Europas Staaten und Regionen sollten viel enger gegen die CoV-Pandemie zusammenarbeiten – nach festen Regeln. Das fordern nun die Regierungschefs der meisten Alpenregionen. Sie trafen sich Mittwoch in Salzburg zu einer Tagung. Nur Bayern ist gegen feste Regeln bei Reisewarnungen.
ORF
ORF
Politik

Reisewarnungen: Bayern legt sich quer

Der Beschluss für einheitliche Reisewarnungen ist am Mittwoch bei einer Arge Alp-Tagung in Salzburg gescheitert. Einzig Bayern wollte unter den Alpenländern nicht mitziehen. Tirols LH Günther Platter (ÖVP) forderte, nicht nur Infektionszahlen, sondern auch die Zahl der Spitalspatienten als Bemessungsgrundlage heranzuziehen.

Man war sich in der Runde der Regierungschefs der Alpenländer durchwegs einig, nur Bayern spielte nicht mit. So ist der Beschluss für einheitliche Reisewarnungen gescheitert – sehr zum Ärger von drei österreichischen Bundesländern, italienischen Regionen und Schweizer Kantonen – mehr dazu in Arge Alp: Kampf gegen CoV vereinheitlichen. Bayern wollte seine Ablehnung einheitlicher Reisewarnungen nicht kommentieren.

Reisewarnungen würden zu erheblichen wirtschaftlichen Einschränkungen führen, dabei sei gerade der alpine Raum stark von Tourismus gekennzeichnet, meinte der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP). Deswegen dürfe die Inzidenz-Zahl – also die Zahl der neuen Coronavirus-Fälle in einem gewissen Zeitraum pro 100.000 Einwohner – nicht einziger Faktor sein. „Die Kriterien für eine Reisewarnung müssen breiter auf objektive Grundlagen gestellt werden. Auch Testquote oder die Anzahl der Genesenen sollten bedacht werden“, forderte Haslauer. Auch bei der Quarantäne würden einheitlichen Vorgaben fehlen, beklagte der Salzburger Landeshauptmann.

Platter: Tirol hat „marginale CoV-Zahlen“

Dem pflichtete Tirols Landeshauptmann Günther Platter bei. Nur die Zahl der CoV-Neuinfektionen heranzuziehen, sei zu wenig. Man müsse auch die Zahl der Testungen, der Spitals- und Intensivpatienten vor der Verhängung einer Reisewarnung miteinbeziehen: „Wir haben derzeit 20 mit dem Coronavirus Infizierte, die einen Spitalsaufenthalt benötigen. Vier Personen liegen auf der Intensivstation. Und das sind ganz marginale Zahlen. Und wie erwarten uns, dass auch diese Kriterien mit berücksichtigt werden“, sagte Platter im Angesicht der bevorstehenden Wintersaison.

WK Tirol fordert Zusammenhalt

Auch Tirols Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Walser bedauerte Bayerns Nein: Ein Reisewarnungs-Wirrwarr sorge für Verunsicherung und schade dem gemeinsamen Ziel der Eindämmung des Virus, erklärte Walser. Er forderte einen Schulterschluss um gemeinsam weiterhin Tourismus zu ermöglichen und einen wirtschaftlichen Schaden in Grenzen zu halten. Test- und Gästezahlen sowie Behandlungskapazitäten sollten in die Bewertung einfließen, so Walser, da ansonsten Länder bestraft würden, die viele Testungen durchführen und eine starke Tourismusquote aufweisen.

Auch EU-Abgeordnete Barbara Thaler (ÖVP) forderte am Donnerstag Zusammenhalt statt Abschottung und appellierte an die EU. Man wisse inzwischen, wie mit dem Virus umzugehen sei und müsse daher eine koordinierte europäische Vorgehensweise für eine stabile Wintersaison erarbeiten, so Thaler.