Martin Werle hält einen Nasenspray in die Höhe
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Wirtschaft

Innsbrucker Nasenspray soll Coronavirus töten

An einem Nasenspray gegen das Coronavirus forscht das kleine Innsbrucker Unternehmen Cyprumed. Der Spray soll vor einer Infektion bzw. der weiteren Verbreitung des Virus im Nasen-Rachenraum schützen. Läuft alles nach Plan, ist der Nasenspray in zwei Jahren erhältlich.

Es sei in mehreren Studien bereits erwiesen worden, dass das neuartige Coronavirus vor allem durch die Nase in den Körper gelange, erklärte Martin Werle von Cyprumed. Ebenso sei bekannt, dass man schwere Erkrankungen verhindern und das Ansteckungsrisiko minimieren könne, wenn man die Virenlast im Nasen-Rachenraum relativ früh reduziert, daher setzten die Innsbrucker hier mit ihrer Forschung an. Sie wollen mit ihrem Nasenspray die Virenlast im Nasen-Rachenraum reduzieren.

Martin Werle von Cyprumed
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Martin Werle

Virus wird durch Spray getötet

Mit dem Spray wollen die Forscher jedoch keine Impfung oder ein Heilmittel entwickeln. „Wir haben es bereits im Labor gesehen, dass der Spray bei direktem Kontakt mit dem Virus dieses inaktivieren kann. So wird verhindert, dass sich das Virus vermehrt und in die Lunge verschleppt wird“, so Werle.

Einsatzmöglichkeiten sieht der Pharmazeut gleich mehrere. Eine Möglichkeit wäre für medizinisches Personal. Man könnte dies derart gestalten, dass der Spray laufend abgegeben wird und so das Virus tötet. Allgemeinverbraucher könnten den Spray verwenden, wenn mit einer höheren Virenlast gerechnet werden müsse. Dies sei beispielweise in Geschäften oder bei Konzertveranstaltungen der Fall.

Anwendung auch nach erfolgter Infektion sinnvoll

Aus den bisherigen Forschungen sei erwiesen, dass der Wirkstoff die Viren inaktiv machen könne. Daher sollte die Bekämpfung zeitnah zur Infektion geschehen. „Wenn man bereits infiziert ist, kann man damit rechnen, dass der Nasenspray dafür sorgt, dass sich die Viren im Nasen-Rachenraum weniger vermehren. So können schwere Verläufe verhindert werden“, erklärt Werle.

Für bestimmte Teile ihrer Forschung seien spezielle Labore mit spezieller Ausstattung nötig. Das sei auch bei den der Forschungen am Nasenspray der Fall, daher habe man sich zur Zusammenarbeit mit der Medizinuniversität in Graz entschieden, erläutert Werle.

Viren wurden in Studie in einer Minute getötet

Die aus der nun ersten Studie vorliegenden Daten seien sehr vielversprechend. „Wir haben eine Form gefunden, die nach einer sehr kurzen Kontaktzeit – wir reden hier von einer Minute – alle Viren abgetötet hat“, zeigte sich Werle optimistisch. Das müsse aber noch einmal bestätigt werden, diese Studien seien derzeit im Laufen. Er hoffe, dass es in den nächsten Monaten handfeste Daten gebe, dass der Spray wie erwartet funktioniert.

An einem dreidimensionalen Modell einer Nase ist ersichtlich, wie sich das Nasenspray verteilt

Spray soll keine Nebenwirkungen haben

Das Coronavirus zählt zu der Gruppe der umhüllten Viren, so Martin Werle: „Wir attackieren diese Hülle dieses Virus. Wir haben bereits Studien mit menschlichen Nasenzellen gemacht und gesehen, dass der Wirkstoff sehr gut verträglich ist.“ Der Wirkstoff in dem Spray sei bereits als pharmazeutischer Wirkstoff und für Lebensmittelergänzungsmittel zugelassen. Daher könne er Nebenwirkungen ausschließen, betonte Werle.

Logo Cyprumed
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Logo Cyrpumed

Der Traum vom eigenen Unternehmen

Beide Forscher waren jahrelang im Ausland in Pharmaunternehmen tätig, wollten sich aber selbständig machen, daher gründeten sie im Jahr 2015 in Innsbruck mit Hilfe einiger Investoren ihr eigenes Unternehmen. Der Name Cyprumed leitet sich von der ersten Technologie des Unternehmens ab, die auf Kupfersalzen basiert. Nach dem lateinischen Wort für Kupfer, cuprum, wurde das Unternehmen benannt.

Die Innsbrucker forschen zur Zeit an mehreren Projekten – unter anderem an einem Wirkstoff gegen Diabetes. Dieser soll nicht gespritzt werden, sondern dann in Tabletten- oder Kapselform eingenommen werden können.

Martin Werle und Florian Föger arbeiten im Labor von Cyprumed
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Martin Werle und Florian Föger in ihrem Labor

Innsbrucker bringen Nasenspray nicht selbst auf den Markt

Föger und Werle wollen ihr Unternehmen auch künftig klein halten, nur so seien sie flexibel, erklärten sie im Interview. Daher brauchen sie für ihre Projekte Partner, da größere Unternehmen in bestimmten Bereichen über mehr Know-how und ausreichend Kapazitäten verfügen, so Föger. Sie könnten ein Produkt schneller entwickeln, klinisch testen und auch über Verkaufsstellen entsprechend vertreiben.

Auch im Fall des Nasensprays stünden sie bereits in Kontakt mit einigen Unternehmen und wollen ihre Forschungen mit ihnen gemeinsam weitertreiben.

Florjan Föger von Cyprumed
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Florian Föger

Möglicherweise in zwei Jahren am Markt

„Das Besondere an diesem Spray ist, dass er auf bereits zugelassenen Hilfsstoffen basiert. Daher müsste man das Spray nicht als klassisches Pharmaprodukt zulassen, sondern als ein Medizinprodukt. Dort sind die Zulassungskriterien etwas einfacher“, so Föger.

Daher hoffe er, dass die Zulassung verhältnismäßig schnell erfolgen könnte. Möglicherweise sei das in der jetzigen, speziellen Zeit innerhalb von zwei Jahren möglich und nehme nicht wie sonst deutlich mehr Zeit in Anspruch, zeigte sich Föger optimistisch.

Spray soll nicht nur gegen Coronavirus wirken

Ob das Coronavirus in zwei Jahren überhaupt noch ein Thema ist, kann man aus jetziger Sicht nicht mit Gewissheit sagen, gibt der Wissenschafter offen zu. „Daher entwickeln wir unseren Spray auch in die Richtung, dass er nicht nur gegen das spezielle Coronavirus wirkt sondern auch gegen andere Erkältungsviren – beispielsweise Influenza.“

Es gäbe naturgemäß auch andere Hersteller, die an einem Spray forschen bzw. bereits welche anbieten. Doch der Spray des Innsbrucker Unternehmens sei einereits günstig herzstellen und funktioniere nach einem speziellen Wirkmechanismus. Der Mechanismus, nach dem ihr Spray funktioniere, – das Attackieren der Hülle des Virus – sei derzeit noch nicht am Markt, zeigte sich Martin Werle zuversichtlich über die Erfolgschancen des Produkts.