Glas Bier auf einer Skihütte
APA/BARBARA GINDL
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Coronavirus

Seilbahner drängen auf Apres-Ski-Regeln

Österreichs Seilbahnbranche hat am Dienstag in Wien ihr Sicherheitskonzept für den kommenden Winter präsentiert. Dabei sprachen sich die Seilbahner unter anderem für eine Zwischensperrstunde und Reglementierung der Gästezahl in den Lokalen aus. Eine Obergrenze bei den Liftgästen lehnen sie dagegen ab.

„Ich warne seit sechs Wochen, dass wir hier Regelungen brauchen. Es ist 5 nach 12“, sagte WKÖ-Seilbahnobmann Franz Hörl am Dienstag bei einem Pressegespräch. In zweieinhalb Monaten beginnt die Wintersaison. Darum brauche es dringend Konzepte. Aus Sicht der Touristiker und der Seilbahnbranche stellt sich auch die Frage, wie Apres-Ski in CoV-Zeiten stattfinden soll.

Seilbahner für verpflichtende Registrierung von Gästen

Hörl, der auch Tirols ÖVP-Wirtschaftsbundchef ist, forderte eine bundesweite Lösung. Seine Branche ist für eine verpflichtende Registrierung der Gäste beim Apres-Ski und in den Diskotheken der Wintersportorte, für eine Zwischensperrstunde ab etwa 18.30 oder 19:00 Uhr, in der die Lokale gereinigt und desinfiziert werden, sowie für eine Reglementierung der Gästezahl.

Apres Ski Bar
Public Domain
Laut Seilbahnbranche sollen in einer Zwischensperrstunde Lokale gereinigt und desinfiziert werden

„Ein kontrolliertes Après-Ski ist sicher besser als Partys in den Seitengassen“, so Hörl. Sollte die Politik es total verbieten wollen, dann sei das eine Entscheidung, für die es auch Entschädigungen geben müsse. Die Entscheidung müsse nur jetzt fallen, betonte der Seilbahnsprecher. „Drei Prozent der Umsätze könnten 97 Prozent der Saison gefährden.“

Überregionale Regeln hält Hörl für ambitioniert

Laut Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) soll der Wintertourismus „unter ganz spezifischen Rahmenbedingungen“ stattfinden, wie er vor wenigen Tagen in Aussicht gestellt hatte. Anschober strebt überregionale Standards für den gesamten zentraleuropäischen Wintersport mit Italien, Frankreich und der Schweiz an, damit keiner einen Wettbewerbsnachteil habe. Das hält Hörl wiederum für ambitioniert. „Ich denke, das wäre frühestens in der Saison 2021/22 zu erreichen.“

Leitfaden für Betriebe

Die Interessenvertretung der Seilbahnunternehmen hat jedenfalls bereits einen Leitfaden für die Betriebe erstellt, damit die Wintersaison trotz widriger Umstände funktionieren könne. Eine entsprechende Verordnung gibt es aber noch nicht. Seilbahnen und Zahnradbahnen zählen zu den öffentlichen Verkehrsmitteln. Deshalb ist das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes sowie der Ein-Meter-Abstand Pflicht, wie die Seilbahnbranche wissen ließ. Hörl glaubt, dass die Bereitschaft zum Tragen einer Maske im Winter ohnehin größer als im Sommer sei.

Gondel der Hahnenkammbahn bei Höfen
Um die Verweildauer in den Bahnen gering zu halten, sind die Geschwindigkeiten erhöht worden

Gegen Obergrenze bei Fahrgästen

Eine Obergrenze bei den Passagieren im Winter lehnen die Seilbahnvertreter ab. Bei Sessel- oder Schleppliften, laut Branche „85 Prozent der Fahrbetriebsmittel“ seien die Fahrgäste bei der Beförderung ohnehin im Freien. Bei den 15 Prozent der Bahnen, die geschlossene Kabinen haben, sei für eine Belüftung gesorgt. „Wir empfehlen, die Fenster so zu schalten, dass sie erst gar nicht geschlossen werden können“, sagte Erich Egger, Obmann der Fachgruppe der Seilbahnen in der Wirtschaftskammer Salzburg sowie Vorstand der Schmittenhöhebahn AG. In allen Bahnen in Österreich liege die Fahrtzeit unter der kritischen Zeit von 15 Minuten. Damit die Verweildauer möglichst niedrig ist, seien die Geschwindigkeiten der Bahnen auch erhöht worden.

Hörl und Egger sind einer Einschränkung bei den Beförderungszahlen, vielmehr müssten die Anstehzeiten bei den Liften so gering wie möglich gehalten werden. Darum sollen auch Liftkarten online besorgt werden, um den Kassenbereich zu entlasten. Leitsysteme sollen den Gästestrom lenken, Personal das Tragen des Mund-Nasen-Schutzes sowie die Einhaltung des Sicherheitsabstandes kontrollieren. Daneben will man bei vielen Seilbahnen die Mitarbeiter, vom Skilehrer bis zum Hausmeister, testen. „Das werden wir im Winter sehr intensiv durchführen“, so Egger.