Auf einem Zettel steht geschrieben: „Bis auf weiteres geschlossen“
ORF
ORF
Tourismus

Falscher Corona-Alarm legte Betrieb lahm

Falsch positive Covid-19-Tests können schwerwiegende Folgen haben. Das zeigt das Beispiel eines Hotels in Seefeld. Nach einem positiven Fall hatten die Betreiber ihre Küche vier Tage geschlossen. Erst ein weiterer Test zeigte, dass die getestete Person gar nicht infiziert war.

Mitten in der Hochsaison im Juli musste Susanne Told die Küche ihres Hotels schließen. Die Wirtin hatte ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu den freiwilligen Coronavirus-Tests geschickt. Dort wurde der Küchenchef positiv auf das Coronavirus getestet. Daraufhin musste das gesamte Küchenteam in Quarantäne.

Rezeption Hotel
ORF
Für Hotelbetreiberin Susanne Told sorgte der falsche Corona-Alarm für viel Schaden

Damit stand die Küche in dem Hotel still. Susanne Told informierte ihre Gäste über den Grund des Ausfalls. Viele der älteren Gäste reisten aus Angst vor einer Ansteckung ab. Einige Gäste, die an dem Tag ankamen, drehten gleich wieder um, berichtete die Hotelbetreiberin. Auch die Verpflegung für das Hotelpersonal musste neu organisiert werden.

Lange Wartezeit auf zweiten Test

Falsch positive CoV-Tests

In einigen Fällen ergibt ein CoV-Test einen Grenzwert. Labore sprechen hier von einem „ungenügenden Ergebnis“. In solchen Fällen wird ein zweiter Test durchgeführt.

In der Zwischenzeit wurde bei dem Küchenchef ein zweiter Test gemacht. Das Ergebnis seines ersten Covid-19-Tests lag in einem Grenzbereich. Erst nach vier Tagen stand fest, dass der Küchenchef gar nicht infiziert war. Der Schaden für das Hotel war zu diesem Zeitpunkt bereits groß.

Die verbliebenen Gäste erhielten Rückzahlungen für die entgangenen Essen, die Einnahmen gingen deutlich zurück, und das Hotel hatte auch eine Firma damit beauftragt, die Küche und den Speisesaal zu desinfizieren. Der entstandene Schaden betrug etwa 12.000 Euro, berichtete Susanne Told, „sehr viel Geld für ein kleines Haus“. Der Imageschaden lasse sich dabei nicht beziffern.

Hotelküche
ORF
Vier Tage lang stand die Küche des Hotels still

Keine Entschädigung von den Behörden

Die Hotelbesitzerin nahm Kontakt zu Gemeinde, zum Land, zu den Bezirkshauptmannschaften, zur Wirtschaftskammer und zu den zuständigen Ministerien auf. Eine Entschädigung für den entstandenen Schaden erhielt sie von keiner Stelle. Sowohl vom Gesundheitsministerium als auch vom Tourismusministerium hieß es auf Anfrage des ORF Tirol, Entschädigungen seien für solche Fälle derzeit nicht vorgesehen.

Der Betrieb sei schließlich nicht von der Behörde geschlossen worden. Und: „Nicht zu testen ist keine Alternative. Sollte nicht getestet werden und ein Cluster aus nicht zeitgerecht entdeckten Infektionen entstehen, ist der Schaden deutlich höher“, argumentierte etwa das Tourismusministerium. Zudem sei die Anzahl der falsch positiven Tests „verschwindend gering“, erklärte das Gesundheitsministerium. Ein schwacher Trost für die betroffenen Hotelbetreiber.

Eigene Testungen für Seefelder Betriebe

Der Fall sorgte auch in der Gemeinde Seefeld für Diskussionen. In einer Art Krisentreffen habe man sich gemeinsam mit dem Tourismusverband dazu entschieden, eine eigene Teststraße für die Seefelder Betriebe zu finanzieren. Dort würden die Ergebnisse nach maximal 48 Stunden, oft aber bereits innerhalb von zwölf Stunden vorliegen, berichtete der Seefelder Bürgermeister Werner Frießer. Damit wolle die Gemeinde tagelange Schließungen verhindern.

Coronatests
ORF
In der Parkgarage der Bergbahnen werden aktuell zweimal wöchentlich CoV-Tests durchgeführt

Wirtschaftskammer fordert Änderung bei Quarantäne

Die Tiroler Wirtschaftskammer spricht von mehreren Betrieben, denen ähnlich wie im Seefelder Fall ein Schaden entstanden ist. Der Sprecher der Hotellerie der Wirtschaftskammer, Mario Gerber, fordert eine Änderung der Quarantänebestimmungen für Kontaktpersonen der Kategorie 1 (K1). Gerber fordert, dass man nach einem negativen Test von den Behörden wieder aus der Quarantäne entlassen wird. Dann hätten auch mögliche falsch positive Tests nicht so weitreichende Konsequenzen, so der Sprecher der Hotellerie.

Derzeit müssen automatisch alle Personen, die Kontakt zu einer infizierten Person hatten und als K1 eingestuft werden, in Quarantäne. Sollten sie negativ getestet werden, gilt die Quarantäne allerdings weiterhin.

Steirer prüft Klage

Einen ähnlichen Fall wie in Seefeld gab es bereits in einem touristischen Betrieb in der Steiermark, Der Wirt dort prüft derzeit rechtliche Schritte – mehr dazu in Falscher CoV-Alarm stellt Tests infrage.

Auch Susanne Told hatte sich das überlegt, davon rieten ihr aber viele ab. Es sei zu zeitaufwändig und auch zu unsicher, eine Behörde zu klagen, berichtete Told auch von Gesprächen mit einem Anwalt. Die Hotelbesitzerin blickt mit Sorge auf die kommenden Wochen: „Am liebsten würde ich diesen Winter überspringen“. Zu vieles sei derzeit ungewiss.