Europabrücke mit Serles und Habicht im Hintergrund
Norbert Freudenthaler
Norbert Freudenthaler
Umwelt

Alpenvereine fordern Verkehrswende

Die Alpenvereine von Österreich, Deutschland und Südtirol fordern eine Verkehrswende für den Alpenraum. So soll der Güterverkehr auf die Schiene kommen und keine hochrangigen Straßenbauprojekte mehr umgesetzt werden. Auch die eigene Klientel wird in die Pflicht genommen.

In den Alpen habe sich das Verkehrsaufkommen in den letzten Jahren vervielfacht, heißt es in der Aussendung des Österreichischen, Deutschen und Südtiroler Alpenvereins (ÖAV, DAV und AVS). Die Alpen seien einerseits Tourismushochburg und Transitregion. Rund 150 Millionen Gäste würden die Alpen pro Jahr besuchen.

Starke Verkehrszunahme am Brenner

Dazu kommt, dass zahlreiche europäische Hauptverkehrsachsen die Alpen queren. Der unangefochtene Spitzenreiter sei dabei der Brennerpass. So habe sich die Zahl der Lkws über den Brenner seit 1998 fast verdoppelt. Die mittlerweile 2,4 Millionen Lkws würden mittlerweile 50 Prozent des alpenquerenden Güterverkehrs ausmachen. Das sei mehr als über die vier Schweizer und die zwei französischen Übergänge zusammengenommen. Eine Million davon seien Umwegfahrten aufgrund der günstigeren Maut und des billigeren Diesels. Das Verhältnis von Schiene zu Straße am Brenner liege derzeit bei 27 zu 73 Prozent.

Güterzug auf der Brennerbahn und Brücke der Brennerautobahn
Hermann Hammer
Nur gut ein Viertel rollt im Güterverkehr auf der Bahn über den Brenner

Daneben spiele am Brenner auch der touristische Verkehr mit bis zu 40.000 Pkws pro Tag eine große Rolle. Zu einem Anstieg hätten der Coronavirus-Sommer aber auch Phänomene wie die Anreise zu einem berühmten Fotomotiv beigetragen. In den Sommermonaten zähle man am Pragser Wildsee 1,2 Millionen Besucher.

Appell an Bergsportler

Zur eigenen Klientel heißt es, Bergsport setze Mobilität voraus und in vielen Fällen erfolge die Anfahrt mit dem Auto. Alle Bergsportlerinnen und Bergsportler könnten etwas zur Reduktion ihres CO2-Abdruckes tun, wie etwa Öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen oder nahe Ziele zu bevorzugen. Die Alpenvereine erwähnen auch Fahrgemeinschaften, ein besseres Verhältnis von Anreise und Tourenlänge, mehrtägige Aufenthalte oder geringere Geschwindigkeit.

Vier Forderungen an die Politik

Für die in den Alpen lebenden Menschen sei das ausufernde Verkehrsaufkommen eine massive Belastung. Bedroht seien aber auch die dort beheimateten Tiere und Pflanzen. Komplexe Ökosysteme, jahrhundertealte Kulturlandschaften und soziale Gleichgewichte würden in Schieflage geraten. An die Politik richten die Vereine vier Forderungen: Einen Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, die Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene, ein Aus für den Neubau von hochrangigen Straßen im Alpenraum und eine EU-weite Lkw-Maut, die auch die Schäden an Natur und Gesundheit mitberücksichtige.