Drei Personen an Pulten Med Uni Innsbruck
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Gesundheit

CoV-Krise belastet auch psychisch schwer

Mehrere Forschungsprojekte an der Medizinischen Universität Innsbruck beschäftigen sich derzeit mit den Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie auf die Psyche. Eine erste Bilanz wurde am Dienstag präsentiert. Die Ergebnisse sind eindeutig: Die Krise belastet die Menschen auch psychisch stark.

Die Forscherinnen und Forscher der Meduni Innsbruck haben herausgefunden, dass jede fünfte Tirolerin und jeder fünfte Tiroler während der Krise depressive Symptome entwickelt. Es gebe aber auch Menschen, die gestärkt aus der Krise hervorgehen.

Sich nicht brechen lassen

Im besten Fall reagiere man in der Krise wie ein gesunder Baum, dessen Äste sich der Veränderung anpassen und sich biegen statt zu brechen. So etwa lasse sich beschreiben, wie Menschen in der aktuellen Coronavirus-Pandemie widerstandsfähig werden und konstruktive Wege finden, mit den jetzigen Einschränkungen und Veränderungen zurechtzukommen, erklärte Katharina Hüfner, Fachärztin an der Innsbrucker Universitätsklinik für Psychiatrie. Als Beispiel verwies sie etwa auf eine überstandene Coronavirus-Erkrankung. „Da geht es um Dankbarkeit, dass man mit seiner Krankheit behandelt wurde, dass man sieht, wie wichtig familiärer Zusammenhalt ist oder eine Partnerschaft oder Freundschaft.“

Jeder Fünfte entwickelt depressive Symptome

Die psychische Dauerbelastung der Pandemie führt bei einem Fünftel der Bevölkerung allerdings zu depressiven Symptomen. Nicht zu einer Depression, aber zu Stressreaktionen, die chronisch werden können. Das zeigen erste Studienergebnisse von Untersuchungen, die an der Medizinischen Universität Innsbruck derzeit laufen. „Im medizinischen Sinne verstehen wir unter Stress, dass die Anforderungen, die an die Menschen gestellt werden, zu belastend sind. Es ist mehr, als sie leisten können. Es geht um Kinderbetreuung, um den Arbeitsplatz und um finanzielle Probleme.“

Damit einher gingen dann biologische Veränderungen. Das Immunsystem verändere sich, aber auch die Hormone. Sie seien die Botenstoffe, die auch im Gehirn mit den Nervenzellen kommunizieren und dann auch zu körperlichen Symptomen und Erkrankungen führen können.

Menschen mit Vorerkrankungen gefährdet

In besonderem Maße betroffen sind laut Experten derzeit all jene Menschen, die bereits an einer psychischen Vorerkrankung leiden. Sie sind besonders gefährdet, dass sich psychische Krankheitssymptome verstärken. Sie leiden auch am meisten unter Einsamkeit. Außerdem haben sie ein erhöhtes Risiko, an Covid-19 zu erkranken, sagte Barbara Sperner-Unterweger, die Direktorin der Universitätsklinik für Psychiatrie in Innsbruck.