Die erste Befragung fand heuer vom 20. bis zum 30. April statt, die zweite vom 8. Juli bis zum 13. August. Befragt wurden insgesamt knapp über 900 Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 15 und 35 Jahren. In der Studie kommt man zum Ergebnis, dass Jugendliche am Stärksten unter den Folgen der Krise leiden, mehr noch als ältere Menschen.
Sozialleben kommt zum Erliegen
Das überrascht selbst die Studienleiterin, Notfallpsychologin Barbara Juen, die aber auch betont, dass andere, europaweite Studien, zum selben Ergebnis kommen. Ein Hauptgrund für die besondere Belastung der jungen Menschen ist laut der Studie deren psychischer Dauerstress: „Jugendliche sind mehr auf den sozialen Austausch und das urbane Leben ausgerichtet. Durch den Lockdown und die Einschränkungen verlieren sie daher auch mehr ihrer sozialen Kontakte“, erklärte die Expertin.
Keine Erfahrung mit Krisen
Anders als ältere Menschen mit Lebenserfahrung tun sich Jugendliche in der Bewältigung von Krisen schwerer: „Die älteren Menschen, die wir befragt haben, waren aus dem Paznauntal. Diese Menschen haben Vergleiche mit dem Hochwasser oder der Lawine damals gezogen und gesagt: ‚Das haben wir auch geschafft, also werden wir diese neue Krise auch überstehen‘“, schilderte Juen. Dieses beruhigende Wissen, dass Krisen überwunden werden können und auch ein Ende haben werden, fehle der jüngeren Generation.
Psychische Erkrankungen können zunehmen
Dazu komme bei vielen jungen Menschen das Gefühl, ihr Leben ziehe an ihnen vorbei oder sie haben es nicht mehr im Griff, weil Zukunftspläne plötzlich zerstört sind: „Wenn das Stresslevel längerfristig erhöht ist, können Depressionen oder Angststörungen entstehen“, warnte die Notfallpsychologin. Haben Jugendliche das Gefühl, sie haben keine Zukunft, engagierten sie sich auch weniger in Bezug auf ihre eigene Lebensgestaltung, so Juen. Die momentanen Sorgen und Ängste der Jugendlichen müssten daher unbedingt ernstgenommen werden, appellierte die Expertin.