Müll auf einer Wiese
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Wirtschaft

Müll auf Wiesen, Wäldern und Straßen

Immer wieder finden sich in in der Natur in Tirol zurückgelassener Müll und Abfälle. Im Coronajahr 2020 hat das Aufkommen von illegal entsorgtem Müll in Tirol deutlich zugenommen.

Als im Corona-Lockdown im Frühjahr die Recyclinghöfe geschlossen waren, wurden Hausmüll, Sondermüll und sogar ganze Wohnlandschaften in der freien Natur entsorgt. Säckeweise landet aber auch jetzt noch Hausmüll in Böschungen, berichtet die Tiroler Bergwacht. Auch der Autobahnbetreiber ASFINAG berichtet von den zurückgelassenen Resten einer Wohnungssanierung auf Raststätten, immer wieder werde Müll auch die Straßenböschungen hinuntergekippt.

Müll im Wald
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Tirol wirbt mit seiner unberührten Natur, immer öfter finden isch dort aber kleine Müllablageplätze

Aufräumarbeiten unter Lebensgefahr

Für die Straßenmeistereien im ganzen Land gehört das Mülleinsammeln mehrmals die Woche zur Routine. Jährlich werden dafür etwa 26.000 Arbeitsstunden aufgewendet, das kostet Millionen von Euro. Zudem ist es eine gefährliche Arbeit, den Müll von den Straßen wieder zu entfernen.

„Vor allem auf vielbefahrenen, aber engen Straßen wie der Fernpass- oder der Mieminger Strasse sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer massiven Gefährdung ausgesetzt,“ erklärte Bernd Stigger, der beim Land Tirol für die Straßenerhaltung zuständig ist. „Ich möchte es nicht erleben, dass jemand beim Mülleinsammeln angefahren und womöglich schwer verletzt wird.“ Außerdem hätten die Straßenmeistereien im Land andere und wichtigere Aufgaben, als Müll zu sammeln, betonte er im ORF Tirol Interview.

Zwei Straßenmeister, oranges Auto Straßenmeisterei
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Bernd Stigger, Leiter Straßenerhaltung Land Tirol (links) im Gespräch mit Michael Strigl, Straßenmeister der Straßenmeisterei Haiming

Müll säckeweise ausgekippt

Es sei fast unglaublich, wie viel Müll in Tirol illegal entsorgt wird, da gehe es nicht um einzelne Plastikflaschen, berichtete Michael Strigl, der Straßenmeister der Straßenmeisterei Haiming. Erst kürzlich meldete ein Verkehrsteilnehmer bei Tarrenz (Bezirk Imst), dass mehrere volle Müllsäcke die Böschung hinunter gekippt worden waren.

„Wir haben den Müll eingesammelt und Anzeige bei der Polizei erstattet,“ erzählte Strigl. „Was jemanden dazu treibt, seinen Hausmüll säckeweise neben der Straße in die Natur zu entsorgen, wissen wir nicht.“

Raststätten als Mülldeponien

Auch der Autobahnbetreiber ASFINAG muss jährlich rund 1.300 Tonnen Müll von den Autobahnen entfernen. Vieles werde einfach aus den Autofenstern geworfen – dabei handle es sich bei weitem nicht nur um Zigarettenkippen. Der hinausgeworfene Müll stellt eine massive Gefährdung der anderen Verkehrsteilnehmer dar.

Durch das Aufsammeln und Entsorgen des Mülls entstünden Kosten von rund zwei Millionen Euro, sagte Klaus Gspan, der Regionalleiter bei der ASFINAG. „Auch auf unseren Raststätten, auf denen sich ja Mülleimer befinden, werden Autoreifen, Sondermüll und ganze Wohnlandschaften illegal entsorgt.“

Klaus Gspan, Regionalleiter ASFINAG
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Klaus Gspan, Regionalleiter ASFINAG im ORF Tirol Interview

Mehr Müllsünder in Tirol

Die illegale Entsorgung von Müll in Tirol nimmt dabei offenbar zu. In den Jahren 2018 und 2019 ging die illegal entsorgte Müllmenge in ganz Österreich zurück oder blieb zumindest gleich. Nur in Tirol ist sie laut ASFINAG in diesem Zeitraum gestiegen.

Oft sind die Verursacher nicht mehr auszumachen. Raststätten sind allerdings mit Videokameras ausgestattet. Manchmal gelingt es auch, einen Müllsünder auf frischer Tat zu ertappen. In vielen Fällen finden sich auch im zurückgelassenen Müll Hinweise auf den Verursacher. „Dann wird Anzeige erstattet,“ sagte Gspan. Die Strafen bei Verstößen gegen das Abfallwirtschaftsgesetz können mit bis zu 3.600 Euro saftig ausfallen.

Bergwacht entdeckt immer mehr

Heuer im Coronajahr sei es besonders schlimm, hieß es auch bei der Tiroler Bergwacht. So abgelegen könne ein Ort gar nicht sein, dass man dort keinen Müll findet. Während des Lockdowns wurden Unmengen von Hausmüll einfach in den Wald geleert, berichtete die Landesleiterin der Bergwacht, Gabriele Pfurtscheller: „Ganz schlimm war es auch im Sommer, als die Leute vor allem an den Flussufern feierten. Sie trugen Unmengen von Zeug zu den Parties, aber leider nahmen sie es nachher nicht mehr mit.“

Bergwacht Landesleiterin Gabriele Pfurtscheller
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Gabriele Pfurtscheller, Landesleiterin Bergwacht Tirol

Landes-Straßenerhalter, ASFINAG und Bergwacht setzen auf Bewusstseinsbildung und Aufklärung. Viele Gemeinden und Vereine organisieren fast jedes Jahr große Müllsammelaktionen. Die Müllsünder beteiligen sich daran aber vermutlich nicht.