Gustav Kuhn beim Zivilverfahren gegen eine Sängerin am Landesgericht Innsbruck
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Kultur

Strafzahlung für Kuhn und Festspiele Erl

Gustav Kuhn hat eine Strafzahlung in der Höhe von 177.100 Euro leisten müssen. Nach der Straferkenntnis der Bezirkshauptmannschaft Kufstein wurden für die Winterfestspiele 2017/2018 in Erl mehr als 80 Ausländer nicht korrekt beschäftigt. Laut Land sei die Causa längst erledigt.

Der damalige Geschäftsführer Kuhn wurde zu einer Strafzahlung nach dem Ausländerbeschäftigungsgesetz verpflichtet, die pro Fall zwischen 1.000 und 2.000 Euro ausmachte. Inklusive eines Beitrags zu den Kosten des Strafverfahrens summierte sich der Betrag auf 177.100 Euro. Im Falle der Uneinbringlichkeit der Geldstrafe war eine Ersatzfreiheitsstrafe von etwa 114 Tagen vorgesehen. Sollte Kuhn die Summe nicht aufbringen können, hätten die Festspiele Erl einspringen müssen, besagte eine im Straferkenntnis festgehaltene Solidarhaftung.

Den Umstand, dass möglicherweise die Festspiele die Strafe übernehmen müssen, bezeichnete der Landtagsabgeordnete der Liste Fritz, Markus Sint, als Schlag ins Gesicht der Tiroler Steuerzahler. Die Liste Fritz verlangte eine Garantie von LH Günther Platter (ÖVP) und Kulturlandesrätin Beate Palfrader (ÖVP), dass Kuhn selbst die Strafe bezahle oder eben die Ersatzfreiheitsstrafe absitze.

Gustav Kuhn
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Gustav Kuhn trat im Herbst 2018 als künstlerischer Geschäftsführer der Tiroler Festspiele Erl zurück

Die Liste Fritz kündigte zudem an, im November-Landtag eine Anfrage an Platter und Palfrader einzubringen. Zudem forderte die Oppositionspartei einen Stopp aller Landesförderungen für die Festspiele Erl.

Palfrader: Strafzahlung bereits beglichen

Wie Palfrader in einer Stellungnahme mitteilte, stamme der Strafbescheid aus dem Jahr 2019. „Die Strafzahlung ist längst beglichen, und es versteht sich von selbst, dass dafür keinerlei öffentliche Gelder verwendet wurden. Für die Begleichung der Zahlung, für die auch die Gesellschaft der Tiroler Festspiele Erl haftet, wurde aus privater Hand ein Sonderzuschuss gewährleistet.“

Die Angelegenheit sei von den Behörden eingehend geprüft, der formale Verwaltungsfehler in jedem einzelnen Fall bewertet und vorgeschrieben worden. „Diese Vorschreibung wurde ordnungsgemäß beglichen“, so Palfrader.

Kuhn will Zivilverfahren gegen Blogger einstellen

Indes gab der Ötztaler Blogger Markus Wilhelm, der die Causa Erl ins Rollen gebracht hatte, bekannt, dass Kuhn die drei gegen ihn noch laufenden Zivilverfahren einstellen will. Der Blogger dürfte dem wohl zustimmen. Er schrieb auf seinem Blog Dietiwag.org: „Wie könnte ich da nein sagen, wenn der Rückzieher von ihm kommt?“

Neben einer Klage von Kuhn gegen Wilhelm wegen des Vorwurfs arbeitsrechtlicher und abgabenrechtlicher Verstöße und einer Klage wegen des Vorwurfs um Kuhns angeblich plagiierte Dissertation war auch eine Klage wegen des Vorwurfs der sexuellen Belästigung offen. Wilhelm hatte im Februar 2018 Vorwürfe der sexuellen Belästigung und des Machtmissbrauchs gegen Kuhn veröffentlicht und damit die Causa Erl ins Rollen gebracht.

Ein Verfahren gegen Blogger noch anhängig

Damit sei in der Causa von den ursprünglich 18 gegen den Blogger erhobenen Klagen nur mehr eine anhängig, berichtete Wilhelm. „Es handelt sich dabei um jenes Zivilrechtsverfahren, das die Tiroler Festspiele Betriebsges.m.b.H., sprich Hans Peter Haselsteiner, wegen meiner Kritik an den arbeitsrechtlichen Zuständen und abgabenrechtlichen Missständen in Erl seit bald drei Jahren gegen mich führt“, schrieb der Ötztaler auf seinem Blog.

Blogger brachte Causa Kuhn 2018 ins Rollen

Die Causa Erl war Anfang 2018 ins Rollen gekommen. Wilhelm veröffentlichte erstmals Vorwürfe gegen den damaligen Festspiel-Chef Kuhn. In einem offenen Brief warfen fünf Künstlerinnen dem Dirigenten schließlich namentlich „anhaltenden Machtmissbrauch und sexuelle Übergriffe“ während ihrer früheren Engagements vor.

Kuhn bestritt die Vorwürfe, stellte im Sommer 2018 aber seine langjährige Funktion als künstlerischer Leiter der Tiroler Festspiele Erl bis zur vollständigen Klärung der Vorwürfe ruhend. Im Oktober legte er dann alle seine Funktionen zurück – mehr dazu in Erl: Künstlerinnen fordern Entschuldigung.