Hubert Kirchmair mit seinem Noriker-Hengst Garant
Christoph Johann
Christoph Johann
Umwelt

Pferdestärken statt Traktor im Naturpark

Wenn gefälltes Holz im Wald zum nächsten Forstweg transportiert wird, sprechen Forstkundige vom Rücken. Was heute größtenteils maschinell passiert, haben früher Pferde erledigt. In einem Waldbiotop bei Finkenberg hat man jetzt diese Holzrückung wiederbelebt.

Schritt für Schritt schnaubt Noriker-Hengst Garant durch den imposanten Herbstwald – im Schlepptau einige schwere Baumstämme. Die langen Zügel, so scheint es, braucht Hubert Kirchmair aus Schwaz eigentlich gar nicht, denn das mächtige Pferd folgt aufs Wort seinen knappen Kommandos. Sie sind seit Jahren ein eingespieltes Team, und das ist Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Arbeit im Wald.

Engagiert wurden die beiden vom Team des Hochgebirgs-Naturpark Zillertal, die die Glocke ebenfalls mitbetreuen. Die Glocke ist ein seit 1977 geschützter Landschaftsteil bei Finkenberg, ein Waldbiotop mit sehr seltenen Linden- und Buchenbeständen.

Hubert Kirchmair mit seinem Noriker-Hengst Garant
Christoph Johann
Blindes Verständnis herrscht zwischen Hubert Kirchmair und seinem kraftvollen Garant

Fichtenaufkommen soll zurückgedrängt werden

Der Mischwald mit seinen Sommer- und Winterlinden soll langfristig erhalten bleiben. Weil sich teilweise Fichten zu stark ausbreiten und eine Verjüngung des Laubwaldes verhindern, werden diese Nadelhölzer gezielt geschlägert, um dann im Frühjahr Laubbäume zu pflanzen. Mit dem Noriker-Hengst Garant und Kirchmair gelinge es, die Stämme aus dem Wald zu bekommen, ohne den Waldboden zu schädigen und so das sensible Ökosystem zu beeinträchtigen, erklärt Naturpark-Geschäftsführer Willi Seifert.

So eine Pferderückung ist nicht nur interessant für Beobachter, sondern könnte wesentlich öfter zum Einsatz kommen, glaubt Waldaufseher Michael Erler: „Gerade Einzelbäume könnte man so bodenschonend aus dem Wald transportieren.“ Geländebedingt ist die Pferderückung allerdings nicht überall einsetzbar. Übrigens muss Garant nicht alle gefällten Fichten auch aus dem Wald ziehen. Einige bleiben – wegen des Borkenkäfers mit aufgeschlitzter Rinde – im Wald bewusst liegen und tragen so zur Artenvielfalt bei.

Hubert Kirchmair mit seinem Noriker-Hengst Garant
Florian Warum

Naherholungsgebiet und Lehrwald

Finkenberg könne sich glücklich schätzen, so ein Naherholungsgebiet in unmittelbarer Nähe zu haben, schwärmt auch Bürgermeister Andreas Kröll über das Naturschutzprojek, ein Projekt, an dem auch die örtlichen Schulen mitwirken. Im Frühjahr wird Garant nämlich wieder in Finkenberg im Einsatz sein. Dann im Beisein der Schülerinnen und Schüler, die dann auch gleich neben jungen Linden Bergahorn, Bergulmen, Stieleichen, Vogelkirschen, den Gemeinen Schneeball oder Heckenkirschen pflanzen dürfen.

Finanziell unterstützt wird das Naturschutzprojekt von Blühendes Österreich, bei dem mit Peter Habeler ein berühmter Zillertaler im Beirat sitzt. Auch er war freilich bei der Pferderückung in Finkenberg mit dabei.