Personal an einer Wirtshaustheke
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Wirtschaft

Sperrstunde bringt Wirte an ihre Grenzen

Ab diesen Freitag ist in der Gastronomie ab 22.00 Uhr Sperrstunde. Die vorerst auf drei Wochen befristete Maßnahme lässt viele Wirte zunehmend an ihre Grenzen stoßen. Es fehlt die Planbarkeit und es herrscht Verunsicherung, Weihnachtsfeiern werden schon jetzt storniert oder nicht reserviert.

Bis zu 170 Gäste haben Platz im Brauhaus Falkenstein in Lienz. Doch derzeit bleiben viele Plätze leer, schildert Wirt Artur Wieser: „Derzeit brauchen wir mehr Kuli zum Durchstreichen als zum Aufschreiben“, bringt er es auf den Punkt. 

Trotz weniger Fälle auch in Osttirol frühe Sperrstunde

Mit Stand Freitagvormittag gab es elf bestätigte Covid-19-Fälle im Bezirk Lienz. Trotz Ampelregelung gilt die Vorverlegung der Sperrstunde auf 22.00 Uhr aber für alle Betriebe in Tirol. „Das ist eine Katastrophe, vor allem für Osttirol, wo wirklich fast keine Fälle bekannt sind“, so Wieser. Man werde mit allen in den gleichen Topf geschmissen.

Man habe nicht nur Gastronomie, sondern auch Hotellerie, sagt Wieser, und man habe keine Ahnung, was man tun soll, ob die Gäste dableiben dürfen, an der Theke sitzen dürfen oder stehen müssen, „es weiß keiner Bescheid, wir haben keine genauen Informationen“.

Viele Feiern werden gestrichen

In Vomp im Schloss Mitterhart wird gerne gefeiert: von Erstkommunion, über Firmung, Hochzeit, Weihnachten. Heuer ist alles anders, so Andreas Mair, der Chef des Restaurants. Zu den Weihnachtsfeiern würden viele Stammfirmen automatisch kommen „und das lässt heuer bis jetzt total aus“.

Verlust für die Tiroler Wirtshauskultur

Mair ist auch Obmann der Tiroler Wirtshauskultur. Diese wird geprägt durch Geselligkeit: Viele Vereine, von Musikkapellen über Chöre, gingen nach der Probe in ein Wirtshaus. Die Coronavirus-Maßnahmen haben das verändert. Es habe in diesem Sinne sehr wenig stattgefunden, was zu einer Wirtshauskultur dazugehöre: das Gesellige, der Austausch mit anderen, die Interaktion. „Das stellen wir schon fest, dass das fehlt, was eigentlich das Land Tirol ausmacht“, so Mair. Man brauche nicht darüber zu reden, dass die Situation angespannt sei und das es für die Betriebe in den Dörfern nicht gerade förderlich ist.

Unterdessen überlegt Wieser in Osttirol, wie er seine Mitarbeiter halten kann. Er habe 16 Mitarbeiter beschäftigt, die alle eine Familie ernähren müssen, „da fühle ich mich genauso verantwortlich wie für meinen Gast“. Irgendwie weiterkämpfen, so lässt sich wohl das Befinden in der Gastronomie derzeit zusammenfassen.