Eine Infektion mit dem Coronavirus kann neben Fieber, Husten und Atembeschwerden auch neurologische Symptome verursachen. Alle Bakterien und Viren könnten zudem Schlaganfälle auslösen, erklärte Innsbrucker Epidemiologe und Schlaganfall-Experte Stefan Kiechl: „Inzwischen wissen wir, dass das neue SARS-Virus eine höhere Potenz hat, Schlaganfälle auszulösen, als das Grippevirus, wenngleich die absoluten Zahlen gering sind“, so der Mediziner.
Daten aus New York würden belegen, dass 1,6 Prozent aller COVID-19 Patientinnen und Patienten, die im Krankenhaus behandelt wurden, einen Schlaganfall erlitten. Wie sich die Schlaganfall-Situation in den vergangenen Monaten landesweit im Detail entwickelte, werde, so Kiechl, in einer bereits beantragten Studie untersucht.
Doppelt so häufig schwerer Covid-19-Verlauf
Schlaganfall-Patientinnen und Patienten hätten zudem grundsätzlich ein erhöhtes Risiko für einen schweren Infektionsverlauf von Covid-19, warnte Kiechl: „Dazu gibt es gute Daten aus China und USA: Atherosklerose- und Schlaganfall-Patienten, die an COVID-19 erkranken, haben etwa doppelt so häufig einen schweren Verlauf wie gefäßgesunde Menschen“, erklärte der Experte.
Einerseits führe das Virus zu Entzündung im Blut, aktiviere diese und schädige die Gefäßinnenhaut. Andererseits aktiviere es auch Blutplättchen und Gerinnungssysteme. Dadurch bildeten sich Blutgerinnsel, so Kiechl.
Medikamente nicht selbst absetzen
Hinweise, dass Menschen mit Schlaganfallsymptomen seit Ausbruch der Pandemie weniger oft zum Arzt gehen, gebe es in Österreich nicht, verneinte der Experte. Er warnt davor, Blutdruck- und Blutfettsenker selbst abzusetzen. Diese standen im Verdacht, den Verlauf von COVID-19 ungünstig zu beeinflussen. Erste Studien würden das allerdings nicht bestätigen, gab der Mediziner Entwarnung.
Medikamenten wie Aspirin und Cholesterinsenkern werde für den Infektionsverlauf sogar ein günstiger Effekt zugeschrieben, so Stefan Kiechl. Für SchlaganfallpatientInnen sei es deshalb wichtig, all ihre üblichen Medikamente weiter einzunehmen, auch im Fall einer Corona-Infektion.
Grippeimpfung für Risikopatienten
Menschen mit Risiko-Profil empfiehlt Schlaganfall-Experte Kiechl, ihre Medikamente weiter zu nehmen und sich gegen Grippe impfen zu lassen. Eine Influenzaimpfung könne einen Schlaganfall verhindern, so Kiechl. Man solle zudem auf Bewegung und gesunde Ernährung achten, Vorsorge wahrnehmen und bei Schlaganfallsymptomen sofort die Rettung rufen, riet der Arzt: „Keine Angst vor dem Arztbesuch und dem Krankenhaus – es hat sich herausgestellt, dass das Infektionsrisiko in Krankenhäusern sehr gering ist“, beruhigte der Mediziner.
Das Schlaganfall-Versorgungssystem habe in Österreich auch während der Krise bisher gut funktioniert. Wie sich die Schlaganfallsituation in den vergangenen Monaten landesweit im Detail entwickelte, werde, so Kiechl, in einer bereits beantragten Studie untersucht.