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Coronavirus

Anti-Viren-Technologien und ihre Grenzen

Raumluft und Oberflächen bakterien-, keim- und virenfrei zu machen war schon immer auch ein Geschäftsfeld. Das Coronavirus rückt diese Technologien jetzt ins öffentliche Interesse. Luftfilter, UV-Licht oder Vernebelung – jede Technik hat ihre Grenzen.

Zur Luftreinigung dienen z. B. Filtertechnologien. Geräte saugen die Raumluft an und geben sie gefiltert wieder ab. Maßgeblich dafür ist wie auch beim Mund-Nasen-Schutz die Feinheit des Filters. Um Aerosole, an die sich Coronaviren heften können, aus der Luft herausfiltern zu können, müssen bis zu fünf Mikrometer kleine Partikel im Filter hängenbleiben.

Reinraumtechnologie kommt unter anderem in Lebensmittelindustrie, Mikroelektronik und Pharmaproduktion zum Einsatz. Auch die Tirol Kliniken arbeiten im OP-Bereich mit Luftfiltern, Oberflächen werden durch Wischen desinfiziert.

Sprühnebel für Ritzen im OP

Zur Raumdesinfektion angewandt wird außerdem die Vernebelungstechnik. Ein Desinfektionsmittel, oft Wasserstoffperoxid, wird dabei mittels Ultraschall fein zerstäubt und verteilt sich bis in die kleinsten Ritzen eines Raumes. Laut Thomas Fleischanderl, Leiter der Abteilung Umweltschutz von TÜV Austria, ist diese Methode der Kaltvernebelung gängig zur Desinfektion im medizinischen Bereich, z. B. von Operationssälen.

Virus bringt neue Verwendung für UV-C-Licht

Virenfrei können Oberflächen auch mittels UV-C-Licht gemacht werden. Auch diese Technologie wird schon länger angewandt. Durch Bestrahlung mit UV-C-Licht aus Röhren sterben Bakterien, Pilze und Viren – auch Coronaviren – ab. Bei großen Flächen, z. B. Liftgondeln, muss die Strahlung hoch dosiert sein, bei kleinen genügen niedrigere Dosen.

TÜV: Tote Winkel machen Luftfilter wirkungslos

Alle Technologien haben in der Praxis ihre Schwächen. Die Effizienz von Raumluftfiltern hängt laut Fleischanderl davon ab, ob Gerätegröße, Raumgröße und Luftwechselrate zusammenpassen und ob das Gerät an der richtigen Stelle im Raum steht. „Hat man einen oder zwei tote Ecken, wo die Luft nicht erfasst wird, macht eigentlich die ganze Aktion nicht mehr viel Sinn“, so Fleischanderl.

UV-Bestrahlung oder doch lieber Fenster auf?

Bei Oberflächendesinfektion durch UV-C-Strahlen führen Skeptiker z. B. mögliche Gesundheitsschäden durch entstehendes Ozon und UV-Strahlen an. Für den Schulbetrieb im vom Coronavirus geprägten Herbst 2020 lehnte das Umweltministerium Luftdesinfektion mittels UV-Licht aus gesundheitlichen und Sicherheitsgründen ab.

Es stelle sich die Frage, wie wahrscheinlich eine CoV-Schmierinfektion zum Beispiel an Haltegriffen und Sitzen einer Skigondel sei, so Fleischanderl, vielleicht sei das Offenlassen der Fenster für intensive Luftzirkulation nicht weniger effizient.

Wirksamkeit ist eine Frage von Minuten

Maßgeblich für die Bewertung der Methoden, so Fleischanderl, sei, dass je nach Bedarf die richtige Methode gewählt würde. Und: Desinfektionen und Filtertechnologien würden stets nur Reinheit für den Moment bringen. „Zehn Minuten später oder wenn eine Person in den Raum kommt, kann alles ganz anders aussehen.“