Rückkehrberatungszentrum Bürglkopf von außen
Plattform Asyl
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Soziales

Bürglkopf: Quarantäne der Isolierten

Im Rückkehrberatungszentrum Bürglkopf in Fieberbrunn sind elf Bewohner CoV-positiv. Möglichkeiten zum Abstandhalten gebe es in der beengten Einrichtung nicht, kritisieren Flüchtlingshelferinnen und -helfer. Land und Bund bestreiten das.

Hoch über Fieberbrunn liegt das Rückkehrberatungszentrum des Innenministeriums. Am Bürglkopf warten Flüchtende mit negativen Asylbescheiden auf ihre Abschiebung. Vor allem die beengte Wohnsituation und der abgeschiedene Standort der Einrichtung wird von Unterstützerinnen und Unterstützern der Flüchtlinge kritisiert. Momentan leben 79 Menschen in der Einrichtung, elf davon wurden bis jetzt positiv auf das Coronavirus getestet.

Mehrbettzimmer und enger Speisesaal

Seit Anfang November steht das gesamte Areal unter Quarantäne. Momentan sind keine Zu- und Abreisen möglich. Die elf positiv auf das Coronavirus getesteten Bewohner und deren enge Kontaktpersonen wurden in einem Nebenhaus isoliert. Die restlichen Asylwerber schlafen in Vier- bzw. Sechsbettzimmern. Ausweichen und Abstandhalten sei hier unmöglich, sagte Jutta Reuner von der Plattform Asyl. Auch der Speisesaal biete wenig Platz und es sei nur eine Frage der Zeit bis sich mehr Menschen infizieren. Das erzählte auch ein Bewohner des Zentrums, der anonym bleiben möchte. Er habe Angst sich mit dem Virus anzustecken und verstehe nicht, warum die Zimmer immer noch so voll seien.

Wilfried Hanser telefoniert
ORF
Momentan hat der ehrenamtliche Flüchtlingsbetreuer Wilfried Hanser nur via Telefon Kontakt mit seinem Schützling im Rückkehrberatungsszentrum am Bürglkopf.

Wilfried Hanser, ein ehrenamtlicher Flüchtlingsbetreuer aus Hall, hat regelmäßigen Kontakt mit Bewohnern und äußert ebenfalls seine Bedenken. Er verstehe nicht, warum man nicht alle Bewohner durchteste, so Hanser. Jutta Reuner spricht zudem von einem beklemmenden Gefühl und einer Isolation in der Isolation. Das Rückkehrberatungszentrum liege generell schon sehr abgeschieden, die Bewohner haben kaum Kontakt mit anderen Menschen und der Fußmarsch ins Dorf sei mühsam. Die zusätzliche Quarantäne verstärke das Gefühl der Bewohner im Stich gelassen zu werden.

Land habe alles im Griff

Auf Nachfrage gibt das Land Tirol in einer schriftlichen Stellungnahme bekannt, dass man die Situation am Bürglkopf im Griff habe. Von einem generellen Screening nach amtsärztlicher Einschätzung abgesehen werde, da „es sich um einen grundsätzlich gesunden und jüngeren Personenkreis handelt“. Jutta Reuner von der Plattform Asyl sieht das anders. Durch den ständigen psychischen Stress, dem sich die Bewohner aussetzen, seien sie sehr wohl gefährdet. Auch das Bundesministerium für Inneres äußerte sich schriftlich. Die Kritik des zu engen Wohnraums wies das Ministerium von sich. „„Die Unterbringung von symptomfreien bzw. negativ getesteten Personen, (…) erfolgt gemäß dem mit der Gesundheitsbehörde abgestimmten Raumkonzepts“, hieß es in dem Schreiben.

Bürglkopf Areal
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Die positiv auf das Coronavirus getesteten Bewohner werden in einem Nebenhaus isoliert.

Entgegengesetzte Meinungen zu medizinischer Versorgung

Reuner kritisierte nicht nur den Umgang mit den Infizierten sondern auch die Kommunikation im Rückkehrberatungszentrum. Sie zweifelte daran, dass die Bewohner Informationen in ihrer Sprache erhalten und vollständig über die gesetzten Maßnahmen aufgeklärt werden. Auch habe sie die Befürchtung, dass die medizinische Versorgung nicht ausreiche und für alle gelte. Darauf erwiderte das Innenministerium, dass es in jeder Bundesbetreuungseinrichtung die Möglichkeit einer regelmäßigen psychologischen Unterstützung gebe, und dass eine medizinische Versorgung in jedem Fall gewährleistet werden könne.