Rauch steigt aus einem Rauchfang auf
Getty Images/iStockphoto/Janhetman
Getty Images/iStockphoto/Janhetman
Umwelt

Global 2000: Tirol entfernt sich von Klimazielen

Unter allen Bundesländern hat Tirol den stärksten Anstieg von Treibhausgasemissionen. Damit habe sich Tirol in den letzten Jahren von den Klimazielen entfernt, erklärte Global 2000 am Dienstag. Die Landesregierung müsse die Probleme erkennen und wirksam angehen.

Global 2000 analysierte die Fortschritte der österreichischen Bundesländer im Bereich Klimaschutz seit 2010 und stellte einige positive Entwicklungen, aber auch deutlichen Nachholbedarf fest. „Teils werden ambitionierte Klimaziele gesetzt und erfolgreich Maßnahmen auf den Weg gebracht“, so deren Klima- und Energiesprecher Johannes Wahlmüller. An konsequenter Umsetzung mangle es noch vielfach.

Für Tirol ortet Global 2000 noch großen Handlungsbedarf: Das Bundesland habe sich in den letzten Jahren von den Klimazielen entfernt. Das Bundesland habe den höchsten Anteil an Ölheizungen in Österreich, eine viel zu niedrige Sanierungsrate und hohe Verkehrsbelastung, so Wahlmüller.

Steigende Treibhausgasemissionen in Tirol

Tirol hatte vor einiger Zeit beschlossen, bis zum Jahr 2050 energieautonom zu sein und seinen Energiebedarf durch Nutzung heimischer, erneuerbarer Energieträger zu decken. Die Treibhausgasemissionen sollen bis dahin um 80 bis 95 Prozent reduziert werden. Von diesen Zielen entferne sich Tirol allerdings, zeigte Global 2000 auf.

Bei den Treibhausgasen herrscht in Österreich insgesamt Aufholbedarf, denn nur in den Bundesländern Kärnten, Vorarlberg, Niederösterreich und Steiermark wurden gegenüber 2010 überhaupt sinkende Treibhausgasemissionen festgestellt, aber nur im Ausmaß von zwei bis vier Prozent, was zu gering sei. Den stärksten Anstieg an Treibhausgasen gab es in Tirol mit 2,6 Prozent. Während die Emissionen im Gebäudesektor nur gering gesenkt werden konnten, stiegen die Verkehrsemissionen überdurchschnittlich stark.

Treibhausgas Emissionen in den einzelnen Bundesländern
GLOBAL 2000

Steigender Energieverbrauch

Auch die geplante Steigerung des Anteils erneuerbarer Energien klappt anscheinend nicht wie gewünscht. Zwar liege der Anteil erneuerbarer Energien in Tirol mit 45,6 Prozent noch immer deutlich über dem Österreich-Schnitt, allerdings blieb dieser Anteil gegenüber 2010 relativ stabil. Der Anteil erneuerbarer Energien konnte in dem Zeitraum also nicht wie vorgesehen gesteigert werden. Hauptgrund dafür ist der stark steigende Energiebedarf, der in etwa im gleichen Tempo steigt, wie erneuerbare Energien ausgebaut werden.

Mit einem Anstieg seit 2010 von 4,3 Prozent hat Tirol nach Kärnten den stärksten Anstieg des Energieverbrauchs in Österreich zu verbuchen. Die Folge ist, dass Tirol das einzige Bundesland ist, das im Jahr 2017 mehr fossile Energie verbrauchte als 2010.

Klimaschutz in Tirol
GLOBAL 2000
Der Energieverbrauch ist in Tirol seit 2010 um 4,3 Prozent gestiegen

Tirol ist mit einem Anteil von rund 44 Prozent nach Wien und Niederösterreich das Bundesland mit dem höchsten Anteil fossiler Heizungen. Mehr als jeder dritte Tiroler Haushalt heizt mit Öl, das ist der höchste Anteil in Österreich. Gleichzeitig gehört auch die thermische Sanierungsrate mit 1,1 Prozent österreichweit zu den niedrigsten.

Hohe Verkehrsbelastung

Kritisch sieht Global 2000 auch die hohe Verkehrsbelastung. In Tirol werden 60 Prozent der Wege mit dem motorisierten Individualverkehr, elf Prozent mit dem öffentlichen Verkehr, sieben Prozent mit dem Fahrrad und 21 Prozent zu Fuß zurückgelegt.

Beim Motorisierungsgrad gehört Tirol mit 544 Pkws pro 1.000 Einwohner allerdings zu den Bundesländern mit vergleichsweise niedriger Kfz-Dichte. Allerdings gab es seit 2010 mit 9,6 Prozent einen starken Anstieg des Motorisierungsgrades.

Mobilität in einzelnen Bundesländern
GLOBAL 2000

Mehr Anreize zum Umstieg bieten

Anreize zum Umstieg auf den öffentlichen Verkehr werden gesetzt und sollten weiter ausgebaut werden, forderte die Umweltschutzorganisation. Seit 2017 ist in Tirol für den öffentlichen Verkehr eine landesweit gültige Jahreskarte erhältlich, die derzeit 499,40 Euro kostet. In Wien und Vorarlberg ist die Jahreskarte allerdings vergleichsweise günstiger.

Problematisch ist in Tirol aus Sicht von Global 2000 zudem der massive Lkw-Güterverkehr, wobei festgehalten wird, dass dabei auch bundes- und europapolitische Schritte notwendig seien, denn nicht alle Probleme sind hausgemacht.

Verbindliche Strategien für Ausstieg

Es brauche jetzt klare und verbindliche Strategien für den Ausstieg aus Öl, Gas und Kohle bis spätestens 2040 sowie neue Initiativen, finanzierbare und umweltfreundliche Mobilität voranzutreiben, so Global 2000. Positiv sieht die NGO, dass es viele Initiativen von Gemeinden, Vereinen, Unternehmen und Einzelpersonen gibt, die erfreuliche Veränderungen auf den Weg bringen wollen. Diese Initiativen sind bereits Teil der Veränderung und sollten gefördert sowie ausgebaut werden.