Alte Unterhosen in der Ausstellung auf Schloss Bruck in Osttirol
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Kultur

Historische Liebestöter auf Schloss Bruck

Auf Schloss Bruck (Bezirk Lienz) wird derzeit Unterwäsche aus alten Zeiten ausgestellt. Weil man schon damals nicht gerne über das geredet hat, was man darunter getragen oder eben nicht getragen hat, heißt die Ausstellung treffend „Die Unaussprechlichen“.

Unterwäsche, die heutzutage Augen, Haut und Poren schmeicheln soll, hat früher ganz anders ausgesehen – nämlich eher kratzig und unförmig. Dass damals ausschließlich Liebestöter getragen wurden, will der Museumsleiter von Schloss Bruck, Stefan Weiss, so aber nicht gelten lassen: „Wenn man danach geht, wie viele Kinder die einfache Bevölkerung auf den Bauernhöfen hatte, die diese Wäsche trug, dann war die Unterwäsche offenbar nicht unbedingt hinderlich“, schmunzelt er.

Unterwäsche in der Ausstellung auf Schloss Bruck in Osttirol
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Unterhosen als Statussymbol

Unterwäsche wurde ursprünglich allerdings nur von Adeligen getragen. Das einfache Volk musste ohne auskommen, erklärt der Museumsleiter von Schloss Bruck: „Auf Schloss Lengberg im Lienzer Talboden fand man Männerunterhosen und wohl einen der ersten BHs der Geschichte aus dem 15. Jahrhundert. Die einfache Bevölkerung trug teilweise bis ins 20. Jahrhundert hinein gar nichts unter der normalen Kleidung.“

Ausstellung „Maß und Form“

Schloss Bruck in Lienz
von Mittwoch bis Sonntag
noch bis zum 26. Oktober 2020

Keine Unterwäsche zu besitzen sei weniger eine finanzielle Frage, sondern eher eine der Notwendigkeit oder eben Nicht-Notwendigkeit gewesen, so Weiss. Auch hätten sich Vorstellungen von Hygiene erst entwickeln müssen. Teilweise sei es aber wohl auch eine Frage des verfügbaren Materials gewesen, glaubt der Experte.

Trachten in der Ausstellung auf Schloss Bruck in Osttirol
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Trachtenmode einst (rechts) und jetzt (links) auf Schloss Bruck

Wäsche als Privatangelegenheit

Die Ausstellung auf Schloss Bruck ist Teil der Gesamtschau mit dem Namen „Maß und Form“, die sich der Trachtenmode einst und jetzt widmet. Dass die Unterwäsche dabei als „Unaussprechliche“ bezeichnet wird, liege an Fragen der Moral und der Ethik, sagt Museumsleiter Stefan Weiss: „Früher war die Moral nicht unbedingt besser. Wir wissen, dass die Gesellschaft da ganz gleich bleibt. Aber über das, was man drunter trug, wollte man einfach nicht sprechen“, so Weiss.