Marode Straße Sperre
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Politik

Kaunertal: Streit um „Gletscherstraße“

Ein Streit tobt zwischen dem Landesenergieversorger TIWAG und den Kaunertaler Gletscherbahnen. Die Gletscherbahnen als Straßenerhalter haben einen Straßenteil entlang des Gepatsch-Stausees wegen Gefahr in Verzug gesperrt. Teile der Hänge seien in Bewegung, Schuld sei der Staubetrieb. Von der TIWAG fordern sie zudem mehr Geld.

Der Gepatsch-Stausee speist das Kaunertalkraftwerk und ist ein beliebtes Ausflugsziel im hinteren Kaunertal. Links und rechts des Stausees führen zwei Uferstraßen zum Kaunertaler Gletscher. Für beide Straßen ist seit über 40 Jahren die Kaunertaler Gletscherbahnen GmbH als Straßenerhalterin zuständig. Dafür erhält sie von der TIWAG rund 300.000 Euro jährlich als Abgeltung.

Mittlerweile sei dies aber ein Tropfen auf den heißen Stein, sagt der Betriebsleiter der Kaunertaler Gletscherbahnen Franz Wackernell. „Wir haben ein Problem“, so Wackernell. Zuletzt hätten sich Naturereignisse gehäuft. Die Straße würde sich von Jahr zu Jahr massiv senken, so Wackernell.

Marode Straße Stausee
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Im Bereich des Stausees herrsche Gefahr in Verzug, so ein Gutachten der Geologen

Teil der Westuferstraße abgerutscht

Letzten Herbst ist ein Teil des Hanges der Westuferstraße abgerutscht. Daraufhin haben die Bahnen den hinteren Bereich der Straße gesperrt. Die Sanierungskosten alleine für diesen Bereich würden sich auf fast 400.000 Euro belaufen, sagt Wackernell.

Man habe ein Gutachten zweier renommierter Geologen, das besage, dass sich der Staubetrieb negativ auf die Hangbewegungen auswirkt. Die TIWAG stellt dies allerdings in Abrede.

Bei Sperre wäre Zufahrt zur Nasserein-Alpe nicht möglich

Im August kam es dann zu einem Steinschlag im vorderen Bereich. Die Gletscherbahnen wollten auch diesen sperren. Doch damit wäre der Zugang zur Nasserein-Alpe nicht mehr möglich. Der Straßenteil bleibt auf Drängen der Gemeinde Feichten offen. Dafür werde er genau von einem TIWAG-Geologen beobachtet, so der Bürgermeister Pepi Raich: „Gerade das Teilstück, das als besonders gefährdet gilt, wird wöchentlich von Geologen beobachtet und entweder freigegeben oder gesperrt.“

Die Gletscherbahnen weigern sich jedenfalls, weiterhin die Haftung zu übernehmen. Sie fordern von der TIWAG zudem eine höhere finanzielle Abgeltung.

Runder Tisch am Donnerstag

TIWAG-Vorstand Johann Herdina spricht von generellen Natur-Ereignissen im Oberen Gericht, die auf den Klimawandel zurückzuführen sind. In diesem speziellen Fall aber räumt er ein, dass etwas geschehen muss: „Die Situation ist ganz klar: Die Gletscherbahnen sind der Straßenerhalter. Wenn sie eine Gefährdung sehen, dann müssen wir uns darüber unterhalten.“ Donnerstagnachmittag soll es im Gemeindeamt in Feichten zu einem Runden Tisch mit allen Beteiligten kommen.