Im März hat das Krankenhaus Zams die ersten Corona-Fälle auf der Intensivstation betreut. Dabei ist den Ärztinnen und Ärzten dort aufgefallen, dass neun von elf intubierten Intensivpatienten blaue Flecken an den Fußsohlen bekamen, was auf kaum durchblutete Stellen hinwies.
Ähnliche Phänomene waren weltweit bei vielen verstorbenen Covid-19-Patienten zu beobachten. Das zeigten auch internationale Studien, schilderte der Leiter der Walter Hasibeder: „Eine Studie konnte nachweisen, dass Covid-19-Patienten neunmal so viele verschlossene Blutgefäße hatten, wie Patienten, die an einer Grippe-Pneumonie verstorben sind“, so der Mediziner. Eines der Charakteristika dieser Erkrankung sei also eine Aktivierung des Gerinnungssystems, dem man durch eine systemische Blutverdünnung entgegenwirken könne.
Blutverdünnung und Steroide
Diese therapeutische Blutverdünnung wird mittlerweile bei allen schweren Verläufen von Covid-19 angewendet. Damit konnte die Sterberate gesenkt werden.
Auch Steroide haben sich bewährt, besonders in der Behandlung älterer Intensivpatienten, wie der Arzt erklärte: „Diese Patienten haben oft chronische Vorerkrankungen und ein Defizit an Steroiden im Blut, wenn sie zu uns kommen, nachdem sie bereits mehrere Tage krank sind. Sie reagieren sehr gut auf Steroide, brauchen weniger Tage, um den Kreislauf zu stabilisieren und erholen sich oft sehr rasch“, so Hasibeder. Auch die WHO empfiehlt mittlerweile Steroide als Standardbehandlung bei den schweren Verläufen.
Krankheit nicht unterschätzen
Zu unterschätzen sei die Krankheit trotz der besseren Behandlungsmöglichkeiten nicht. Im Mittel blieben die Patientinnen und Patienten in Zams 33 Tage lang auf der Intensivstation, schilderte Leiter Walter Hasibeder: „Sie haben danach kaum noch Muskeln und haben noch dazu degenerative Veränderungen an den Nerven, die diese Muskulatur versorgen. Sie brauchen eine extrem lange Rehabilitation. Wir sprechen hier von Monaten, wenn nicht sogar von Jahren“, warnte der Experte.
Aktuelle Zahlen für Tirol
Mit Stand Freitagabend 18.30 Uhr sind im Vergleich zum Vortag insgesamt 610 neue positive CoV-Testergebnisse dazugekommen. Gleichzeitig sind 480 Personen wieder genesen. In Tirol sind damit derzeit 3.754 Personen mit dem Coronavirus infiziert. Die meisten nachgewiesenen Infektionen gibt es derzeit im Bezirk Innsbruck Land (928), gefolgt von Innsbruck Stadt (814) und Schwaz (728).