Amraser Matschgerer
Amraser Matschgerer
Amraser Matschgerer
Kultur

Amraser Matschgerer UNESCO-Kulturerbe

Anfang Oktober sind die Amraser Matschgerer in das Verzeichnis des nationalen immateriellen Kulturerbes der UNESCO Österreich aufgenommen worden. Den Antrag hat der Verein vier Jahre lang vorbereitet. Die Freude über die Ehrung ist groß.

1938 wurde die einst eigene Gemeinde Amras in die Stadt Innsbruck eingemeindet. Die Tradition der Fastnacht und des Matschgerns wurde jedoch beibehalten. Sie dauert von 20. Jänner, dem Tag des Hl. Sebastian und des Hl. Fabian, bis zum Faschingsdienstag. Das Amraser Matschgern dürfte viele hundert Jahre alt sein. Erste schriftliche Belege gibt es aus dem 17. Jahrhundert.

Um im Antrag ein möglichst detailliertes und plastisches Bild zu vermitteln, haben die Amraser Matschgerer auf Dachböden nach alten Dokumenten und Fotos gesucht, Empfehlungen gesammelt und Gutachten einer Volkskundlerin und eines Historikers eingeholt. Anfang Oktober erhielten die Amraser Matschgerer dann die UNESCO-Auszeichnung: „Es freut uns natürlich sehr, dass unser Brauchtum und unsere Tradition anerkannt und in das UNESCO-Kulturerbe aufgenommen worden ist“, freute sich Obmann Bernhard Egger.

Die Amraser Matschgerer haben eine lange Tradition
Amraser Matschgerer
Die Amraser Matschgerer haben eine lange Tradition

Tiroler Bräuche als UNESCO-Kulturerbe

133 österreichische Traditionen sind aktuell im UNESCO-Verzeichnis gelistet, darunter 39 aus Tirol. Die Sammlung umfasst einige Fastnachts-Bräuche wie das Mullen in den MARTHA-Dörfern, das Telfer Schleicherlaufen, das Schemenlaufen in Imst, das Blochziehen in Fiss, das Schellerlaufen in Nassereith oder das Axamer Wampelerreiten.

Mehr als nur „Matschgern-Gehen“

Bei der Antragsstellung haben die Amraser das gesamte Brauchtum der Fastnacht im Innsbrucker Stadtteil beschrieben, das weit mehr umfasse als nur das „Matschgern-Gehen in die Häuser“, wie der Obmann erklärte. So werde in der Fastnacht etwa der Unsinnige Donnerstag als „Feiertag“ bezeichnet.

Das Brauchtum beginnt da bereits um vier Uhr Morgens mit dem Schellenschlagen und zieht sich dann den ganzen Tag lang bis in die Nacht hinein: „Da gibt es zum Beispiel das sogenannte Karner-Gehen, außerdem ist die Geißelschneller-Gruppe am Weg, Mittag wird Schellen geschlagen und am Abend gehen wir wieder Matschgern in die Häuser“, so Egger. Die Amraser Matschgerer veranstalten außerdem Aufführungen, in denen sie Fernsehsendungen, Stars oder Politiker nachspielen.

Die „Zottler“ der Amraser Matschgerer
Michael Obex/Amraser Matschgerer
Die einzigartigen „Zottler“ mit ihrem imposanten Kopfschmuck

Einzigartige Kostüme und Figuren

Die Amraser Matschgerer setzen sich aus vielen verschiedenen Figuren zusammen, deren Reihenfolge bei Auftritten genau geregelt ist. So gibt es etwa den Bujatzl, den Herren, die Hexen, den Zaggaler oder den Bären mit seinem Treiber. Einzigartige Figuren, die nur bei den Amraser Matschgerern zu finden sind, sind der „Kurz“ mit prächtigem Schmuck aus Federn, Glas, Kugeln und Blumen oder der sogenannte „Zottler“, eine Figur mit Schaffell auf dem Hut, in dem ein Greifvogel sitzt.

Sowohl der Blick zurück auf die jahrhundertealte Tradition als auch der Blick nach vorne sind für die Amraser Matschgerer wichtig: „Eine Vision ist, dass wir das Brauchtum an die Jungen weitergeben und dass unsere Tradition damit weiterlebt“, beschrieb Obmann Bernhard Egger seinen Wunsch für die Zukunft.