Cäcillia
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Religion

Stiller Cäcilia-Sonntag wegen Coronavirus

Am letzten Sonntag im Kirchenjahr feiern Südtirols Chöre und Kapellen üblicherweise den Gedenktag der Heiligen Cäcilia. Doch heuer bleibt es still um die Patronin der Kirchenmusik. Die Covid-19-Maßnahmen unterbinden jegliche musikalische Darbietung.

Eine „stille Cäcilia“ hat es für Südtirols Chöre und Kapellen noch nie gegeben. Das Fest der Hl. Cäcilia ist ein besonderer Höhepunkt im musikalisch-liturgischen Kirchenjahr.

Chor Archiv
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Vor etwa 800 Jahren starb die Heilige Cäcilia von Rom den Märtyrertod. Seither wird sie in der christlichen Welt als Schutzpatronin der Musiker, insbesondere der Kirchenmusiker, verehrt.

Am Festtag wird die Liturgie in Südtirols Kirchen durch die Chöre normalerweise besonders feierlich gestaltet. Doch die Sicherheitsbestimmungen zur Eindämmung des Coronavirus lassen die Feierlichkeit heuer nicht zu. Damit bleibt es heuer am 22. November still in den Kirchen.

Das gilt daher auch für die Pfarrkirche Nals im Etschtal. Josef Egger ist seit 50 Jahren Organist und Chorleiter des Kirchenchores von Nals. Seit Ausbruch der Pandemie im Frühling hat er seine Singgemeinschaft verkleinert, um den Covid-19 Verordnungen gerecht zu werden. Damit die Chormitglieder den Sicherheitsabstand einhalten, wurden Orientierungs-und Abstandspunkte am Boden eingezeichnet.

Alle Chöre müssen schweigen

Doch die Sicherheitsauflagen wurden nochmals verschärft. Dadurch müssen nun alle Chöre vorübergehend schweigen, auch am Cäciliensonntag, bedauert Egger: „Das ist das erste Mal, dass die Feier nicht stattfindet und das bedauern wir sehr. Normalerweise bereiten wird diesen Gottesdienst intensiv mit der Musikkapelle vor. Im Anschluss an den Gottesdienst würden wir gemeinsam feiern. Heuer ist das nicht möglich.“

Ehrungen sind abgesagt

Üblicherweise werden in Südtirol am Fest zur Hl. Cäcilia von Rom landauf landab sämtliche Musikerinnen und Musiker geehrt, die sich in den Chor-Gemeinschaften durch ihr Engagement und langjährige Mitgliedschaft auszeichnen. Auch diese Ehrungen müssen nun verschoben werden.

ruhiger Feiertag
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Josef Egger bedauert, dass die Feierlichkeiten zur Hl. Cäcilia heuer nicht stattfinden können.

Doch schmerzlicher sei der Verlust des sozialen Lebens, des Miteinanders, klagt Egger: „Nach dem Gottesdienst kommen wir normalerweise zusammen und feiern gemeinsam. Man tauscht sich aus, knüpft Freundschaften und lenkt sich vom Alltag ab. Das alles fehlt uns.“

Klang- und Gesanglos

Der Musiker Hans Finatzer aus Kaltern bedauert ebenfalls den heurigen klang- und gesanglosen Cäciliensonntag. Er steht der Musikkapelle St. Pauls bei Eppan, der Stadtkapelle Bozen und der Brass Band Überetsch als Dirigent vor. Normalerweise wird im November intensiv auf die Cäcilienfeiern geprobt, nun steht er alleine im Probelokal. „Die momentane Situation ist frustrierend. Derzeit kann jeder nur für sich üben, es gibt leider keine Konzerte. Ich weiß nicht wann sich das wieder ändert“, meint der Dirigent.

Keine Proben
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Südtirols Probelokale bleiben zur Zeit leer.

410 Chöre und 210 Musikkapellen gibt es in Südtirol. Damit verstummt ein riesiger Klangkörper südlich des Brenners. Die Relevanz der Covid-19-Sicherheitsbestimmungen sei aber allen bewusst und habe nun Vorrang. Man müsse die Gesamtsituation im Auge behalten, resümiert der Kapellmeister.

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Die Liturgie findet am Festtag zur Hl. Cäcilia ohne Chorbegleitung statt.

Die Feierlichkeiten und die Ehrungen zur heiligen „Cilli“, wie Cäcilia im Volksmund auch genannt wird, sollen nachgeholt werden, sobald die Corona-Pandemie in Südtirol wieder im Griff sei. Je nachdem, wie der derzeitige CoV-Massentest in Südtirol ausfällt, könnte ein gemeinsames Singen und Musizieren, zumindest in Kleingruppen, zur Weihnachtszeit möglich werden.