Mehr psychisch Kranke im Herbst: Frau mit Handy in der Hand
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Soziales

Krisenhotline bleibt dauerhaft bestehen

Seit Beginn der Pandemie gibt es tirolweit eine kostenfreie Krisenhotline für Menschen in seelischen Notsituationen. Dieser psychosoziale Krisendienst, der unter der Nummer 0800/400 120 jeden Tag zur Verfügung steht, wird nun dauerhaft angeboten.

Die Corona-Sorgen-Hotline war auf Initiative des Vereins Suchthilfe Tirol aus der Not heraus innerhalb von zwei Tagen eingeführt worden. Die Nachfrage war groß. Während des Lockdowns hätten die Mitarbeiter bis zu 50 und 60 Anrufe entgegen genommen, berichtete Leo Alber vom Verein Psychosozialer Pflegedienst Tirol (PSP). Die meisten Anrufer seien um die 50 Jahre alt gewesen, meist litten sie unter Einsamkeit und Isolation.

Bei der Suche nach Hilfe via Telefon können die Betroffenen auf Wunsch anonym bleiben und bekommen über das Telefongespräch hinaus Informationen über Hilfsangebote für weitere Schritte. Die Krisenhotline ist an sieben Tagen in der Woche erreichbar – mehr dazu in Hilfe für psychisch kranke Menschen.

Gleiches Angebot unter anderem Namen

Die Corona-Sorgen-Hotline wird nun in den psychosozialen Krisendienst überführt. Dieser Telefondienst ist unter der 0800/400 120 zu folgenden Zeiten erreichbar:

  • Montag bis Donnerstag: 8.00 bis 20.00 Uhr
  • Freitag bis Montag sowie an Feiertagen: rund um die Uhr.

Mobiles Krisenteam steht für Hausbesuche bereit

In Akutsituationen steht ein mobiler Krisendienst bereit, der Betroffene zu Hause besucht, informierte Soziallandesrätin Gabriele Fischer (Grüne) am Freitagvormittag.

Aus der seit März gesammelten Erfahrung ist bekannt, dass zwei Drittel der Anrufer unmittelbar durch die CoV-Situation psychisch belastet sind. Einsamkeit, soziale Isolation und entstandene Beziehungsprobleme waren speziell während des Lockdowns die vordergründigen Themen, ergänzt Leo Alber vom PSP. Aus diesem Grund sei es besonders wichtig, rasche und leicht zugängliche Hilfe im Krisenfall anzubieten sowie weiterführende Hilfsmaßnahmen einzuleiten. Die Beratung ist auf Wunsch anonym. Unnötige stationäre Aufnahmen können somit verhindert werden.

Professionelle Hilfe leicht zugänglich machen

"Ziel des psychosozialen Krisendienstes ist es, professionelle Hilfe für eine Erstabklärung leicht zugänglich zu machen. Dabei wird eine Gefährdungseinschätzung und Krisenintervention vorgenommen. Gleichzeitig wird – wenn notwendig – in Absprache mit der Patientin bzw. dem Patienten eine Weiterbehandlung koordiniert“, berichtet Bernhard Achatz, Vorsitzender des Landesstellenausschusses der Österreichischen Gesundheitskasse.

Das aktuell 25-köpfige Team rund um die Krisenhotline besteht durchwegs aus Psychotherapeutinnen und weiterem spezialisiertem Personal und ist in Hall angesiedelt. Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP) kündigt eine Werbeoffensive an, um die Nummer weiter bekannt zu machen. Der psychosoziale Krisendienst startete am 1. Oktober. Getragen wird das Projekt von Land Tirol und der Österreichischen Gesundheitskasse. Für die zweijährige Laufzeit sind insgesamt rund 1,5 Millionen Euro veranschlagt.