Ein Video vom August des heurigen Jahres zeigt, wie ein Rind im Libanon auf offener Straße und unsachgemäß geschlachtet wird. Das Tier starb nicht gleich und musste leiden. Die Ohrmarke und die Daten zeigten, dass es sich um das Rind eines Tiroler Landwirtes handelte.
Ann-Kathrin Freude vom Verein gegen Tierfabriken sagt, das Fürchterliche sei, dass Österreich wissen könnte, dass es so ist. Man habe das schon öfter aufgezeigt und der Händler selbst sage, dass er in den Nahen Osten weitertransportiert. „Das ist kein Geheimnis und es ist auch kein Geheimnis, wie die Tiere dann vor Ort geschlachtet werden“, so Freude.
Augen werden ausgestochen
Tausende Rinder werden jährlich aus Österreich exportiert, meist sind es männliche Milchkuhkälber, die in Spanien, Italien und Polen in großen Betrieben gemästet werden und dann in Drittländer weiterverkauft werden, wo keine Tierrechte gelten. Gabriel Paun von Animals International sagt, bei jeder Schlachtung sehe man, dass die Kehle mehrmals durchschnitten werden muss, „das ist sehr schmerzhaft“, und er fährt fort, „oft werden den Rindern die Augen ausgestochen, die Sehnen durchschnitten, dass sie nicht laufen können, die Tiere leiden“.
Landwirt zeigt sich betroffen
Der ORF Tirol besuchte den Bauern, dessen Rind im Libanon geschlachtet wurde und zeigte ihm Videos der Tierschutzorganisationen. Am Hof machten sich daraufhin Schock, Betroffenheit und Ohnmacht breit. Der Landwirt Martin Geisler sagt, man sehe nicht gern, dass das Kalb so gequält werde. Man wolle für die Tiere das Beste. Wenn das Tier vom Stall weg sei, haben man aber keinen Einfluss mehr darauf, wo die Kälber hingehen, „man kann nur hoffen, dass sie halbwegs behandelt werden“, so Geisler.
Die Schlachter beispielsweise in Drittländern wie dem Libanon sind keine Metzger, haben weder Ausbildung noch Ausrüstung. Walter Mair vom Bauernbund und selbst Landwirt verweist auf die Handelsabkommen, wo etwa jährlich 45.000 Tonnen Rindfleisch in die EU transportiert werden. Solche Abkommen hätten die Bauern nicht unterschrieben. Man hätte das alles selber da in viel besserer Qualität und ohne Transportwege. Dann brauche man sich auch nicht den Kopf darüber zerbrechen, weil man Tiere irgendwo hinbringen müsse, weil man sie bei uns nicht mehr weiterbringe.
Politik könnte Rahmenbedingungen schaffen
Landwirt Walter Mair mästet die meisten Milchkuhkälber selbst, lässt sie schlachten und verkauft sie selbst am Hof. Er fordert, dass die Kennzeichnung der Herkunft endlich verpflichtend wird. Doch Handel und Gastronomie setzen hier auf Freiwilligkeit. Ann-Kathrin Freude vom Verein gegen Tierfabriken sagt, die österreichische Politik könnte Rahmenbedingungen schaffen, dass die österreichischen Tiere in Österreich bleiben können und hier vermarktet werden. „Das kann nur die Politik, das können nicht die Konsumenten, das können auch nicht die Bauern, die das absolut auch nicht wollen“, so die Tierschützerin.
Gabriel Paun von Animals International sagt, die Macht liege bei uns in Österreich und in Europa. „Es sind unsere Tiere, wir machen die Regeln. Wir könnten sagen, wenn ihr unser Fleisch wollt, dann zu unseren Bedingungen. Ihr könnt unser Fleisch haben, aber es wird keine Lebendtransporte mehr geben.“