauben es, sich in den Bildern in alle Richtungen zu bewegen und vor und zurück zu zoomen – in Raum und Zeit: Auf Mausklick fügen sich die Stadtmauern um die Altstadt wieder zusammen, wachsen die längst abgerissenen Stadttore aus dem Boden, verwandeln sich Barockaltäre wieder zurück in die ursprünglichen gotischen Originale. Aktuell lassen sich so zwölf historisch interessante Orte in Hall besuchen, von der Stadtpfarrkirche bis zur Latrine der Burg Hasegg.

Virtuelles Stadttor
Stadtarchäologie Hall
Stadttor reloaded: Das Milsertor in Hall, in Wirklichkeit seit 1836 abgerissen

Auf der Couch oder per pedes

Die Reise kann man zuhause auf der Couch antreten oder als realen Spaziergang. An allen Stationen befinden sich Tafeln mit QR-Codes, über die man sich mit Handy oder Tablet direkt in die virtuelle Präsentation einloggen kann. Mit einer VR-Brille lässt sich das Raumerlebnis noch weiter vertiefen. Das Team der Stadtarchäologie arbeitet bereits daran, weitere Plätze aus der Haller Vergangenheit in die Tour einzubauen und damit wieder in die Gegenwart zurückzuholen.