Lkws auf der Europabrücke
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Verkehr

Brenner-Transit fast auf Vorjahresniveau

Der Lkw-Verkehr über den Brenner hat im August 2020 fast das Niveau wie im Vorjahr erreicht. Nach dem Rückgang während des Höhepunkts der Coronavirus-Krise im Frühjahr hat der Schwerverkehr wieder zugenommen. Im August lag das Minus gegenüber dem Vorjahr nur mehr bei 1,6 Prozent.

Mitte März kam es aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus zum Lockdown inklusive Grenzsperren. Für den internationalen Warenverkehr gab es zwar Ausnahmen, trotzdem ging der Schwerverkehr auf der Brennerautobahn heuer im März im Vergleich zum Jahr davor um gut zwölf Prozent zurück – mehr dazu in So wenig Verkehr wie seit Jahren nicht. Im April lag der Rückgang dann sogar bei 26,6 Prozent. Seither wird das Transit-Minus gegenüber den jeweiligen Vorjahresmonaten aber laufend kleiner.

Im abgelaufenen August wurden rund 162.800 Transit-Lkw bei der Mautstelle Schönberg gezählt, im August des Vorjahres waren es knapp 165.500 Schwerfahrzeuge. Unter dem Strich waren damit heuer bis Ende August zwar um zehn Prozent weniger Sattelschlepper und Lkws mit Anhänger auf der Brennerautobahn zu verzeichnen. Das Minus wurde nach dem Frühjahr aber Monat für Monat wieder geringer, so dass für das Jahr 2020 wieder weitaus mehr als zwei Millionen Transit-Lkws am Brenner zu erwarten sind. Anrainer entlang der Autobahnen und Durchzugsstraßen hatten bereits zur Jahresmitte vermutet, dass der Verkehrsrückgang nur von kurzer Dauer sein würde – mehr dazu in Anrainer befürchten alte Verkehrsnormalität.

Fast leere Brennerautobahn im Bereich Europabrücke
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Während des CoV-Lockdowns war die Brennerautobahn fast leer

Starker Lkw-Transit trotz verschärfter Fahrverbote

Das Land Tirol hat mit Jahresbeginn das Sektorale Fahrverbot für bestimmte Transporte durch Tirol verschärft. Zu Jahresbeginn gab es dadurch zumindest keine weiteren Zuwächse beim Schwerverkehr auf der Brennerroute, allerdings auch keine nennenswerten Rückgänge gegenüber dem Jahr 2019, das einen neuen Rekord beim Transit gebracht hatte – mehr dazu in Neuer Lkw-Höchststand auf Brenner.

Wegekostenrichtlinie als Strohhalm in Transitproblematik

Im Kampf gegen die Transitbelastungen setzt das Land Tirol auch weiter auf Lkw-Blockabfertigungen auf der Autobahn bei Kufstein, um bei intensivem Verkehrsaufkommen die Schwerfahrzeuge nur mehr dosiert ins Land zu lassen. Langfristig soll eine Verteuerung des Güterverkehrs auf der Straße Entlastung bringen. Die neue Wegekostenrichtlinie auf EU-Ebene könnte dafür die Grundlage schaffen, allerdings gibt es dagegen auch Widerstand – mehr dazu in Transit: EU-Mautrichtlinie als vage Hoffnung. Ohne höhere Lkw-Maut für die Gesamtstrecke zwischen München und Verona ist eine Verlagerung auf die Schiene im größeren Stil nicht realistisch.

Die österreichische Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) hatte bei ihrem jüngsten Tirolbesuch einen Kompromiss mit Deutschland bei der Wegekostenrichtlinie in Aussicht gestellt – mehr dazu in Rückendeckung aus Wien für Verkehrspolitik. Zu dem ursprünglich geplanten Treffen mit dem deutschen Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) bei der Eröffnung des Ceneri-Basistunnels für die alpenquerende Bahnlinie in der Schweiz kam es vergangene Woche allerdings nicht, weil Deutschland dort im Gegensatz zu Italien, Österreich und der Schweiz nicht auf Ministerebene vertreten war.

Güterzug auf der Brennerbahn und Brücke der Brennerautobahn
Hermann Hammer
Der Güterverkehr auf der Schiene hat in Tirol im Vorjahr gegenüber der Straße an Boden verloren

Schweiz mit Großteil des Güterverkehrs auf der Schiene

Mit den Ceneri-Tunnel im Schweizer Tessin wurde das letzte fehlende Stück für eine moderne Nord-Süd-Bahnverbindung durch die Schweiz fertiggestellt. Schon bisher werden in der Schweiz mehr als 70 Prozent des Gütertransports über die Alpen auf der Schiene abgewickelt. Daran hatte sich auch während des Coronavirus-Lockdowns nichts geändert, wie aktuelle Zahlen des Schweizer Bundesamtes für Verkehr zeigen. Am Brenner ist das Verhältnis genau umgekehrt. Dort erfolgen nur 27 Prozent des Warenverkehrs mit Güterzügen. Zuletzt hat die Bahn hier sogar noch an Boden verloren – mehr dazu in Brenner: Lkws hängen Schiene weiter ab.