Eine nagelneue drei Zimmerwohnung mit rund 70 Quadratmetern um knapp 350 Euro Miete im Monat – das ist für Tiroler Verhältnisse mehr als nur ein Schnäppchen. Die jüngste Wohnanlage in Baumkirchen geizt dabei nicht mit Komfort. Die Wohnungen selbst sind nicht von herkömmlichen zu unterscheiden. Der Wärmebedarf wird mit einer modernen Luftwasserwärmepumpe sowie einer PV-Anlage am Dach abgedeckt.
Interessante Herausforderung für Planer
Das Konzept für die 5-Euro-Wohnungen stammt vom Chef der Bauabteilung der NHT Engelbert Spiß und dem Architekten Georg Driendl. Die Wohnanlage in Baumkirchen integriert 14 Mietwohnungen sowie zwei betreute Wohngruppen. Die Baukosten betrugen rund 2,8 Millionen Euro auf einem Baugrund, der von den Barmherzigen Schwestern in Zams über ein Baurecht zur Verfügung gestellt wurde.
Die Wohnungen sind am neuesten Stand der Technik. Was fehlt ist lediglich eine Tiefgarage, doch junge Menschen und Familien haben in der Regel nur ein Auto, so Bürgermeister Josef Schindl. Kosten eingespart wurden auch dadurch, dass die Bäder fixfertig vorproduziert eingehoben wurden, was laut Spiß auch Vorteile in Bezug auf die Dichtheit hat. Zu guter Letzt werde auch in der Planung auf unnötige Platzverschwendung geachtet. Jeder Winkel ist wohl überlegt, so Architekt Georg Driendl. Als Beispiel nennt er auch die französischen Balkone, die Kosten sparen aber dennoch angenehmes Wohngefühl ermöglichen.
Gemeinden überraschend zurückhaltend
Vor rund vier Jahren wurde das Konzept der 5-Euro-Wohnungen präsentiert und durch Adaptierungen im Gesetz durch das Land ermöglicht. Der große Run der Gemeinden sei bislang aber leider ausgeblieben, so NHT-Vorstand Hannes Gschwentner. Es fehlen die notwendigen Flächen. Hier seien die Bürgermeister gefordert, durch geschickte Vertragsraumordnung diese Flächen zu mobilisieren. Auch die Tatsache, dass die Projekte ohne Tiefgarage realisiert werden, schreckt offenbar Gemeinden ab. Dabei sehe man hier in Baumkirchen, dass dieses Argument entkräftet werden kann, so Bürgermeister Schindl.
Die nächsten 5-Euro-Wohnanlagen der NHT werden in Haiming und in Rum realisiert.
Nach sechs Jahren werden Mieter evaluiert
Damit die günstigen Mietwohnungen auch tatsächlich jenen zu Gute kommen, die sie am notwendigsten brauchen, werde nach sechs Jahren das Einkommen der Mieter evaluiert. Verdienen diese zu gut, müssen sie die Wohnung wieder zur Verfügung stellen, so der Bürgermeister. Die Nachfrage war jedenfalls enorm groß, so Schindl. Der Großteil der Wohnungen sei auch an junge Menschen und Familien aus dem Ort vergeben worden.