Trauriges Kind
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Soziales

Wie mit Kindern über den Anschlag sprechen?

Nach dem Terroranschlag in Wien stehen viele Eltern vor der schweren Aufgabe, mit ihren Kindern über das Geschehene zu reden. Junge Menschen laufen inzwischen Gefahr, vor allem in den sozialen Netzwerken auf Bilder und Videos zu stoßen, die sie verängstigen.

Die Leiterin von Rat auf Draht, Birgit Satke, berichtete, dass die Hotline bereits in der Nacht von Montag auf Dienstag zahlreiche Anrufe von jungen Menschen erreicht haben: „Jugendliche berichteten von großen Ängsten, konnten nicht schlafen und sorgten sich um Freundinnen und Freunde, die sie noch nicht erreichen konnten“, berichtete sie.

In einem solchen Ausnahmezustand seien gerade niederschwellige Beratungsangebote wie eben Kummernummern sehr wichtig, damit Kinder und Jugendliche in solchen Momenten mit ihren Gedanken und Gefühlen nicht allein seien und jemanden zum Reden haben.

Videos verbreiteten sich unter junger Bevölkerung

Sehr rasant seien bereits am Montagabend Videos und Bilder des Anschlags und der Verletzten, direkt bei den Kindern und Jugendlichen gelandet, warnte die Expertin: „Diese Videos wurden über WhatsApp verbreitet und auf der bei Kindern und Jugendlichen beliebten Plattform TikTok geteilt. Noch in der Nacht haben wir gemeinsam mit Saferinternet.at begonnen, so viele dieser Videos wie möglich, auf den Plattformen zu melden“, berichtete sie.

Auch viele Eltern hätten sich bereits in der Nacht bei den Expertinnen und Experten gemeldet, weil sie wissen wollen, wie sie ihren Kindern in dieser schwierigen und chaotischen Zeit Halt geben können, schilderte Satke.

Kind vor Laptop
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Kinder sollten auf keinen Fall die Videos des Terroranschlags im Internet ansehen

Ehrlich darüber sprechen und bei den Fakten bleiben

Wichtig sei jedenfalls, Gefühle wie Angst und Trauer ernst zu nehmen und mit Kindern aktiv und sachlich über die Vorfälle zu sprechen – allerdings ohne dabei zu übertreiben oder Ängste zu verstärken. Das Gespräch solle kindgerecht und altersadäquat passieren. Auf das Beschreiben grausamer Szenen oder Details sollte man in jedem Fall verzichten. Man solle die Situation aber auch nicht herunterspielen oder abschwächen, sondern ehrlich sein und keine Gerüchte oder ungesicherte Informationen zu verbreiten. Es sei wichtig, Kindern zuzuhören und ihre Fragen auch zu hören, appellierte Satke.

Eltern sollen jedenfalls darauf achten, dass Kinder unter zehn Jahren auf keinen Fall alleine Nachrichtensendungen ansehen, da Bilder sich einbrennen könnten, hieß es. Albträume und große Angst könnten die Folge sein. Das Wichtigste sei, Kinder nicht in Panik zu versetzen, sondern ruhig zu bleiben. Eltern können zum Beispiel auch vermitteln, dass die meisten Menschen nicht unmittelbar von den schrecklichen Taten betroffen waren, und dass für sie das Leben weitergeht. Das helfe Kindern, nach vorne zu schauen, so die Expertin.

Gewaltvideos meiden und Sicherheit vermitteln

Kinder und Jugendliche bekämen gerade viele Videos, die Gewalt zeigen, über WhatsApp und andere Dienste geschickt – Eltern sollten das aktiv ansprechen und dabei auch darüber reden, welche starken Gefühle durch solche Bilder ausgelöst werden. Junge Menschen sollten jedenfalls dazu angeregt werden, solche Dinge nicht anzusehen und auch nicht weiterzuleiten.

Es sei wichtig, Kindern zu vermitteln, dass sie in Sicherheit seien und Einsatzkräfte mit vereinten Kräften daran arbeiten, die Situation zu lösen. Routinen und Tagesabläufe sollten so normal wie möglich weitergeführt werden, hieß es. Falls die Kinder nicht in der Schule sind, solle man sich, soweit möglich, möglichst aktiv mit ihnen beschäftigen. Gemeinsame Bastelarbeiten oder Spiele können hier Ablenkung und Zerstreuen bieten. Auch Erwachsene selbst sollten sich nicht scheuen, selbst psychologische Hilfe anzunehmen und etwa eine Helpline anzurufen, so der Rat.