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Coronavirus

Deutschland warnt vor Reisen nach Tirol

Deutschland warnt jetzt auch vor Reisen nach Tirol. Wegen stark steigender Infektionszahlen sei das Bundesland zum Risikogebiet erklärt worden. Bisher galt das Österreich betreffend bereits für Wien und Vorarlberg.

„Vor nicht notwendigen, touristischen Reisen in die Bundesländer Wien, Tirol und Vorarlberg wird aufgrund hoher Infektionszahlen derzeit gewarnt“, hieß es auf der Website des deutschen Außenministeriums. Die Einstufung als Risikogebiet und die anschließende Reisewarnung erfolgt, wenn die Zahl Neuinfektionen die Marke von 50 Fällen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen übersteigt.

Platter: „Schwerer Schlag“

Landeshauptmann Günther Platter bedauert die Aufnahme Tirols auf die Liste der Coronavirus-Risikogebiete in Deutschland. Das sei ein „schwerer Schlag für den Wirtschaftsstandort Tirol“, sagte er am Abend in der ZIB2. Es gehe um die Existenzen vieler Tirolerinnen und Tiroler, auch von Menschen, die nicht direkt im Tourismus beschäftigt seien, nannte Platter „Bäcker“ oder Installateure als Beispiele.

Platter im ZIB2-Interview

Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) nimmt zur deutschen Einstufung Tirols als Risikogebiet im ZIB2-Interview Stellung und spricht von einem „schweren Schlag für den Wirtschaftsstandort Tirol“.

„Wir müssen runter mit den Neuinfektionen“, sagte Platter. Schließlich wolle Tirol auch runter von der deutschen „Liste“, damit „wir eine ordentliche Wintersaison haben“. Diese werde ermöglicht, indem es im kommenden Winter kein „Apres-Ski mit Hully-Gully“ geben werde.

Dass sich im vergangenen Winter im Tiroler Skiort Ischgl „so viele Menschen infiziert haben“, gehe ihm „unter die Fingernägel“, formulierte Platter. Er bedaure das. Doch seien in den „letzten drei Monaten“ von 1.800 in Tirol Infizierten „nur 55 ausländische Gäste“ gewesen. Das zeige, dass die Maßnahmen im Fremdenverkehr Wirkung zeigten. Es sei die Eigenverantwortung der Menschen gefragt, notfalls werde aber auch die Exekutive einschreiten.

Kurz: „Skivergnügen ja, aber ohne Apres-Ski“

Bundeskanzler Sebastian Kurz und Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (beide ÖVP) hatten am Donnerstag einen Ausblick auf den Wintertourismus gegeben und dabei Gäste und Gastgeber auf einen schaumgebremsten Skiurlaub eingestimmt. „Skivergnügen ja, aber ohne Apres-Ski“, so Kurz. „Jede Reisewarnung ist für den Tourismus dramatisch“, sagte Köstinger und stellte klar, dass Essen und Trinken auch im Freien im Sitzen konsumiert werden müssen.

Quarantäne bis zum Testergebnis

Reisende, die aus Risikogebieten zurückkehren, müssen sich 48 Stunden vor oder nach der Einreise auf das Coronavirus testen lassen und dann so lange in Quarantäne, bis das Testergebnis da ist. Die Reisewarnung ist kein Verbot, soll aber eine erhebliche abschreckende Wirkung für touristische Reisen haben. Allerdings hat sie auch eine positive Seite für Verbraucher: Sie ermöglicht es Urlaubern, Buchungen kostenlos zu stornieren.

Ausnahmen gibt es für Pendler, den Transit (etwa im deutschen Eck und vom kleinen Walsertal) und bei Einreisen für familiäre Angelegenheiten wie der Pflege von Familienangehörigen, Besuchen des Lebenspartners oder der Kinder sowie medizinische Behandlungen und sonstige triftige Gründe. Ab dem 15. Oktober müssen sich Personen aus Risikogebieten, zu denen Wien, Tirol und Vorarlberg zählen, vor der Einreise digital anmelden. Wer seiner Verpflichtung zur Anmeldung nicht nachkommt, riskiert eine Geldstrafe. Ausnahmeregelungen soll es weiterhin für Berufspendler und andere Reisende im sogenannten kleinen Grenzverkehr geben.

Neben Tirol wurden auch Tschechien und Luxemburg zur Gänze als Risikogebiete eingestuft. Damit sind 15 von 27 EU-Ländern zumindest teilweise Risikogebiete. Polen ist das einzige der neun Nachbarländer Deutschlands, das noch nicht betroffen ist.​