Ein Behandlungszimmer mit einem Covid-19-Patienten der Intensivstation am Krankenhaus Zams
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Gesundheit

CoV: Neue Erkenntnisse der Intensivmedizin

Mit Stand Freitagvormittag wurden an den Tiroler Intensiv-Stationen 28 Patientinnen und Patienten mit Covid-19 behandelt. Bei der Betreuung schwer Erkrankter haben die Medizinerinnen und Mediziner acht Monate nach den ersten Tiroler Fällen viel dazugelernt.

Im März hat das Krankenhaus Zams die ersten Corona-Fälle auf der Intensivstation betreut. Dabei ist den Ärztinnen und Ärzten dort aufgefallen, dass neun von elf intubierten Intensivpatienten blaue Flecken an den Fußsohlen bekamen, was auf kaum durchblutete Stellen hinwies.

Walter Hasibeder, Leiter der Intensivmedizin am Krankenhaus Zams
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Walter Hasibeder, der Leiter der Intensivmedizin am Krankenhaus Zams

Ähnliche Phänomene waren weltweit bei vielen verstorbenen Covid-19-Patienten zu beobachten. Das zeigten auch internationale Studien, schilderte der Leiter der Walter Hasibeder: „Eine Studie konnte nachweisen, dass Covid-19-Patienten neunmal so viele verschlossene Blutgefäße hatten, wie Patienten, die an einer Grippe-Pneumonie verstorben sind“, so der Mediziner. Eines der Charakteristika dieser Erkrankung sei also eine Aktivierung des Gerinnungssystems, dem man durch eine systemische Blutverdünnung entgegenwirken könne.

Medizinisches Personal im Krankenhaus Zams im Einsatz gegen Covid-19
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Die Ärztinnen und Ärzte haben seit dem Frühjahr mehr Erfahrung im Kampf gegen das Virus gewonnen

Blutverdünnung und Steroide

Diese therapeutische Blutverdünnung wird mittlerweile bei allen schweren Verläufen von Covid-19 angewendet. Damit konnte die Sterberate gesenkt werden.

Auch Steroide haben sich bewährt, besonders in der Behandlung älterer Intensivpatienten, wie der Arzt erklärte: „Diese Patienten haben oft chronische Vorerkrankungen und ein Defizit an Steroiden im Blut, wenn sie zu uns kommen, nachdem sie bereits mehrere Tage krank sind. Sie reagieren sehr gut auf Steroide, brauchen weniger Tage, um den Kreislauf zu stabilisieren und erholen sich oft sehr rasch“, so Hasibeder. Auch die WHO empfiehlt mittlerweile Steroide als Standardbehandlung bei den schweren Verläufen.

Ein Behandlungszimmer der Intensivstation am Krankenhaus Zams
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Am Krankenhaus Zams liegen derzeit wieder Covid-19-Patienten auf der Intensivstation

Krankheit nicht unterschätzen

Zu unterschätzen sei die Krankheit trotz der besseren Behandlungsmöglichkeiten nicht. Im Mittel blieben die Patientinnen und Patienten in Zams 33 Tage lang auf der Intensivstation, schilderte Leiter Walter Hasibeder: „Sie haben danach kaum noch Muskeln und haben noch dazu degenerative Veränderungen an den Nerven, die diese Muskulatur versorgen. Sie brauchen eine extrem lange Rehabilitation. Wir sprechen hier von Monaten, wenn nicht sogar von Jahren“, warnte der Experte.

Aktuelle Zahlen für Tirol

Mit Stand Freitagabend 18.30 Uhr sind im Vergleich zum Vortag insgesamt 610 neue positive CoV-Testergebnisse dazugekommen. Gleichzeitig sind 480 Personen wieder genesen. In Tirol sind damit derzeit 3.754 Personen mit dem Coronavirus infiziert. Die meisten nachgewiesenen Infektionen gibt es derzeit im Bezirk Innsbruck Land (928), gefolgt von Innsbruck Stadt (814) und Schwaz (728).